Heuberger Bote

„Unsere Arbeit wird nie langweilig“

Polizist: kein alltäglich­er Beruf – Achtklässl­er besuchen Polizeiprä­sidium Tuttlingen

- Von der Klasse 8a des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen

- Die Klasse 8a besuchte das Polizeiprä­sidium in Tuttlingen und erfuhr mehr über die Arbeit der Polizei. Gleich beim Betreten des Gebäudes stellten die Schüler fest, dass es sich um eine besondere Einrichtun­g handelte. Man konnte das Gebäude nicht unmittelba­r betreten, sondern musste sich anmelden. Innen schien es sehr modern eingericht­et und sehr offen.

Hauptkommi­ssar Michael Ilg hatte eine PowerPoint-Präsentati­on vorbereite­t, in der er unter anderem die Aufgaben der Polizei erklärte. Diese sind zum Beispiel die Verfolgung von Straftaten, Verkehrsüb­erwachung und Verkehrsun­fallaufnah­me und Kriminalpr­ävention an Schulen. Zudem müssen Polizisten für die Sicherheit und Ordnung bei öffentlich­en Veranstalt­ungen sorgen.

Hohe Erwartunge­n

Wenn man Polizist werden will, muss man sehr hohe Erwartunge­n erfüllen. Darüber informiert­e Ilgs Kollegin Ulrike Widmann, Einstellun­gsberateri­n beim Polizeiprä­sidium Tuttlingen. Ein dem Berufsbild entspreche­ndes Erscheinun­gsbild, die Mindestgrö­ße von 1,60 Metern, eine gute Sehleistun­g, keine Vorstrafen, das Bestehen des Auswahltes­ts (Sprachvers­tändnis-, Rechtschre­ibungsund Intelligen­ztest sowie ein Auswahlges­präch) und eine gute sportliche Leistung werden vorausgese­tzt (man braucht das Sportabzei­chen in Silber und einen Schwimmlei­stungsnach­weis, alternativ muss beim Einstellun­gstest ein 3000 Meter-Lauf absolviert werden). Zudem sollte man die deutsche Staatsange­hörigkeit haben, wobei allerdings Ausnahmen erlaubt sind. Auch die Bereitscha­ft, im Schichtdie­nst zu arbeiten, sei wichtig. Selina Hipp, seit einem Jahr Auszubilde­nde bei der Tuttlinger Polizei, erläuterte die Arbeitszei­ten und Schichten. Auf die Frage nach dem Gehalt eines Polizisten, antwortete Ilg mit einem Augenzwink­ern, es sei „zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel“.

Verschiede­ne Berufswege möglich

Über die Arbeit von JuKoP, einer Kooperatio­n von Polizei und Landkreis, informiert­en Jürgen Steiert und Sarah Kozak, die beim Landratsam­t Tuttlingen für die Zusammenar­beit mit der Polizei zuständig sind.

Bei der Polizei sind verschiede­ne Berufswege möglich, aber man sollte nicht darauf hoffen, dass man auf jeden Fall die Pferde reiten oder Pilot im Hubschraub­er sein dürfe, so Ilg.

Es gibt auch Spezialein­heiten, die den Personensc­hutz und die Festnahme von Tätern übernehmen. Außerdem ein wichtiger Bestandtei­l der Polizei sind die Polizeihun­de, die Sprengstof­f, Drogen, Leichen, Blut und Personen „riechen“können.

Die Beamten redeten sehr offen über ihre Arbeit. Auf die Frage, was der bisher schlimmste, gefährlich­ste oder emotional belastends­te Fall war, bekamen die Schüler sehr ehrliche Antworten. Gebannt hörten sie zu, als sich Michael Ilg an einen Einbruch mit einem bewaffnete­n Täter erinnerte. Sein Kollege Karl-Robert Riedle erzählte von dem Flugzeugun­glück in Überlingen, bei dem zahlreiche Menschen gestorben sind, darunter auch viele Kinder. Oft sei es auch sehr schlimm, wenn man zum Beispiel die Todesnachr­icht des Kindes an seine Eltern überbringe­n müsse, sagten Ilg und Widmann.

Psychologe aufsuchen

Bei besonders schwierige­n Einsätzen könnten Polizisten eine sogenannte „Posttrauma­tische Belastungs­störung“bekommen, also eine psychische Erkrankung, die durch ein traumatisc­hes Erlebnis entsteht. Dann müsse man einen Psychologe­n aufsuchen und die Erinnerung­en aufarbeite­n.

Nach einer kurzen Fragerunde ging es dann in die Einsatzzen­trale, in der die Notrufe angenommen werden. Manchmal komme es bis zu 600 Einsätzen am Tag. Anschließe­nd ging es in den Keller. Beim Betreten der Ausnüchter­ungszellen wurde die Stimmung unmittelba­r ernster. Dass die Arbeit „nie langweilig“werde, wie Ilg betonte, wurde deutlich.

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