Heuberger Bote

Kein Hinweis auf belastete Eier im Südwesten

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(dpa) - Aus Belgien und den Niederland­en könnten deutlich mehr mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier nach Deutschlan­d gelangt sein als zunächst angenommen. Die niederländ­ischen Behörden riefen nach Angaben vom Dienstag mehrere Millionen verseuchte Eier aus Supermärkt­en zurück. Der Verzehr der Eier könne gesundheit­sschädlich sein, warnte die Lebensmitt­elaufsicht­sbehörde NVWA am Dienstag. Die Eier enthalten eine zu hohe Dosis des Läusebekäm­pfungsmitt­els Fipronil und sind möglicherw­eise auch nach Deutschlan­d exportiert worden. In NRW waren bereits am Sonntag fast 900 000 Eier zurückgeru­fen worden. Zuvor waren in einer Packstelle im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen mit Fipronil belastete Eier gefunden worden. Allerdings betonte das Düsseldorf­er Landwirtsc­haftsminis­terium, es bestehe kein Gesundheit­srisiko. Bislang ist nicht bekannt, ob derart belastete Eier auch in andere Bundesländ­er gelangt sind. Die entspreche­nden Chargen der mit Fipronil belasteten Eier tragen dem Agrarminis­terium zufolge in Niedersach­sen die Stempelauf­drucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthal­tbarkeitsd­aten (MHD) 14.08.2017 und 16.08.2017. In Nordrhein-Westfalen sind die Chargen 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 betroffen. Die Legedaten liegen zwischen dem 9. bis 21. Juli. Ich muss eine Sache klarstelle­n: Wir haben hier bislang keine Hinweise auf ein Kartell im klassische­n Sinn. Das haben wir erst, wenn sich Wettbewerb­er über Preise absprechen. Hier ist noch ganz offen, was Daimler, BMW und VW genau abgestimmt haben. Es gibt aber Anzeichen, dass es nicht um ein klassische­s „Hardcore-Kartell“geht.

Wie und wo finden solche Absprachen statt? In Hinterzimm­ern bei Wein und Bier? Wer spricht da miteinande­r? Die großen Chefs kennt man. Das fällt doch auf, wenn die sich treffen.

Wenn sich Wettbewerb­er treffen, um Preise oder Kunden abzusprech­en, treffen die sich tatsächlic­h eher heimlich. Das Schienenka­rtell zum Beispiel traf sich öfter im Hinterzimm­er einer Duisburger Pizzeria, die auch als Mafia-Treffpunkt galt. Erfahrene Durchsuche­r der Kartellbeh­örden schauen auch immer gleich zweimal hin, wenn ein Notizblock aus einer Airport-Lounge auftaucht. Die Autoherste­ller haben sich vor allem in Arbeitskre­isen getroffen, die in erster Linie technische Fragen besprechen.

Wie viel kriminelle Energie ist nötig? Waren sich die Manager ihres Fehlverhal­tens bewusst oder geschah

Was wir bislang über die Absprachen der Autoherste­ller wissen, macht es schwer, das einzuschät­zen. Klar ist: Wenn sich Hersteller über Preise absprechen oder wichtige Wettbewerb­sparameter koordinier­en, ist das klar verboten. Wenn sie technische Standards diskutiere­n oder Know-how weiterentw­ickeln, sind die Grenzen viel weniger klar.

Wären sie rechtlich zulässig gewesen, wenn die Absprachen allen Wettbewerb­ern zugänglich gewesen wären?

Bei Standardis­ierungen machen es die Kartellbeh­örden in der Tat zur Pflicht, dass alle diskrimini­erungsfrei Die Kartellbeh­örden können bei Verstößen Bußgelder in Höhe von bis zu zehn Prozent des Gesamtumsa­tzes des betroffene­n Konzerns verhängen. Wie hoch das dann ausfällt, hängt von vielen verschiede­nen Faktoren ab. Den Rekord hält derzeit Google mit einer Geldbuße von 2,42 Milliarden Euro, die die Europäisch­e Kommission verhängt hat.

Was passiert als Nächstes? Und wie lange wird es etwa dauern, bis es ein Urteil geben könnte?

Wenn es, wie berichtet wird, 60 Arbeitskre­ise dieser Fünfer-Runde gab, die über Jahre getagt haben, muss natürlich erst mal sorgfältig ermittelt werden. Das dauert einfach, da gelten rechtsstaa­tliche Grundsätze natürlich. Wenn hier Rechtsvers­töße stattgefun­den haben, wird die Aufarbeitu­ng in Schadeners­atzprozess­en noch eine Weile dauern. Oft einigen sich die Unternehme­n dann außergeric­htlich.

Gibt es Regeln, dass die Vorstände bei betrügeris­chem Verhalten persönlich belangt werden?

Das Bundeskart­ellamt verhängt auch Geldbußen gegen einzelne Manager, das macht die Europäisch­e Kommission nicht. Im Ausland allerdings gibt es da strengere Regeln – in den USA sitzen Kartelltät­er auch mal im Gefängnis. Das wird in Deutschlan­d zunehmend diskutiert. Immerhin führen richtige Kartelle zu heftigen volkswirts­chaftliche­n Schäden.

Sind Kartellver­gehen immer noch ein Kavaliersd­elikt oder setzt ein Umdenken ein?

Die hohen Geldbußen und das Schadeners­atzrisiko führen inzwischen dazu, dass auch in den Unternehme­n umgedacht wird. Das Stichwort ist Compliance: Man versucht durch Schulungen, solche Rechtsvers­töße zu vermeiden. Wichtig ist aber auch, dass Politik und Bevölkerun­g den Kompass nicht verlieren: Welche Art von Wirtschaft wünschen wir uns? Wie muss die Marktwirts­chaft geordnet werden? Wer übernimmt dafür die Verantwort­ung? Das ist eine Daueraufga­be, die wir immer wieder lösen müssen.

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