Heuberger Bote

Zum Zug geht’s nicht barrierefr­ei

Deutsche Bahn lässt zeitgleich alle Aufzüge im Tuttlinger Hauptbahnh­of sanieren

- Von Christian Gerards

- Menschen mit einer Behinderun­g, Eltern, die mit einem Kinderwage­n unterwegs sind, oder Leute, die einen schweren Koffer dabei haben, haben derzeit am Tuttlinger Bahnhof mit Problemen zu kämpfen. Der Grund: Die Deutsche Bahn lässt noch bis Ende September die drei Aufzüge zeitgleich sanieren. Damit ist der Zugang zu den Gleisen mitunter deutlich erschwert.

„Wir machen eigentlich etwas Gutes. Das ist aber mit Umständen verbunden“, sagt Werner Graf, Pressespre­cher der Deutschen Bahn in Stuttgart. Er berichtet, dass das Unternehme­n 570 000 Euro für neue technische Komponente­n und die Antriebe der Aufzüge investiert: „Sie sind dann faktisch wie neu“, sagt er.

Sanierungs­bedarf bekannt

Dass die Lifte saniert werden müssen, war schon länger offenkundi­g. Schließlic­h musste die Tuttlinger Feuerwehr immer wieder ausrücken, um Personen aus steckengeb­liebenen Aufzügen zu befreien. Nun kommt also der Rundumschl­ag, und der müsse laut Graf zeitgleich erfolgen: „Das würde anders nicht funktionie­ren“, sagt er. Trotzdem würde die Sanierung „leider bis Ende September“dauern.

Kunden, die aus den verschiede­nen Gründen nicht die Treppe benutzen können, um zu ihrem Gleis zu kommen, sollten laut Graf für den Fernverkeh­r in Richtung Schaffhaus­en oder Stuttgart von einem anderen Bahnhof in Tuttlingen nach Rottweil fahren. „Alle anderen Bahnhöfe in Tuttlingen sind barrierefr­ei“, betont er. Auch in Rottweil könnten die Fahrgäste alle Gleise barrierefr­ei erreichen.

Für den Nahverkehr empfiehlt Graf jedem Rollstuhlf­ahrer, die anderen Bahnhöfe in Tuttlingen zu verwenden, also die Haltepunkt­e „Tuttlingen Schulen“, „Tuttlingen Nord“oder „Tuttlingen Gänsäcker“. Für weitere Hilfen verweist er auf den Mobil-Service des Unternehme­ns.

Für Mathias Schwarz, Vorstandsm­itglied von Tuttlingen barrierefr­ei, ist die Situation am Tuttlinger Hauptbahnh­of ein „großes Problem“. Der Verein habe sich gewünscht, dass die Deutsche Bahn Personal vorhält, das den Menschen mit einer Behinderun­g den Zugang zu den Gleisen ermöglicht.

„Es wundert uns, dass die Sanierung so lange dauert. Das ist sehr unschön und ein viel zu langer Zeitraum“, betont Schwarz. Er sei ursprüngli­ch davon ausgegange­n, dass die Sanierung innerhalb von zwei Tagen über die Bühne gegangen ist. Nun seien Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder mit dem Kinderwage­n unterwegs sind, auf die Hilfsberei­tschaft der anderen Fahrgäste angewiesen – gerade in den frühen Morgenstun­den oder am späteren Abend, wenn die Anzahl der Zugfahrer verringert ist, könnte das zu einem Problem werden.

Gefahr, den Zug zu verpassen

Noch habe Tuttlingen barrierefr­ei nichts Konkretes darüber gehört, dass eine Person wegen der gesperrten Aufzüge am Hauptbahnh­of gestrandet sei. Die Sorge sei aber da, und es sei auch schon im sozialen Netzwerk Facebook kommunizie­rt worden, dass die Betroffene­n Gefahr laufen, ihren Zug zu verpassen, wenn die mögliche Hilfe nicht vor Ort zu finden ist.

 ?? FOTOS: CHRISTIAN GERARDS ?? Ein Plakat in der Schalterha­lle des Tuttlinger Hauptbahnh­ofs weist aktuell auf die Sanierungs­arbeiten an den Aufzügen hin. Die lange Zeitspanne von Ende Juni bis Ende September ist für den Verein Tuttlingen barrierefr­ei hingegen deutlich zu lang.
FOTOS: CHRISTIAN GERARDS Ein Plakat in der Schalterha­lle des Tuttlinger Hauptbahnh­ofs weist aktuell auf die Sanierungs­arbeiten an den Aufzügen hin. Die lange Zeitspanne von Ende Juni bis Ende September ist für den Verein Tuttlingen barrierefr­ei hingegen deutlich zu lang.
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So sieht es derzeit in der Unterführu­ng zu den Bahngleise­n im Tuttlinger Hauptbahnh­of aus. Die Aufzüge sind großräumig abgesperrt.

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