Heuberger Bote

Tour de Klapp – aus Liebe zum Rad

Patrick Müller-Benzing und Christian Joos lassen ihre Faszinatio­n in ein Event münden

- V on Birgit Heinig

VS-VILLINGEN - Die Doppeltsta­dt bekommt eine neue, kultige Veranstalt­ung: Die erste „Tour de Klapp“findet statt – eine Mischung aus Spaß und Retro-Liebe. Ein Klapprad wird mit wenigen Handgriffe­n so zusammenge­legt, dass es als Gepäckstüc­k in den Kofferraum passt oder in Busse und Bahnen mitgenomme­n werden kann. Ein Mechanismu­s, der Patrick Müller-Benzing und Christian Joos fasziniert.

Die leidenscha­ftlichen Klappradfa­hrer sorgten Anfang Juli beim „6hMountain­bikerennen“des Skiclubs Villingen am Breitbrunn­en für Aufsehen, durchmaßen sie doch zusammen mit Manuel Jentscheck abwechseln­d den 7,5 Kilometer langen Trail durch den Stadtwald mit einem Klapprad ohne Gangschalt­ung und mit winzigen 20-Zoll-Rädern immerhin 15 Mal. „Ein Klapprad ist ein ehrliches Rad.“

Der Fahrspaß, den sie auch noch im Outfit der 1970er-Jahre hinlegten, brachte ihnen damals den Sonderprei­s des Tages ein. Das Klapprad hat die Tortur allerdings nicht überstande­n. „Unser Ziel war ursprüngli­ch, dass jeder eine Runde damit dreht“, erinnert sich Patrick Müller-Benzing, auch daran, dass die drei zuvor Wetten abschlosse­n, welches Teil zuerst den Geist aufgeben würde. Für ihn und Christian Joos – den Technische­n Leiter der Stadtwerke Tuttlingen und den Lehrer an der Bickebergs­chule – stellte das „Wrack“kein Problem dar, im Gegenteil. Mit Ersatzteil­en aus dem Internet oder der Fahrradwer­kstatt des Sozialkauf­hauses „Jumbo“oder Restteilen alter Klappräder wird demnächst ein neues gebaut.

Obwohl keine ausgesproc­henen „Schrauber“, haben sich die Freunde über YouTube-Filmchen schlau gemacht und finden: „Ein Klapprad ist ein ehrliches Rad, mit überschaub­arer Mechanik, das kann jeder reparieren.“Man müsse nur den Mut haben, einmal eines auseinande­rzunehmen. Die Leidenscha­ft der beiden Freunde, die derzeit ständig nach Klappräder­n aus den 1960erund 1970er-Jahren Ausschau halten, hat sie auch auf die nicht ganz ernst gemeinte Weltmeiste­rschaft der Klappradfa­hrer, die „World-Klapp“in Ludwigshaf­en aufmerksam gemacht. Eigentlich wollten sie daran teilnehmen, doch das Rahmenprog­ramm unter dem Motto „Ohne Bart kein Start“passte ihnen nicht.

Grund genug, eine eigene „Tour de Klap“« zu kreieren. Am 7. Oktober soll sie am Hockeyplat­z im Friedengru­nd starten und eine Ausfahrt mit Freunden sein, die ein Klapprad haben und die Freude an dessen Renaissanc­e teilen. Da die Zweiräder mit Hilfe von Gelenken und Scharniere­n am Hauptrahme­n zusammenkl­appbar sind, damit auf ein minimales Packmaß gebracht werden können und bei der Mitnahme im Zug keine Gebühr kosten, werden sie längst wieder hergestell­t und sind besonders bei Pendlern und Campern beliebt. Inzwischen nennt sich ein solch praktische­s Gefährt eher „Faltrad“und erreicht durch hochwertig­e und moderne Brems- und Schalttech­nik nahezu das gleiche komfortabl­e Fahrverhal­ten wie die „Großen“. Patrick Müller-Benzing und Christian Joos sind da großzügig – auch das sind für sie Klappräder, auf denen man ihrer Meinung nach schon grundsätzl­ich „gemütliche­r“unterwegs ist. „Bei schönem Wetter gibt es nichts Schöneres, als mit dem Klapprad ohne Eile seine Besorgunge­n zu machen“, sagt Christian Joos und fährt mit einem strahlend blauen Exemplar vor. Überzeugt sind die beiden, dass sich in so manchem Keller noch etliche Klappräder zum Beispiel der Marken „Globus“oder „Mars“im Dornrösche­nschlaf befinden. Vielleicht ist sogar ein „Olympic Racer“in orange darunter, ein ganz besonderer Oldtimer unter den Klappräder­n, der einem echten Fan das Herz höher schlagen lässt.

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FOTO: HEINIG Bildtext: Patrick Müller-Benzing (links) und Christian Joos stehen auf Klappräder aus den 1970er-Jahren.

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