Musiker suchen Inspiration in Kesselhaus und Kartonagenfabrik
Im Rahmen der Sommerakademie Opus XXI finden zwei öffentliche Konzerte in der Trossinger Musikhochschule statt
TROSSINGEN (pm) - Der Blaue Bau und der große Konzertsaal der Trossinger Hochschule für Musik sind trotz vorlesungsfreier Zeit bis spät in den Abend erfüllt von Klängen und Stimmen – Streicher, Holz- und Blechbläser, Sänger und Schlagzeuger beschäftigt die Sommerakademie Opus XXI.
Die Sommerakademie mit namhaften deutschen und französischen Dozenten und einem internationalen Teilnehmerfeld junger Interpreten und Komponisten bereitet ihr Abschlusskonzert mit allein drei Uraufführungen am 11. August bei den Bregenzer Festspielen vor, sowie ein Improvisationskonzert am 9. und die öffentliche Generalprobe am 10. August, im Konzertsaal der Hochschule.
Die Trossinger Rektorin und Dozentin Elisabeth Gutjahr schwärmt von der „spürbaren tollen Energie“ dieses Projekts der Hochschule für Musik und Theater Hamburg gemeinsam mit dem Verein Opus XXI Frankreich sowie der Musikhochschule Trossingen als Gastgeberin. Seit 16 Jahren bietet Opus XXI Musikern die Möglichkeit, mit zeitgenössischem Kammermusik- und Ensemblerepertoire sowie mit den Grundlagen freier Improvisationstechniken vertraut zu werden.
Improvisationskurs für alle
Das französische Ensemble „L’instant donné“leistet Hilfestellung, es betreut die Instrumentalisten bei der Einstudierung der Werke einzeln und im Ensemble, die Dozenten spielen nach dem Prinzip der „Open Chamber Music“auch gemeinsam mit den Teilnehmern.
Die Sängerin Donatienne MichelDansac sei, so Elisabeth Gutjahr, die unbestrittene Koryphäe für zeitgenössische Vokalperformance in Frankreich und ein großer Gewinn nicht nur für die Gesangsstudentin Stefanie Flaig als eine der fünf Trossinger Teilnehmer.
Vier aufstrebende Nachwuchskomponisten sind sowohl mit eigenen Werken, darunter drei Urauffühurngen, bei Opus XXI vertreten, erarbeiten gemeinsam mit den Interpreten ihre Werke, erfahren dabei selber aber auch umfangreiches professionelles Coaching vom künstlerischen Leitungsteam: die beiden Hamburger Professoren Reinhard Flender und Fredrik Schwenk sowie dem französischen Komponisten Henry Fourès arbeiten mit ihnen unter anderem in den Bereichen Instrumentation und beraten bei der Notation gewünschter Klangeffekte.
Ein Improvisationskurs, der offen ist für alle Teilnehmenden, zieht sich durch die gesamte Sommerakademie als unverzichtbare komplementäre Ergänzung der (zumeist) notengebundenen „klassischen“Interpretation der Kompositionen. Dazu gehörte auch, dass eines Morgens eine Gruppe die Gegend zwischen Hochschule und Friedhof durchstreifte auf der Suche nach besonderen Klängen und der Inspiration durch Räume und die Umgebung.
Konzert am 9. August
Die alte Kartonagenfabrik mit den Räumlichkeiten des Künstlers Martin Wernert, der die Musiker durch das Gebäude führte, sorgte für tolle Inspiration. Vor allem das Papierund Karton-Lager wirkte, so Elisabeth Gutjahr, durch ihre spezifische Akustik für ungewohnte Eindrücke. Das Kesselhaus wiederum verführte die morgendlichen Wanderer zu spontanen Improvisationen mit dem vorhanden Interieur und der Raumakustik. Elisabeth Gutjahr beschreibt Improvisation als „abstrakten Hörfilm, der einen dazu bringt, bestimmte Dinge nochmal ganz anderes wahrzunehmen“.
Am Mittwoch, 9. August, 19 Uhr lädt Opus XXI ein zu einer „akustischen Reise im Raum“, bei der das Publikum den Konzertsaal der Hochschule einmal ganz anders erleben kann. Dieses Improvisationskonzert ist ein besonderer Auftakt zu den Konzerten am 10. (Öffentliche Generalprobe/Vorpremiere in Trossingen) und 11. August (Abschlusskonzert in Bregenz).