Beamte auf Rollern – Freiburger Polizei testet Segways
Neue Streife soll Sicherheitsgefühl der Bürger stärken – Für Verfolgung von Verbrechern eher ungeeignet
(dpa) - Mit einigem Tempo düsen Janka Schmidt (29) und Matthias Engler (48) auf ihren Segways über den Platz der Alten Synagoge in Freiburg. „Man gewöhnt sich sehr schnell daran“, sagt die Polizistin, während sie ihre Runden dreht. Die beiden schwarzen Elektro-Roller sind mit Klingel, Frontlicht und Reflektoren ausgestattet, Polizeiabzeichen findet man nicht. Nach Herstellerangaben erreichen sie ein Tempo bis zu 20 Stundenkilometer.
Während der Vorführung am Dienstag haben Passanten viele Fragen an die Polizisten mit den Fahrradhelmen. Einer möchte wissen, wie man das Gleichgewicht auf den Stehrollern hält. Der Kontakt zu den Bürgern ist eines der Ziele, die sich die Polizei mit dem Segway-Projekt gesetzt hat. Zwei Monate lang sollen die beiden angemieteten Geräte getestet werden.
Dabei soll auch erprobt werden, wie sich das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger durch mehr Polizeipräsenz stärken lässt. Dieses war im vorigen Jahr massiv gestört worden, unter anderem nach sexuellen Übergriffen auf zwei Frauen. Mit den Segways solle die Lücke zwischen Fuß- und Fahrzeugstreife geschlossen werden, sagt Polizeidirektor Berthold Fingerlin. Für die Verfolgung von Straftätern seien sie aber nur bedingt geeignet.
Andernorts gehören die Segways bereits zum Alltag. Bei der Düsseldorfer Bundespolizei sind sie am Flughafen „vollkommen anerkannte Einsatzmittel“. Anders als ein Bahnhof mit Treppen und schmalen Gängen biete sich der Airport dafür an. „Unsere Erfahrungen sind super“, sagt ein Sprecher. Auf ihren vier Stehrollern seien die Beamten besser zu sehen. Ein weiterer Vorteil: Sie sind lautlos – Ladendieben sei das schon zum Verhängnis geworden.
Im Einsatz in Singapur
In Singapur ist die Polizei seit fast 15 Jahren mit Segways unterwegs. In Südostasien sieht man an größeren Flughäfen häufiger auch Sicherheitsleute damit. Ähnlich wie in den USA: Polizisten auf Segways gehören dort vielerorts zum Alltagsbild. Laut Medienberichten patrouillieren Stockholmer Beamte bereits seit 2011 auf Elektro-Rollern. Die Budapester Polizei nutzt seit Mai zwei der Fahrzeuge im bei Touristen beliebten Burgviertel. An der Küste von Cornwall in Großbritannien setzt die Polizei die Stehroller ein, um vermisste Menschen an langen Sandstränden ausfindig zu machen. In diesem Sommer sind nach Herstellerangaben in den Touristenmagneten Nizza und Cannes auch Beamte der Nationalpolizei auf den Elektro-Vehikeln unterwegs.
Doch nicht jeder ist von den Einsatzmöglichkeiten überzeugt. Die Polizei in Kopenhagen hat die Roller vor einigen Jahren getestet – durchsetzen konnten sie sich dort aber nicht. Im November 2014 teilte auch die Polizei von 's-Hertogenbosch (Niederlande) mit, ihre Tests hätten keinen Bedarf für den Segway ergeben. Der Grund: Das Fahrzeug bringe im Vergleich zu Fuß- und Fahrradstreifen wenig Mehrwert.
Wie es nach dem Test in Freiburg weitergeht, ist noch offen. Bislang sei in Baden-Württemberg kein Einsatz von Segways geplant, so ein Ministeriumssprecher. Man wolle erst schauen, wie sinnvoll die Geräte tatsächlich sind.