Heuberger Bote

Südafrikas Präsident Zuma übersteht Misstrauen­svotum

Staatschef bleibt trotz Korruption­svorwürfen, Machtmissb­rauch und einer mageren Bilanz im Amt

- Von Ralf E. Krüger

(dpa) - Mit einem weiteren überstande­nen Misstrauen­svotum hat Südafrikas Präsident Jacob Zuma am Dienstag seinen Ruf als politische­r Überlebens­künstler gefestigt. Obwohl in der geheimen Wahl auch Abgeordnet­e der Regierungs­partei Afrikanisc­her Nationalko­ngress (ANC) gegen Zuma stimmten, verfehlte die Opposition die notwendige Mehrheit. 201 Stimmen wären für einen Erfolg des Antrags nötig gewesen – 177 waren es. 384 Abgeordnet­e hatten abgestimmt, neun enthielten sich, 198 waren dagegen.

Die Abstimmung im streng abgesicher­ten Parlament in Kapstadt war begleitet worden von landesweit­en Protestkun­dgebungen. Dem 75-Jährigen werden unter anderem Korruption und Machtmissb­rauch vorgehalte­n – Vorwürfe, die zuvor zu wochenlang­en Protesten im ganzen Land geführt hatten.

Der Staatschef fehlt im Parlament

Im scharf bewachten Parlament geriet die Aussprache zwei Stunden lang zu einem Scherbenge­richt für Zuma, der selbst nicht anwesend war. Während sich Anhänger und Gegner des Regierungs­chefs in ihren Reden immer wieder auf die Werte von Nelson Mandela als Gründerprä­sidenten des demokatisc­hen Post-Apartheid-Südafrikas bezogen, beschwor vor allem die Opposition Mandelas Vision einer starken KapDemokra­tie. Sie stehe heute auf dem Prüfstand, erklärte der Chef der stärksten Opposition­spartei Demokratis­che Allianz (DA), Mmusi Maimane. „Heute ist ein historisch­er Tag“, meinte er und appelliert­e an die Abgeordnet­en, ihrem Gewissen und nicht dem Fraktionsz­wang zu folgen. Weite Teile der Bevölkerun­g hätten das Vertrauen in ihre Regierung längst verloren, meinten auch andere Sprecher der Opposition.

In den Wochen vor der Abstimmung hatten landesweit Politiker, Menschenre­chtler und besorgte Bürger eine Absetzung von Zuma gefordert. Denn die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer – nicht nur wegen seiner mageren Regierungs­bilanz mit einer schrumpfen­den Wirtschaft, einer auf Ramsch-Status abgerutsch­ten Kreditwürd­igkeit und einer Arbeitslos­enquote von knapp 28 Prozent.

Schlimmer wiegt der Vorwurf, er habe sich von der einflussre­ichen indischstä­mmigen Industriel­lenfamilie Gupta kaufen lassen, die über Ministerpo­sten ebenso entscheide­t wie über Beschaffun­gsprogramm­e der Regierung. Zumas Familie habe im Gegenzug davon profitiert, etwa durch lukrative Jobs und Beteiligun­gen an den Firmen der Familie. Von einer „Kaperung des Staates“ist die Rede. Zuma selbst sah darin bisher keinen Hinweis auf ein Fehlverhal­ten. Staatliche Institutio­nen seien unter Zuma schamlos ausgehöhlt worden, hatte schon zuvor der Vorsitzend­e der Bürgerrech­ts-Koalition Future SA, Mavuso Msimang, in einem Kommentar betont.

Baldiger Rücktritt möglich

Die Zukunft von Zuma gilt trotz des gewonnenen Misstrauen­svotums nicht als gesichert. Er gilt als angeschlag­en und hat auch innerhalb seines ANC für Risse gesorgt. Als wahrschein­lich wird daher nun Zumas Rücktritt bis Ende des Jahres angesehen. Als sicher gilt, dass er dann zumindest sein Amt als Parteichef niederlege­n wird – der Machtkampf um seine Nachfolge hat längst begonnen.

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FOTO: DPA Vor der Parlaments­sitzung demonstrie­rten in Kapstadt Regierungs­gegner.

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