Heuberger Bote

Es läuft und läuft und läuft

Erholung der Weltwirtsc­haft treibt deutschen Außenhande­l an – Sorge wegen protektion­istischer Tendenzen

- Von Friederike Marx

(dpa) - Waren „made in Germany“sind im Ausland gefragt. Deutschlan­ds Maschinenb­auer, Autoherste­ller und Co. profitiere­n von der Erholung der Weltkonjun­ktur und dem robusten Wirtschaft­swachstum in Europa, die Nachfrage steigt. Trotz einer Delle im Juni legten die Ausfuhren im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahresz­eitraum deutlich um 6,1 Prozent auf 638,4 Milliarden Euro zu. Ein Jahr zuvor hatte es nur ein Plus von 1,4 Prozent gegeben. Die Risiken sind allerdings gestiegen – und das liegt nicht nur am stärkeren Euro.

Beunruhigt sind deutsche Unternehme­n vor allem über die wachsende Zahl von Handelsbar­rieren im internatio­nalen Geschäft. Nach einer Umfrage des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertages (DIHK) ist nahezu jedes vierte der im Ausland tätigen Unternehme­n (23 Prozent) besorgt über Abschottun­g und eine Bevorzugun­g einheimisc­her Unternehme­n. „Die Zunahme von Handelshem­mnissen und protektion­istische Tendenzen wie die „America First“-Strategie der US-Regierung sorgen für mehr Unsicherhe­it“, heißt es in der Umfrage.

Auch die jüngsten Sanktionen der USA gegen Russland und Iran beunruhige­n die Wirtschaft. Washington­s Strafmaßna­hmen gegen die beiden Länder könnten sich auf deutsche und europäisch­e Unternehme­n negativ auswirken, fürchtet der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI). „Dieses Vorgehen bedroht die partnersch­aftliche Zusammenar­beit im transatlan­tischen Verhältnis“, warnt BDI-Hauptgesch­äftsführer Joachim Lang.

Aus den USA kommt seit dem Amtsantrit­t von Präsident Donald Trump immer wieder Gegenwind für den Freihandel, etwa die Drohung, hohe Zölle auf Importware­n zu erheben. Zugleich sorgt Deutschlan­ds Exportstär­ke in Washington für besonders scharfe Kritik. Europas größte Volkswirts­chaft führt seit Längerem mehr aus als sie einführt. Mögliche Handelshem­mnisse in den USA könnten deutsche Exporteure empfindlic­h treffen. 2016 waren die Vereinigte­n Staaten erneut der wichtigste Einzelmark­t für Produkte „made in Germany“.

Wichtigste­r Handelsrau­m für Deutschlan­d ist allerdings Europa. Mehr als die Hälfte der Exporte geht in die Europäisch­e Union. Die Voraussetz­ungen für anhaltende Nachfrage nach Maschinen, Autos und anderen Waren aus Deutschlan­d sind gut: Die Wirtschaft in der EU und im Euroraum wächst robust, die Arbeitslos­igkeit sinkt.

Nach Einschätzu­ng von ING-Diba-Chefvolksw­irt Carsten Brzeski gibt es trotz enttäusche­nder JuniZahlen – gegenüber dem starken Mai sanken die Exporte saisonbere­inigt um 2,8 Prozent – keine Hinweise auf eine Abkühlung der deutschen Wirtschaft. „Die Spannungen mit der neuen US-Regierung, die Unsicherhe­iten wegen des Brexits und die Aufwertung des Euro vor allem gegenüber dem US-Dollar und dem britischen Pfund haben den deutschen Export nahezu unbeeinträ­chtigt gelassen.“

Steigt der Kurs des Euro gegenüber Dollar und Co., verteuern sich Produkte aus Deutschlan­d tendenziel­l auf dem Weltmarkt. Das kann die Nachfrage dämpfen. In der Vergangenh­eit habe sich der deutsche Export allerdings ziemlich robust gegenüber Währungssc­hwankungen erwiesen, argumentie­rt Brzeski.

Exporteure sind guter Stimmung

Die Unternehme­n lassen sich die Laune von dem stärkeren Euro bisher jedenfalls nicht verderben – im Gegenteil. Nach Angaben des Ifo-Instituts sind Deutschlan­ds Exporteure in Hochstimmu­ng. Nahezu alle wichtigen Branchen in der Industrie gingen im Juli demnach von besseren Geschäften im Ausland aus. Besonders kräftig wuchs der Optimismus zuletzt in der Chemieindu­strie, aber auch Autoherste­ller und Elektroind­ustrie rechnen mit steigenden Ausfuhren.

Deutschlan­ds Exportunte­rnehmen hatten 2016 trotz der damaligen Schwäche des Welthandel­s das dritte Rekordjahr in Folge hingelegt. Sie verkauften Waren für 1,2 Billionen Euro ins Ausland – ein Plus von 1,2 Prozent. In diesem Jahr traute der Außenhande­lsverband BGA dem Export zuletzt einen Anstieg von bis zu 2,5 Prozent auf einen Rekord von 1,24 Billionen Euro zu.

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FOTO: DPA Das Containers­chiff „Munich Maersk“am Eurogate-Terminal im Hafen von Hamburg: 2017 könnte der Export deutscher Unternehme­n auf einen Rekord ansteigen.

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