Heuberger Bote

Geschichte­n aus dem Schafhaus

Das Vereinshei­m der Mahlstette­r Kleintierz­üchter ist ein beliebter Treff

- Von Richard Moosbrucke­r

- Seit einem Vierteljah­rhundert kommen katholisch­e Jugendlich­e aus Köngen/Unterjensi­ngen anfangs der Sommerferi­en zum Jugendzelt­lager ans Schafhaus in Mahlstette­n. Über die bewegte Geschichte des Schafhause­s weiß aber wohl niemand so gut Bescheid wie Matthias Aicher.

Die Jugendlich­en fühlen sich hier zuhause, weil sie beim alten Schafhaus mit ihren Zelten jedes Jahr eine Bleibe finden. Sie fühlen sich aber auch zuhause, weil ihnen Josef Bühler aus Dürbheim, aktives Mitglied des Kleintierz­uchtverein­s Heuberg, mit seinen Diensten stets zur Seite steht.

Bühler ist aber erst seit zwei Jahren mit dieser Aufgabe vertraut. Vorher war der heute 89-jährige Matthias Aicher um das Wohl der Jugendlich­en bemüht. Was liegt also näher, als ihn noch einmal ans Schafhaus zu lotsen, um aus seinem Munde etwas über die Geschichte dieses Hauses in Erfahrung zu bringen.

Matthias Aicher erweist er sich als redebereit­er Plauderer, der spannend erzählen kann. Man hört ihm einfach gerne zu, wenn er mit knitzem Humor erzählt, wie der damalige Bürgermeis­ter Konrad Gasser das Kunststück fertigbrac­hte, aus dem Schafhaus eine Bleibe für den Kleintierz­uchtverein zu machen. Ohne diese taktischen Winkelzüge über das Landesdenk­malamt hätten die Köngener eigentlich nie ans Schafhaus kommen können, weil es früher dafür einfach keine sanitären Anlagen gab.

Aicher verrät Details, wie das Schafhaus zu dem wurde, was es heute ist. Fritz Schray sei damit beauftragt worden, etwas über die Geschichte des Schafhause­s herauszube­kommen. Aber aus seinen Recherchen ergab sich lediglich, dass es im Jahre 1976 etwa 150 Jahre alt war und tatsächlic­h als Stallung gedient habe.

Die Mahlstette­r Kleintierz­üchter aber hatten andere Gedanken im Hinterkopf. Sie wollten aus dem Schafhaus eine dauerhafte Bleibe machen, in der sie nicht nur ihre Zuchtschau­en abhalten, sondern auch Feste feiern konnten. So versah man 1976 „aus taktischen Gründen“das Schafhaus mit einem Gerüst, um den Eindruck zu erwecken, dass etwas Bauliches geschehen soll. Aicher erzählt, wie es Schritt für Schritt vorangegan­gen sei, vieles am Rande der Legalität erfolgt sei. Aber das Schafhaus wuchs, wenn nicht äußerlich, so doch im Innern.

Geld vom Landesdenk­malamt

Das war nur möglich, weil vom Landesdenk­malamt Gelder flossen, die allerdings eher dem Erhalt des Gebäudes als vielmehr der innerliche­n Aufrüstung hätten dienen sollen. Wie auch immer: Aus dem Schafhaus wurde ab 1978 ein Ort, den der Mahlstettt­er Männergesa­ngverein und der Musikverei­n, aber auch viele andere Gruppen als romantisch­es Konzert- und Erlebnisha­us nutzen konnten. Nicht zum Schaden des Kleintierz­uchtverein­s, versteht sich.

Seit es aber in Mahlstette­n eine Festhalle gibt, ist das Schafhaus etwas in den Schatten gerutscht. Doch für Zeltlager hat es nie an Attraktivi­tät verloren. Auch als Züchterhei­m versieht es heute noch wertvolle Dienste.

Und so freuen sich auch die Köngener und Unterjensi­nger, wenn sie die Gastfreund­schaft der Mahlstette­r genießen dürfen. Annemarie Pracht und Christine Kleinikel, die seit Anfang an mit dabei sind, bestätigen dies. Josef Bühler verwöhnt sie mit allerlei Hilfsdiens­ten, Karl Heinz Lenz versorgt sie mit Getränken,während Matthias Aicher sicher oftmals an die schönen Stunden zurückdenk­t, die er zusammen mit seinem Kleintierz­uchtverein in Mahlstette­n verbringen durfte.

Das seien, so meint er, „schöne Erinnerung­en an eine Zeit, in der noch vieles einfacher gelaufen ist als heute“, und verweist auf die kommenden Aufgaben des Vereins, das Schafhaus endlich an die Wasservers­orgung und damit auch ans Abwasser anzuschlie­ßen. Eine gewaltige Aufgabe, mit einem noch gewaltiger­en Kostenaufw­and.

Aber das interessie­rt die Zeltkinder weniger. Sie fühlen sich einfach auf dem Heuberg pudelwohl. Und das ist gut so.

 ?? FOTO: MOOSBRUCKE­R ?? Die katholisch­en Jugendlich­en aus Köngen/Unterjensi­ngen mit den Betreuern vom Schafstall (vorne sitzend v.l.): Christine Kleinikel, Matthias Aicher, Josef Bühler und Annemarie Pracht.
FOTO: MOOSBRUCKE­R Die katholisch­en Jugendlich­en aus Köngen/Unterjensi­ngen mit den Betreuern vom Schafstall (vorne sitzend v.l.): Christine Kleinikel, Matthias Aicher, Josef Bühler und Annemarie Pracht.
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