Andere Gemeinden brauchen mehr Ärzte
In Wurmlingen geht der Behandlungsbedarf bis 2035 zurück
- Knapp vier Jahre sind die Wurmlinger durchschnittlich älter als die Reichenbacher am Heuberg. Vier Jahre mögen vielleicht nicht viel sein. Doch das hat auf längere Sicht bedeutende Folgen, wie eine Studie des Bonner Forschungsund Beratungsinstituts Quaestio zeigt. Wurmlingen ist zwar statistisch gesehen heute alt. Um die ärztliche Versorgung müssen sich die anderen Gemeinden künftig mehr Gedanken machen.
Aus der Studie geht hervor, dass der ärztliche Behandlungsbedarf in Wurmlingen um vier Prozent zurückgehen wird. Das andere Extrembeispiel ist Reichenbach am Heuberg. Statistisch gesehen wird der Bedarf um etwas mehr als 44 Prozent steigen.
Der Knackpunkt dieser großen Kluft sei das aktuelle Durchschnittsalter und damit verbunden die Alterung der Gemeinde, erklärt Jennifer Ritter von Quaestio und fügt hinzu: „Wurmlingen hatte 2015 von allen anderen Gemeinden im Landkreis Tuttlingen den höchsten Anteil an Menschen über 65 Jahren.“
Bedeutet: Da Wurmlingen statistisch gesehen heute die älteste Gemeinde im Landkreis Tuttlingen ist, altert sie bis 2035 weniger stark als all die Gemeinden, die aktuell durchschnittlich jünger sind. Auch der Bevölkerungsrückgang spielt eine Rolle. Und so kommt auch der Unterschied in Bezug auf den ärztlichen Behandlungsbedarf zustande. Dieser steigt in jüngeren Gemeinden deutlicher an, da der Bedarf momentan nicht so hoch ist wie er in einigen Jahren sein könnte – ganz im Gegensatz zu einer älteren Gemeinde, die bereits jetzt von einem höheren Bedarf ausgeht.
Starke Geburtenrate und viele Asylbewerber
Nach Angaben der Statistik beanspruchten Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre im dritten Quartal des Jahres 2016 insgesamt 20 570 Behandlungstage in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Zum Vergleich: Bei älteren Menschen ab 65 Jahren waren es knapp 209 000 Behandlungstage.
Schellenberg macht die Altersstruktur seiner Gemeinde nicht nervös, auch weil die Statistik um zwei Jahre hinterherlaufe. Dieses Jahr sei die Geburtenrate stark, 83 Asylbewerber würden in der Gemeinde leben und es gebe keinen Leerstand. „Wohnungen und Häuser sind schnell weg“, berichtet er. Der Bürgermeister ist der Meinung, dass sich die Einwohnerzahl stabil entwickeln werde. Vielleicht gebe es einen leichten Zuwachs durch Asylbewerber.
Zudem hat die Gemeinde nicht nur Konzepte entwickelt, Senioren solange als möglich in den eigenen vier Wänden halten zu können, sondern auch um jungen Familien etwas bieten zu können. Schellenberg glaubt, dass die Umsetzung von Baugebieten, über die regelmäßig diskutiert werde, eine positive Entwicklung für die Bevölkerungszahl haben werde.
Derzeit sind nach Angaben des Bürgermeisters zwei Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und ein Tierarzt in Wurmlingen angesiedelt. Schellenberg betont, dass man die ärztliche Versorgung der Gemeinde nie aus dem Blick verlieren dürfe.