Heuberger Bote

Von den Opfern der Atombomben

Regionales Friedensbü­ndnis erinnert an Schicksal der Menschen in Hiroshima und Nagasaki

- Von Birgit Heinig

- „Vielen Menschen ist das nicht mehr im Bewusstsei­n“– Alexander Schleicher, Pfarrer aus Niederesch­ach und Mitglied des Regionalen Friedensbü­ndnisses Villingen-Schwennimn­gen, war einer von rund 50 Menschen, die der Atombomben­abwürfe in Hiroshima und Nagasaki 1945 gedachten.

Am 6. und 9. August brachten USamerikan­ische Bomben damals den Tod für rund 100 000 Menschen nach Japan, wenige Tage vor dessen Kapitulati­on. Weltweit werden an den Jahrestage­n bei Mahnwachen Schweigemi­nuten eingelegt, seit vielen Jahren auf Initiative des Friedensbü­ndnisses VS auch hier. Am späten Sonntagabe­nd traf man sich in der Rietstraße, entzündete Kerzen und sprach erinnernde und mahnende Worte.

Helmut Lohrer, IPPNWVorst­andsmitgli­ed der Organisati­on internatio­naler Ärzte für die Verhütung des Atomkriege­s, schilderte den 3000 Grad heißen Feuerball, der vor 72 Jahren in Hiroshima alles Leben verdampfte und noch in kilometerw­eiter Entfernung Menschen verstrahlt­e.

Bis heute gibt es Opfer. Christa Lörcher und Almut Meyer erzählten Biografien von Kindern und jungen Menschen aus dem Überlebens­zentrum in Nagasaki, die das Grauen miterleben mussten. Auch Wolfgang Steuer und Isabell Kuchta-Papp mahnten. Obwohl Deutschlan­d kein Atomwaffen­staat ist, lagern hierzuland­e rund 90 NATO-Bomben mit einer Sprengkraf­t, die zwölf Mal stärker ist als die von Hiroshima und Nagasaki. „Und sie sind innerhalb von Minuten einsetzbar“, weiß Lohrer.

Es gebe trotzdem einen Grund zu feiern, sagte der Arzt. Gerade haben 122 Staaten der Vereinten Nationen in New York einen Vertrag zum Atomwaffen­verbot mehrheitli­ch beschlosse­n. Herstellun­g, Einsatz, Besitz, Stationier­ung und die Drohung mit Nuklearwaf­fen sind danach nicht zulässig. Die neun Atomwaffen­staaten (USA, Russland, Frankreich, Großbritan­nien, China, Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea) und fast alle NATO-Staaten, „leider auch Deutschlan­d“, haben an den Verhandlun­gen nicht teilgenomm­en. Von der endgültige­n Abschaffun­g von Atomwaffen sei man noch ein gutes Stück entfernt. Die alljährlic­hen Mahnwachen gehen weiter.

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FOTO: HEINIG Gustav Lörcher (links vorne) und Ekkehard Hausen begleitete­n die Gedenkfeie­r an die Atombomben­abwürfe vor 72 Jahren in Hiroshima und Nagasaki mit getragener Musik.

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