Verfehlte Politik der Bahn
Zu unserem Bericht über die Sanierung der Aufzüge im Tuttlinger Bahnhof haben wir folgenden Leserbrief erhalten:
Dass sich die Verantwortlichen der Bahn bei der Bearbeitung von Aufzugsstörungen ohne Bedenken hinsichtlich der Fahrgäste, die auf die Einrichtung angewiesen sind, Zeit lassen, war in den vergangenen Monaten schon zu sehen.
Dies ist aber nur eines von vielen Mosaikstücken, die das seit Jahren mangelhafte Bild unseres wichtigsten Transportdienstleisters ergeben: Bahnsteige an Haltepunkten, die im Winter über Tage nicht geräumt sind, dafür dann aber noch im Mai Fahrgäste mit zwar teilweise zusammengekehrten, dann aber niemals beseitigten Haufen von Streusplitt erfreuen. Mülleimer, die überquellen. Bahnsteigansagen aus dem fernen Karlsruhe, die offenbar nach dem Zufallsprinzip mal zu Gehör gebracht werden und mal nicht und die dazu dann oft keinen nahen zeitlichen Zusammenhang zum einfahrenden Zug haben und, nicht zu vergessen, die fast schon pünktliche Verspätung, in letzter Zeit oftmals „aufgrund einer technischen Störung“begründet.
Es ist eigentlich skandalös, dass auf einem Bahnhof wie Tuttlingen, das sich ja immerhin Weltzentrum der Medizintechnik nennt, kein einziger Vertreter des Bahnbetriebs zu finden ist. Das Personal wurde aus der Fläche weitgehend abgezogen, die Zeiten, in denen auch auf kleineren Bahnhöfen noch Menschen arbeiteten, die sich für „ihren“Bahnhof verantwortlich fühlten, sich mit dem Unternehmen identifizierten und stolz darauf waren, zu den „Bahnern“zu gehören, sind lange vorbei.
Menschen und Material bewegen sich offenbar am Limit. Es muss jedoch klar gesagt werden: Verantwortlich hierfür sind nicht die bedauernswerten Mitarbeiter der DB, sondern einzig und allein die Politik in Berlin. Die DB ist ein Unternehmen im Bundesbesitz. Die Diagnose der Malaise ist so simpel wie offensichtlich und wurde von einem Bahnexperten der ETH Zürich vor einiger Zeit in einem Interview auf den Punkt gebracht: „Sie können eine Bahn entweder schick für die Börse machen, bis zum bitteren Ende rationalisieren oder aber es als Unternehmen führen, das gute, günstige und zuverlässige Leistungen für die Bevölkerung erbringt. Beides zusammen geht nicht.“Irndorf