Er brachte Biathlon nach Gosheim
Rudi Denkinger hat als Trainer und Mensch viele junge Sportler geprägt
- In unserer neuen Sommerserie stellen wir Menschen aus der Region vor, die Andere besonders beeindruckt und geprägt haben. Wer von der Biathlon-Kaderschmiede Gosheim spricht, kommt nicht an „Kaderschmied“Rudi Denkinger vorbei. Er ist derjenige, der im Skiclub Gosheim (SCG) eine Menge sportlich begabter junger Leute für den Biathlonsport begeistert, geprägt und „geschmiedet“hat.
„Immer wieder treffe ich Sportler, die mir sagen, wie viel Disziplin, Kameradschaftssinn und Lebenserfahrung ihnen das regelmäßige Training bei Wind und Wetter, das Zusammensein mit Gleichgesinnten, aber auch das Genießen von Siegen und das Ertragen von Niederlagen gebracht hat. Sogar die Eltern der von mir betreuten Jugendlichen bestätigen mir, dass ihre Kinder ‘viel fürs Leben gelernt‘ hätten. Erstaunlicherweise seien auch die Schulleistungen durch den Biathlonsport nicht schlechter, sondern besser geworden, obwohl eine Menge Freizeit fürs Training und viele Wochenenden für die Teilnahme an Wettkämpfen investiert werden mussten“, erzählt Denkinger.
Begeisterung für den Sport
Als der junge Rudolf Denkinger, ein gebürtiger Deilinger, auf dem Kniebis eine Lehre als Koch begann, kam er dort mit der Skizunft Kniebis und dem nordischen Skilauf in Berührung. Von seinem ersten Lehrlingsgehalt kaufte er sich ein Paar Holz-Ski und ein Fahrrad, mit dem er die 70 Kilometer nach Deilingen zurücklegte, um seine Eltern zu besuchen. Bei Wettkämpfen lernte er die Läufer Frieder Weber, Albert Weber, Karl Hermle und Werner Wehrle vom SC Gosheim kennen. Schließlich schloss er sich dem SCG an, obwohl er inzwischen in Wehingen wohnte. „Die Wehinger hatten damals ja noch keinen Skiverein“, erklärt er.
Bei der Bundeswehr übte der junge Sportler das Schießen und lernte im Skizug der Bundeswehr in Nagold die neu aufkommende Disziplin „Biathlon“kennen. „Total begeistert kaufte ich mir nach der Militärzeit ein eigenes Gewehr, um als Autodidakt Biathlon zu trainieren. Ich schoss im Wehinger Schützenhaus, rannte ums Haus herum, um den Puls hoch zu jagen, um dann wieder zu schießen und so fort.“
„So wurde ich beim SCG eine Art Spielertrainer. Ich trainierte mich selber und hatte mit Gerd Hermle aus Gosheim oder den beiden Schönthier-Brüdern Holger und Joachim aus Meßstetten meine ersten Biathleten zu betreuen. Beim Skiclub leitete ich als ,Mädchen für alles‘ die Skigymnastik, war Vereinskoch, machte Hüttendienst, kam in den Ausschuss, wurde Skilehrer nordisch und schließlich Schießtrainer.“
„Mir schwebte ein richtiges Biathlon-Zentrum mit 15 Schießständen vor, so wie ich es am Notschrei kennengelernt hatte.“Doch wegen finanzieller Engpässe gelang es dem Skiclub Gosheim 1994, ein Biathlonzentrum mit nur fünf KleinkaliberSchießständen, zehn LuftgewehrStänden und einer 1,8-Kilometer-Rollerstrecke einzuweihen. Jetzt fingen auch Rudi Denkingers eigene Kinder Simone und Sven-Heiki an, am Biathlon-Training teilzunehmen, bis sie ins Ski-Internat nach Furtwangen wechselten, weil sie großes Talent an den Tag legten.
„Biathlon wurde in Gosheim zu einem Selbstläufer“, erinnert sich Rudi Denkinger. „Als 1997 in Bayrisch Eisenstein alle meine sechs Biathleten auf dem Podium standen – Simone und SvenHeiki, Marco Hermle, Holger Weber, Heiko und Henrike Hitzer – war das für alle ein ungeheures Erfolgserlebnis“. Ehefrau Kye-Soon bestätigt es mit glänzenden Augen. Sie war nämlich an den Renn-Wochenenden sommers wie winters stets als Mitbetreuerin dabei, hat gelobt, aufgemuntert, Tränen getrocknet und Jacken gehalten.
Vor drei Jahren hat sich Rudolf Denkinger (Jahrgang 1951) von der Trainerarbeit verabschiedet. Für seine eigene Fitness ist er aber weiterhin allein oder in der Gruppe unterwegs mit Rad, Skirollern oder auf Skiern. Bei Weltcup-Veranstaltungen in Ruhpolding, Hochfilzen oder Antholz treffen Rudi und Kye-Soon Denkinger regelmäßig auf die „Biathlonfreunde Heuberg“(vormals Biathlonfreunde Simone Hauswald und Kathrin Hitzer) in den roten Fan-Jacken. Oder sie verabreden sich dort mit Tochter Simone, die die VIP-Gäste betreut. Vor dem Fernseher verpasst Denkinger keinen Biathlon-Wettkampf. Und wenn es gilt, die Gosheimer Skihütte oder das Biathlonzentrum in Ordnung zu halten, ist Rudi ebenfalls dabei; er kehrt, räumt auf oder mäht, wie zurzeit, die Wiese.