Schülerfirma mausert sich zum Start-Up
Veranstaltungsmanagement ist die Leidenschaft von Tim Bockmüller und Moritz Wetzel
- Es klingt ein wenig wie der amerikanische Traum: Zwei 18- und 19-jährige Spaichinger haben aus einer Schüler-Übungsfirma eine echte gemacht. Tim Bockmüller und Moritz Wetzel sind seit kurzen Chefs der „JFG-Events“GbR.
In 38 Wochen 39 Aufträge klingt ziemlich stressig und war es wohl auch. „Im Traum nicht vorstellen können“hätten sie sich den Erfolg der Schülerfirma. Das sei dann auch der Grund für zwei der zehn Gymnasiasten gewesen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, erzählt Tim Bockmüller.
Dass er und sein Freund sich aber für eine Firma, die Veranstaltungen organisiert und managt, zusammen getan haben, ist kein Zufall. Beide sind in der Technik AG des Gymnasiums, die mit Ton- und Lichttechnik die gymnasiumseigenen Veranstaltungen, aber auch die, die von anderen Veranstaltern im Gymnasium stattfinden, technisch begleitet und beide arbeiten nebenher auch bei Profis im Eventbereich mit.
Schülerfirmen werden in der elften Klasse von den Schülern gegründet, die im Abitur im Fach Wirtschaft geprüft werden. Über ein Internetportal eines Kölner Anbieters werden die Geschäftsabläufe realitätsgetreu simuliert. Es gibt eine Buchhaltung, „Steuern“werden abgeführt, Gehälter und Löhne sowie Sozialabgaben gezahlt. Und es gibt Marketing mit Bannern, Postern, Facebookauftritten und anderem.
Bisher habe es am Gymnasium nur Firmen im Sektor Warenverkehr gegeben, berichtet Tim Bockmüller. Die JFG-Events sei die erste Schülerfirma im Dienstleistungsbereich.
Das Startkapital kam von Anlegern. Anteile gab es zu zehn Euro, 49 Anteilseigner hätten sich beteiligt, meist aus dem Freundes- oder Verwandtenkreis. Auch ihr Lehrer habe eine Einlage gemacht, erzählt Tim Bockmüller. Nach Abzug der Fixund sonstigen Kosten und sogar nach der Rückzahlung der Einlagen blieben immer noch 535 Euro übrig. Und die, so beschlossen es die Anteilseigner, werden den Hilfsprojekten des Gymnasiums zugute kommen, sagt Tim Bockmüller.
All das Wissen, die Angebotspalette in verschiedenen „Paketen“und immerhin je 250 Stunden Arbeit bei den Hauptverantwortlichen plus eigens auch schon vorher angeschaffte technische Ausstattung wie Beleuchtung, Musikanlagen und anderes, das sollte nun nicht plötzlich mit Beginn der zwölften Klasse in der Mottenkiste verschwinden, hatten sich Moritz Wetzel und Tim Bockmüller gedacht.
Gute Beratung
Und weil im Freundeskreis der Eltern und im eigenen einige Profis – Unternehmensberater und Versicherungsmakler unter anderem – zu finden sind, die die beiden Jungunternehmer beraten, hätten sie sich getraut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Eine GbR zu gründen ist zwar nicht die schwierigste Art der Unternehmensgründung, aber die Gesellschafter müssen mit ihrem Privatvermögen gerade stehen. Aber im Fall der JFGEvents ,,Junior Firma Gymnasium" ist das Risiko überschaubar.
Die neue Firma ist erst einmal für ein Jahr geplant und in den Wochen vor dem Abitur werde man das Engagement stark zurückschrauben, haben sich die Jungunternehmer vorgenommen. Aber eigentlich wissen sie schon jetzt, dass sie die Schülerleidenschaft zum Beruf machen wollen: Moritz Wetzel strebe an, eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker zu machen und Tim Bockmüller sagt, er wolle Event-Management studieren. Also im Grunde wollen sie die bisherige Aufgabeteilung auch als Profis anstreben.
Geburtstage seien der Bestseller, sagt Tim Bockmüller. Er ist der DJ. Aber was ist, wenn so ein junger Mann auf den Musikgeschmack von 50-Jährigen trifft? Er sieht es entspannt und freundlich: „Wenn die Stimmung entsprechend gut ist, ist die Musik auf einmal auch schön.“Überhaupt, mit Menschen zu tun zu haben und gleichzeitig das ganze zu managen, das mache ihm besonders Spaß an dieser Arbeit. Natürlich muss das Klima zwischen den beiden Jungunternehmern stimmen. Man müsse natürlich im Team harmonieren. Sie seien Freude seit dem Kindergarten.