Zutritt zu einer verschütteten Welt
Förderkreis Eisenerzstollen Weilheim will Stollen erlebbar machen – Scheitert an Kosten
- Wo in den Anfängen bis zu einem Dutzend Arbeiter im Stollen bei Weilheim Erz gefördert und abgebaut haben, schlagen heute, 160 Jahre später, Wurzeln über einen abgerutschten Hang. Er liegt direkt unterhalb eines Fußwegs im Wald in der Nähe der Maria-HilfKapelle. Auch das Rinnsal Wasser, das aus dem Stollenmundloch fließt, zeugt von der Arbeitsstätte unter Tage. Irgendwann, das hat der Förderkreis Eisenerzstollen Weilheim angedacht, soll der Stollen für Besucher zugänglich und die Geschichte des Bergbaus erlebbar gemacht werden.
Insgesamt vier Jahre, von 1857 bis 1861, wurde bei Weilheim Erz unter Tage abgebaut und gefördert. Dieses wurde zur Verhüttung, also zur Gewinnung des Rohstoffes, nach Ludwigstal bei Tuttlingen zu den Schwäbischen Hüttenwerken transportiert. Aus dem gewonnenen Eisen seien beispielsweise Schienenfahrzeuge oder auch Töpfe entstanden, berichtet der Vorsitzende des Förderkreises Bernhard Häck. Sieben bis 15 Arbeiter seien in den Anfängen in dem Stollen beschäftigt gewesen. Gearbeitet wurde von Montag bis Samstag. „In der Regel zehn bis zwölf Stunden am Tag, manchmal auch 14“, berichtet Häck. Tödliche Unfälle habe es wohl keine gegeben, fügt sein Stellvertreter Kurt Müller hinzu.
Der Stollen soll 1,70 Meter bis 1,80 Meter hoch und 1,40 bis 1,60 Meter breit sowie 3,5 Kilometer lang gewesen sein. Außerdem hat in unmittelbarer Nähe des Stollenmundlochs ein Huthaus gestanden, in dem die Arbeiter gegessen oder sich umgezogen hätten, sagt Müller. Im Jahr 1861 wurde der Bergbau eingestellt. Es gab Probleme, Holzkohle zu beschaffen. Diese war aber nötig, um das Eisen aus dem Stein zu schmelzen. Mit der Zeit verfiel das Bergwerk. Vor dem Stollenmundloch liegt heute eine Schutthalde von Bruchsteinen und unverarbeitetem Abbaumaterial, heißt es.
Bereits vor rund 17 Jahren sei an der Stelle gebaggert worden, in der Hoffnung, auf einen funktionierenden Stollen zu stoßen, jedoch ohne Erfolg, berichtet Müller. Stattdessen fand man Jahre später Grubenholzbalken, die nach langer Konservierungszeit nun im Stadtmuseum Tuttlingen ausgestellt sind.
Die Freilegung des Stollens ist zeitaufwändig und kostenintensiv. Häck erklärt, dass zunächst das Loch freigelegt werden müsste, um überhaupt die weiteren anfallenden Kosten abschätzen zu können. Alleine dieser Schritt würde mit 30 000 bis 40 000 Euro zu Buche schlagen – zu viel für den Förderkreis und auch andere Geldgeber wie der Gemeinde, Stadt Tuttlingen und dem Landkreis.
Die Maßnahmen, die nötig wären, um aus dem Stollen ein Museum zu machen, wären noch teurer. Dazu gehörten beispielsweise Parkplätze zu schaffen und eine Beleuchtung zu installieren. Häck rechnet mit Kosten in Höhe von 200 000 Euro. Und damit wäre es nicht getan: Auch die Folgekosten müssten beachtet werden. Wann der Stollen zugänglich gemacht werden kann, „ist eine Frage der finanziellen Mittel“, sagt Häck.