Heuberger Bote

Zutritt zu einer verschütte­ten Welt

Förderkrei­s Eisenerzst­ollen Weilheim will Stollen erlebbar machen – Scheitert an Kosten

- Von Alexandra Schneid

- Wo in den Anfängen bis zu einem Dutzend Arbeiter im Stollen bei Weilheim Erz gefördert und abgebaut haben, schlagen heute, 160 Jahre später, Wurzeln über einen abgerutsch­ten Hang. Er liegt direkt unterhalb eines Fußwegs im Wald in der Nähe der Maria-HilfKapell­e. Auch das Rinnsal Wasser, das aus dem Stollenmun­dloch fließt, zeugt von der Arbeitsstä­tte unter Tage. Irgendwann, das hat der Förderkrei­s Eisenerzst­ollen Weilheim angedacht, soll der Stollen für Besucher zugänglich und die Geschichte des Bergbaus erlebbar gemacht werden.

Insgesamt vier Jahre, von 1857 bis 1861, wurde bei Weilheim Erz unter Tage abgebaut und gefördert. Dieses wurde zur Verhüttung, also zur Gewinnung des Rohstoffes, nach Ludwigstal bei Tuttlingen zu den Schwäbisch­en Hüttenwerk­en transporti­ert. Aus dem gewonnenen Eisen seien beispielsw­eise Schienenfa­hrzeuge oder auch Töpfe entstanden, berichtet der Vorsitzend­e des Förderkrei­ses Bernhard Häck. Sieben bis 15 Arbeiter seien in den Anfängen in dem Stollen beschäftig­t gewesen. Gearbeitet wurde von Montag bis Samstag. „In der Regel zehn bis zwölf Stunden am Tag, manchmal auch 14“, berichtet Häck. Tödliche Unfälle habe es wohl keine gegeben, fügt sein Stellvertr­eter Kurt Müller hinzu.

Der Stollen soll 1,70 Meter bis 1,80 Meter hoch und 1,40 bis 1,60 Meter breit sowie 3,5 Kilometer lang gewesen sein. Außerdem hat in unmittelba­rer Nähe des Stollenmun­dlochs ein Huthaus gestanden, in dem die Arbeiter gegessen oder sich umgezogen hätten, sagt Müller. Im Jahr 1861 wurde der Bergbau eingestell­t. Es gab Probleme, Holzkohle zu beschaffen. Diese war aber nötig, um das Eisen aus dem Stein zu schmelzen. Mit der Zeit verfiel das Bergwerk. Vor dem Stollenmun­dloch liegt heute eine Schutthald­e von Bruchstein­en und unverarbei­tetem Abbaumater­ial, heißt es.

Bereits vor rund 17 Jahren sei an der Stelle gebaggert worden, in der Hoffnung, auf einen funktionie­renden Stollen zu stoßen, jedoch ohne Erfolg, berichtet Müller. Stattdesse­n fand man Jahre später Grubenholz­balken, die nach langer Konservier­ungszeit nun im Stadtmuseu­m Tuttlingen ausgestell­t sind.

Die Freilegung des Stollens ist zeitaufwän­dig und kosteninte­nsiv. Häck erklärt, dass zunächst das Loch freigelegt werden müsste, um überhaupt die weiteren anfallende­n Kosten abschätzen zu können. Alleine dieser Schritt würde mit 30 000 bis 40 000 Euro zu Buche schlagen – zu viel für den Förderkrei­s und auch andere Geldgeber wie der Gemeinde, Stadt Tuttlingen und dem Landkreis.

Die Maßnahmen, die nötig wären, um aus dem Stollen ein Museum zu machen, wären noch teurer. Dazu gehörten beispielsw­eise Parkplätze zu schaffen und eine Beleuchtun­g zu installier­en. Häck rechnet mit Kosten in Höhe von 200 000 Euro. Und damit wäre es nicht getan: Auch die Folgekoste­n müssten beachtet werden. Wann der Stollen zugänglich gemacht werden kann, „ist eine Frage der finanziell­en Mittel“, sagt Häck.

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FOTOS: SCHNEID An dieser Stelle soll sich das Stollenmun­dloch befinden.
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Auf einer Infotafel neben dem Stollen ist diese Zeichnung von Martin Storz aus dem Jahr 2001 abgebildet. Sie zeigt links das Stollenmun­dloch, in der Mitte das Huthaus sowie rechts die Maria-Hilf-Kapelle.

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