Heuberger Bote

Parteien im Land starten mit Plakatwerb­ung für Wahl

Gemeinden entscheide­n über Startzeitp­unkt für Plakatieru­ng – Experten zweifeln ihren Nutzen an

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(lsw) - Jetzt wird es bunt an baden-württember­gischen Straßen: Rund sechs Wochen vor der Bundestags­wahl starten die Parteien in vielen Gemeinden mit Plakatieru­ngen. Die CDU geht nach Angaben eines Sprechers davon aus, dass von diesem Wochenende an 50 000 Plakate im ganzen Land verteilt werden. Darunter sind 1130 Wesselmänn­er, also großflächi­ge Plakatträg­er.

Die SPD will 1400 Sondergroß­flächen und 40 000 kleinere Plakate aufstellen. Die Grünen planen mit mehr als 800 Großfläche­nplakaten. Insgesamt sollen rund 22 300 Plakate im ganzen Land verteilt werden. Die FDP plant rund 1000 Großfläche­nplakate und 800 kleinere Plakate vor allem mit Veranstalt­ungshinwei­sen. Zudem stellen die einzelnen Kreisverbä­nde weitere Plakate in Eigenregie auf. Die baden-württember­gische Linke will mit rund 34 000 Plakaten um die Gunst der Wähler werben.

Die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) rechnet in der ersten Welle mit 60 000 Plakaten. Auf dem Stuttgarte­r Pragsattel richtet sie sich mit besonderen Motiven an die Autofahrer: Die Grünen-Politiker Winfried Kretschman­n, Anton Hofreiter und Cem Özdemir werden dort als Hobbits aus „Herr der Ringe“von J. R. R. Tolkien verballhor­nt. In einem zweiten Motiv kommt Kanzlerin Angela Merkel (CDU), von der man nur ihre zur Raute gefalteten Hände sieht, als böser Sauron rüber.

Wie der baden-württember­gische Gemeindeta­g erklärte, entscheide­n die Kommunen, ab wann sie das Plakatiere­n erlauben. Eine einheitlic­he Vorgabe gibt es nicht. In vielen Orten dürfte es aber am heutigen Samstag, sechs Wochen vor der Wahl, losgehen. Dazu gehört zum Beispiel auch die Landeshaup­tstadt Stuttgart.

Doch was bringen Wahlplakat­e? Der Kommunikat­ionswissen­schaftler Frank Brettschne­ider von der Universitä­t Hohenheim hat das untersucht. Das Ergebnis: Die Plakate verändern die Einstellun­gen der Wähler kaum. Sie wirkten vor allem dann, wenn sie relevante Themen ansprächen, und wenn sie gut gemacht seien. Reine Plakate mit Köpfen, die einen Kandidaten aus dem Wahlkreis abbildeten und meistens den Namen, das Parteilogo und einen Slogan beinhaltet­en, wirkten kaum. „Sie machen die Kandidaten zwar etwas bekannter, doch viele Menschen sind früher oder später von diesen Plakaten genervt.“

Eine größere Wirkung entfaltete­n Plakate der Spitzenkan­didaten, auf denen ein Thema oder eine besondere Eigenschaf­t des Kandidaten angesproch­en werde. So lautet der Slogan der Kanzlerin : „Für ein Deutschlan­d, in dem wir gut und gerne leben.“Nach Brettschne­iders Einschätzu­ng soll dies das Erreichte hervorhebe­n und an die gute Wirtschaft­slage anknüpfen. „Merkel setzt auf Vertrautes und auf Verlässlic­hkeit.“Das Plakat von SPD-Herausford­erer Martin Schulz ziele hingegen auf den Wandel und auf mutmaßlich­e Führungsqu­alitäten des Kandidaten. Sein Slogan ist: „Die Zukunft braucht Ideen. Und einen, der sie durchsetzt.“

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FOTO: DPA Die Wahlplakat­e dürfen in Stuttgart ab dem 12. August ausgehange­n werden.

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