Heuberger Bote

Trumps verwirrend­e Botschafte­n

US-Präsident droht Nordkorea und spricht von Einsatz für atomwaffen­freie Welt

- Von Martin Bialecki

(dpa) - Was für ein Auftritt. Die Welt am Rande des Nervenzusa­mmenbruchs, der US-Präsident ganz entspannt. Im Sommerurla­ub in Bedminster, nach dem Golfen, erhält Trump ein Sicherheit­sbriefing. Und während die USA am Rande eines ernsten Konflikts mit Nordkorea stehen, beginnt er zu reden. Zwei Mal. Einmal vor dem Briefing, mehr noch danach. Offensicht­lich hatte sich einiges aufgestaut.

Dass Donald Trump am Stück Fragen von Reportern beantworte­t, ist in seiner Präsidents­chaft eine echte Rarität. In Sachen Nordkorea bleibt er in der Spur – zunächst. Er warnt Staatschef Kim Jong-un, er solle bloß nicht auf die Idee kommen, dummes Zeug zu machen, furchtbar würden die Folgen für dessen Land sein. Die Arme auf dem Tisch verschränk­t, das Siegel des Präsidente­n im Kreuz, lässt Trump lässig das Szenario einer nuklearen Apokalypse entstehen.

Was er denn Nordkorea noch Schlimmere­s androhen wolle als „Feuer und Wut“? „Sie werden schon sehen“, sagt der US-Präsident, und legt den Kopf schräg. „Sie werden schon sehen.“Eigentlich wolle er die Welt ja von Atomwaffen befreien, sagt Trump dann unvermitte­lt, und zwar vollständi­g. Amerikaner, Alliierte, alle sollten sich sicher fühlen.

Nicht im Urlaub, alles im Griff

Hier soll ein Bild entstehen, schreibt die „New York Times“: Ich habe alles im Griff. Und Urlaub ist das auch nicht. Anders als Barack Obama schätze er keineswegs den Klimawande­l als größte Bedrohung der Menschheit ein, sagt Trump – das war nach sechs Monaten im Amt nicht überrasche­nd. Sein Entnuklear­isierungsw­unsch aber schon – hatte der Präsident doch Nordkorea gerade noch historisch­e Konsequenz­en an die Wand gemalt und stolz auf Amerikas atomares Arsenal verwiesen.

Trump ist schwer zu interpreti­eren. Oft widerspric­ht er sich in einem Gedankenga­ng mehrfach. Trotzdem klang sein zweiter Auftritt in Bedminster beruhigend­er als der erste. Dort wollte er das „Feuer und Wut“Zitat keinesfall­s zurücknehm­en, aber auch nicht wörtlich wiederhole­n. Rhetorisch­e Abrüstung war das nicht, aber entscheide­nd ist die konkrete Politik. Sie hat sich aus Washington bisher nicht geändert, auch aus dem Golfclubhe­im nicht.

Es folgte ein Trump’scher Ritt eigenen Tempos durch politische Krisenherd­e. Bei Russland bedankte er sich für die Ausweisung hunderter US-Diplomaten. Sei viel billiger so. Ernst gemeint, bei einem so wichtigen Thema? Man weiß es nicht. Vielleicht ja schon, hieß es in Kommentare­n, angesichts schon jetzt nicht besetzter Stellen im Außenminis­terium und anderswo. Wer „Amerika zuerst“denke, brauche keine Diplomaten.

Für viele wäre es denkbar gewesen, dass Trump vor großer Medienkuli­sse in Bedminster vielleicht Präsident Wladimir Putin mal einen mitgibt, es kam aber erneut kein böses Wort über den Kremlchef.

Stattdesse­n bekam Mitch McConnell sein Fett weg, seit Tagen neues Attacken-Lieblingsz­iel des Präsidente­n. McConnell ist Mehrheitsf­ührer im Senat, ein wichtiger Republikan­er, in Washington ob seiner Methoden nicht beliebt, aber geachtet und gefürchtet. Wenn Trump im Herbst und danach irgendjema­nden für seine Großvorhab­en brauchen wird, dann den Senator von Kentucky. Was bezweckt Trump also mit seinen Angriffen? „Mitchhunt“, titelte der „Atlantic“, angelehnt an die „Witchhunt“– eine solche Hexenjagd beklagt Trump in Sachen Russland-Affäre.

Und weiter jagte Trump durch die Themen: Vom zuletzt eigenhändi­g angeschoss­enen Chefankläg­er Jeff Sessions lässt er ab. Ein geseufztes „Ach, es ist, was es ist“, mag zwar nicht die stärkste Solidaritä­tsadresse sein, aber er wirft den standhafte­n Rechtskons­ervativen auch nicht raus.

Seinen Sicherheit­sberater H. R. McMaster, befehdet von rechten Medien und ihm feindlich gesonnenen Kreisen des Weißen Hauses, versieht Trump mit dem Siegel „unser Freund“, guter Mann, sehr talentiert. Ach so, die Afghanista­n-Strategie, da nähere man sich einer Entscheidu­ng. Sei aber sehr schwer, er habe ja dort „ein Chaos“geerbt, leider.

 ??  ?? Donald Trump will die Welt friedliche­r machen. Wie, das verrät er bislang nicht.
Donald Trump will die Welt friedliche­r machen. Wie, das verrät er bislang nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany