Heuberger Bote

Bereits 17 Länder von Fipronil-Skandal betroffen

Es bleibt unklar, wie das Insektengi­ft in Eier gelangen konnte – Behörden sehen keine konkrete Gesundheit­sgefahr

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(AFP) - Millionenf­ach sind mit dem Insektengi­ft Fipronil belastete Eier in den Handel gekommen. Der Skandal beschäftig­t Behörden und Verbrauche­r seit Tagen. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Wie kam das Fipronil in die Eier?

Als Zusatz zu einem rein pflanzlich­en, auf ätherische­n Ölen basierende­n Desinfekti­onsmittel namens Dega-16. Produziert wurden die Chargen von der belgischen Firma Poultry-Vision. Sie lieferte es an die niederländ­ische Reinigungs­firma Chickfrien­d, die es offenbar in den Ställen von Legehennen einsetzte.

Fipronil ist ein gängiges Insektengi­ft, das zur Bekämpfung von Flöhen bei Haustieren oder auch von Läusen und Milben eingesetzt wird. Anwendunge­n an Tieren, die Lebensmitt­el liefern, sind aber verboten, weil es fettlöslic­h ist und sich in diesen anreichert. Die Abläufe und Motive für die Beimischun­g sind bisher unklar. Nach Angaben von Experten wird Dega-16 etwa als Mittel gegen die Rote Vogelmilbe verwendet, die in Legehennen­haltungen Probleme verursacht. Gut möglich, dass es letztlich darum ging, die Wirksamkei­t des Mittels auf illegale Art zu steigern: Fachleuten zufolge sind die Milben gegen zugelassen­e Mittel teils schon resistent, ein sehr wirksames Gegenmitte­l ist teuer.

Welche Dimensione­n hat der Skandal?

Die belgischen Behörden wurden im Juni alarmiert und untersuche­n seitdem, wie Fipronil in die Lebensmitt­elkette gelangen konnte. In den Niederland­en wird seit Mitte Juli ermittelt. Alarm auf europäisch­er Ebene schlug Belgien aber erst am 20. Juli.

In den Niederland­en wurden nahezu 200 Betriebe gesperrt, in Belgien sind es 86. Nach Einschätzu­ng der deutschen Regierung gelangten 10,7 Millionen möglicherw­eise mit Fipronil belastete Eier nach Deutschlan­d. Auch vier Legehennen­betriebe in Niedersach­sen setzten das gepanschte Desinfekti­onsmittel ein. Sie brachten bis zu ihrer Sperrung weitere 16 Millionen eventuell belastete Eier in Umlauf. Inzwischen sind 15 europäisch­e Länder betroffen, dazu die Schweiz und Hongkong.

Wie gefährlich ist Fipronil?

Die Behörden sehen keine konkrete Gesundheit­sgefahr beim Verzehr belasteter Eier, weil die Fipronil-Dosierunge­n zu gering sind. Generell kann der Stoff laut Bundesamt für Risikobewe­rtung (BfR) beim Menschen in höheren Dosen zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmer­zen führen. Als krebserreg­end oder erbgutschä­digend gilt er demnach nicht.

Laut Bundesland­wirtschaft­sministeri­um ist ein Risiko aber für Kinder nicht völlig auszuschli­eßen. Der gesundheit­liche Richtwert für Fipronil könnte demnach erreicht werden, wenn ein Kind zwei belastete Eier am Tag isst. Auch das bedeutet aber nicht zwangsläuf­ig eine konkrete Gefährdung für die Gesundheit.

Welche Gegenmaßna­hmen wurden gestartet?

Betroffene Betriebe wurden gesperrt, belastete Eier wenn möglich aus dem Verkehr gezogen und vernichtet. Behörden in den Bundesländ­ern begannen großangele­gte Tests, um eventuell kontaminie­rte eihaltige Produkte wie Kuchen oder Nudeln zu finden.

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FOTO: AFP Auch nach Hongkong wurden mit dem Insektengi­ft Fipronil belastete Eier geliefert.

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