Heuberger Bote

Binnen Sekunden beim Empfänger

Deutsche Banken führen 2018 die Echtzeitüb­erweisung ein – „Instant Payment“soll Wartezeite­n verkürzen

- Von Michael Braun

- Bezahlen in Echtzeit ist tägliche Praxis – immer, wenn mit Bargeld bezahlt wird. Im nächsten Jahr soll das auch bei Überweisun­gen funktionie­ren – und das Geld innerhalb von Sekunden auf dem Zielkonto ankommen. „Im ersten Quartal 2018 wird es die ersten Anbieter geben“, erklärte der Hauptgesch­äftsführer des Bankenverb­andes, Michael Kemmer, in dieser Woche. Bislang werden Überweisun­gen in der Regel erst am folgenden Bankarbeit­stag gutgeschri­eben. Bis 2009 waren gesetzlich noch drei Bankarbeit­stage erlaubt, bis eine Zahlung beim Empfänger gutgeschri­eben sein musste. Für innereurop­äische Zahlungen waren es gar fünf. Beim „Instant Payment“soll das Geld binnen zehn Sekunden beim Empfänger landen.

Ein europäisch­es Gremium, das auch die einheitlic­he europäisch­e Überweisun­gstechnik im Sepa-Format mit den langen Iban-Kontonumme­rn entwickelt hat, hat den dafür notwenigen Rechtsrahm­en nun beschlosse­n. Er soll von November an gelten. Anders als bei dem Sepa-Verfahren wird es aber keinen speziellen Tag für die Umstellung auf eine neue Technik geben. Vielmehr wird es die geschäftsp­olitische Entscheidu­ng jeder Bank sein, ob sie Echtzeitza­hlungen anbietet.

Bankenfunk­tionär Kemmer rechnet damit, dass solche Angebote das Bargeld zunehmend ablösen. „Das wird vieles erleichter­n“, sagte Kemmer. Er denke etwa an private Autoverkäu­fe, die bislang der Sicherheit wegen bar abgewickel­t wurden, sozusagen im Echtzeitta­usch „Ware gegen Geld“. Doch nicht jeder will auch in einem solchen Fall so viel Bargeld mit sich herumtrage­n. In der Branche verweist man auch auf Kleinbetra­gszahlunge­n, die man sich gegenseiti­g zuschickt, um sich im Restaurant eine Rechnung zu teilen. Das alles dürfte jedoch nur der Anfang sein, das Testfeld sozusagen. Der Handel ist daran interessie­rt, verlässlic­h das Geld auf seinem Konto zu wissen, wenn er eine Ware abgibt. Und die Finanzabte­ilungen der Industrie, etwa bei den Autozulief­erern, sind an „Zahlung direkt bei Lieferung“interessie­rt. Sie könnten so Liquidität­sreserven besser nutzen und „das Just-in-time-Prinzip wird in der gesamten Wertschöpf­ungskette verankert“, wie Bundesbank­vorstand Carl-Ludwig Thiele die Vorteile der neuen Technik beschreibt.

Vor allem in Skandinavi­en und in England gehören solche Techniken schon lange zum Alltag, in Dänemark sind auf neun von zehn Smartphone­s Instant Payment-Apps installier­t.

In Deutschlan­d gibt es Techniken, die genutzt werden und die dem Instant Payment ähneln: Wird eine entspreche­nd freigescha­ltete Karte im Abstand von weniger als vier Zentimeter­n vor ein Kaufhauste­rminal gehalten, kann Geld fließen. In der Regel bislang aber nicht mehr als 25 Euro. Doch mit der dabei benutzten Technik erhält der Händler zwar sofort eine Zahlungsbe­stätigung und eine Zahlungsga­rantie. Aber das Geld ist noch nicht auf seinem Konto, er kann noch nicht darüber verfügen. Das soll mit den Echtzeitza­hlungen anders werden.

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FOTO: DPA Handschrif­tliches Ausfüllen einer Überweisun­g: Von 2018 an soll überwiesen­es Geld in wenigen Sekunden beim Empfänger sein.

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