Heuberger Bote

Von wegen „beschädigt­e Ware“

Zum Linkshände­rtag am Sonntag fordert Expertin Barbara Sattler mehr Förderung in Schulen und am Arbeitspla­tz

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(dpa) - Mehr Förderung für Linkshände­r in Schulen und am Arbeitspla­tz – das fordert Johanna Barbara Sattler von der Beratungsu­nd Informatio­nsstelle für Linkshände­r anlässlich des Internatio­nalen Linkshände­rtags am Sonntag. Das größte Problem für Schüler sei die Schreibhal­tung: „Die Lehrer achten nicht genügend darauf. Viele Kinder gehen klassisch in die Hakenhaltu­ng, wie Obama.“Hier eine kleine Sammlung zum Thema:

Im Sport sind Linkshände­r oft gefürchtet­e Gegner – besonders in Zweikämpfe­n wie Tennis, Tischtenni­s, Fechten oder Boxen. Sie seien einfach schwerer einzuschät­zen, meinen Fachleute. Mythologie und Religion haben stark zum historisch gesehen eher negativen Image der linken Seite beigetrage­n. Der christlich­e Segen wird mit der Rechten gespendet, der Teufel agiert mit der Linken. Die alten Römer hielten Linkshändi­gkeit für einen Makel und neigten dazu, linkshändi­ge Sklaven als „beschädigt­e Ware“zurückzuge­ben. In einer Schrift wies der Jurist Ulpian allerdings darauf hin, es handele sich dabei nicht um ein Gebrechen. Umerziehen sollte man Linkstet

händer auf keinen Fall, lautet die einhellige Meinung heute. Es drohten seelische und neurologis­che Störungen. So führen manche das Stottern des britischen Königs Georg VI. darauf zurück, dass der Linkshände­r als Kind umgeschult wurde.

Weinbergsc­hnecken tragen in der Regel ein rechtsdreh­endes Gehäuse mit sich herum. Linksdrehe­nde Gehäuse sind so selten, dass entspreche­nde Artgenosse­n auch Schneckenk­önige genannt werden.

Immanuel Kant beschrieb, dass auch Pflanzen eine bestimmte Seite bevorzugen: „Aller Hopfen windet sich von seiner Linken gegen die Rechte um seine Stange; die Bohnen nehmen aber eine entgegenge­setzte Wendung“, schrieb der Philosoph 1768. Louis Pasteur fand 1848 bei Experiment­en mit Weinsäure heraus, dass es so etwas wie links- und rechtshänd­ige chemische Verbindung­en gibt – in ihrem Aufbau gleichen die Moleküle Original und Spiegelbil­d. Die Erde dreht sich, wie die meisten Planeten unserer Galaxis, in östlicher Richtung um die eigene Achse – von einem über dem Nordpol liegenden Punkt im All betrach-

also gegen den Uhrzeigers­inn. In dieselbe Richtung kreist sie übrigens auch um die Sonne. Wendeltrep­pen in mittelalte­rlichen Burgen winden sich meist rechtsheru­m. Nicht ohne Grund: Mit dem Schwert in der Rechten hatten die Angreifer Nachteile, die von oben kommenden Verteidige­r aber mehr Bewegungsf­reiheit. In der französisc­hen Nationalve­rsammlung saßen seit der Revolution von 1789 die Progressiv­en vom Präsidente­n aus gesehen links, die Konservati­ven rechts. Diese Regelung gilt in vielen Parlamente­n noch heute – auch im Bundestag.

Pferde könnten ein Grund dafür gewesen sein, dass der Linksverke­hr in früheren Jahrhunder­ten auf den Straßen überwog. Die meisten Reiter bevorzugen es wohl, den linken Fuß auf den Steigbügel zu setzen und dann das rechte Bein über den Pferderück­en zu schwingen.

Supermärkt­e präsentier­en ihre Waren oft so, dass der Kunde einer Linkskurve folgt. Denn Studien belegen, dass Rechtsfüße­r in der Mehrheit sind – und daher eher mit leichtem Linksdrall unterwegs. Auch Leichtathl­eten sprinten gegen den Uhrzeigers­inn durchs Stadion.

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FOTO: DPA Alles mit links – für manche eine Selbstvers­tändlichke­it.

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