Quantensprung für den Rettungsdienst
Genehmigung für den 24-Stunden-Betrieb liegt auf dem Tisch
Jetzt liegt sie auf dem Tisch, die angekündigte Genehmigung für den 24-Stunden-Betrieb des Hubschrauber-Sonderlandeplatzes am Schwarzwald-Baar-Klinikum. Der Donnerstag war ein besonderer Tag.
Seit Monaten hat man auf die Genehmigung gewartet und gehofft, dass sie ausgesprochen wird – denn für Patienten im kompletten Landkreis und sogar weit darüber hinaus bedeutet sie viel: Hilfe aus der Luft soll künftig rund um die Uhr kommen können.
Der Luftfahrttechnische Sachverständige des Regierungspräsidiums Stuttgart Horst Rieker war mit dem roten Aktenordner nach VillingenSchwenningen zur DRK-Rettungsdienst Schwarzwald-Baar gGmbH gekommen, um dem stellvertretenden Geschäftsführer Daniel Pfaff die Genehmigung persönlich zu überbringen.
Das lange Warten hat damit vorerst ein Ende. Zwei Einwendungen aus „unmittelbarer Nachbarschaft“seien gegen das Vorhaben eingegangen, erklärte Horst Rieker während des Pressetermins, beide habe man im Rahmen des Abwägungsprozesses in Form eines Kompromisses bedienen können. Knackpunkt seien die zu erwartenden Lärmemissionen in den Nachtstunden gewesen – die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr gilt als besonders geschützt. Dass der Lärmschutz trotz des Nachtflugbetriebs – genehmigt wurden im Durchschnitt 1,3 Flüge pro Nacht in den betriebsstärksten sechs Monaten eines Jahres während dieser Nachtstunden – soweit wie möglich gewahrt bleibt, dafür sorgt ein Wunderwerk der Technik: Zum Einsatz kommen soll ein Rettungshubschrauber des Typs H-145 von Airbus-Helicopters. Hubschrauber dieses Typs haben sich bereits bei der Deutschen Luftrettung in München, Nürnberg, Regensburg und Berlin bewährt – und auch die baden-württembergische Polizei fliegt diesen Typ mittlerweile.
Wetterdaten werden erhoben
Zum ersten Mal genehmigt wurde der Betrieb des Hubschrauber-Sonderlandeplatzes am SchwarzwaldBaar-Klinikum übrigens im Jahr 2009. Die nun erteilte Genehmigung stellt eine Änderung der originären Genehmigung dar und ist mit Auflagen versehen. So muss am Flugplatz beispielsweise ein automatisches Flugwetterdatensystem installiert werden, das Wetterdaten wie Temperatur, Taupunkt, Bodensicht, Luftdruck und Wolkenuntergrenzen für die Piloten verfügbar macht.
„Das ist elementar wichtig falls nachts jemand anfliegt. Der Pilot muss eine Idee haben, wie die Wetterverhältnisse hier sind“, erklärte Horst Rieker. Der Luftfahrtspezialist selbst fliegt seit über 30 Jahren selbst Hubschrauber und steuerte in seinem, wie er sagt, „früheren Berufsleben“immer wieder den alten Hubschrauber-Landeplatz am ehemaligen Schwenninger Klinikum an.
Am neuen Hubschrauberplatz gegenüber des Klinikums, dessen Hauptnutzer die DRF-Luftrettung ist, können zeitgleich zwei Hubschrauber eingesetzt sein, „es gibt einen Landepunkt und einen Parkplatz“, führte Pfaff aus. Hubschrauber der Leistungsklassen I, II und III mit einem maximalen Rotordurchmesser von 15 Metern, einer Maximallänge von 17,5 Metern und bis zu 6,5 Tonnen Abfluggewicht schwer dürfen hier in die Luft gehen. Voraussetzung für die Starts und Landungen ist der medizinische Zweck der Flüge. Für den Rettungsdienst bedeute die Genehmigung für den 24Stunden-Betrieb des Flugplatzes, der dann nach der nun folgenden sechswöchigen Klagefrist in den Betrieb des ersten 24-Stunden-Hubschraubers in Baden-Württemberg münden soll, „der absolute Quantensprung“, so Rieker. Der dafür künftig eingesetzte, hochmoderne und extrem leise Hubschrauber mache es möglich, dass beispielsweise im Winter auch während der Dämmerung geflogen werden kann.
Rein rechtlich war das Fliegen während dieser Zeit zwar bereits möglich, aber weil die Dunkelheit im Winter schon am späten Nachmittag über den Schwarzwald hereinbricht und bis morgens um 8 Uhr anhalten kann, waren der Hilfe aus der Luft auch technische und menschliche Grenzen gesetzt – im Nachtflug sind speziell ausgebildete Piloten im Einsatz,und das im Doppelpack.