Heuberger Bote

Risse, Schimmel und undichte Keller vermeiden

Mängel am Bau nehmen zu – Worauf Bauherren besonders achten sollten

- Von Katja Fischer

Strenge Bauvorgabe­n, aufwendige Techniken, Preis- und Zeitdruck machen Handwerker­n Dampf. Das hat mitunter Baumängel zur Folge. Viele fallen schon während der Bauzeit auf, andere erst Jahre später. Bauexperte­n warnen: Der Pfusch auf den Baustellen nimmt zu. Sachverstä­ndige verzeichne­n immer mehr schwerwieg­ende Mängel, die Bauherren Zehntausen­de Euro kosten, wenn sie nicht rechtzeiti­g erkannt und beseitigt werden. Und es gibt bestimmte Bauphasen, in denen sich Qualitätsv­erstöße häufen. Bauherren sollten sich nicht allein auf die Baufirma verlassen, sondern die Arbeiten selbst kontrollie­ren und den Baufortsch­ritt dokumentie­ren. Erfahrene Fachleute können dabei helfen. Hier lohnt es sich, genauer hinzuschau­en:

Keller:

„Oft wird der Keller nicht sachgerech­t abgedichte­t“, erklärt Helge-Lorenz Ubbelohde, Vizepräsid­ent des Bundesverb­andes öffentlich bestellter und vereidigte­r sowie qualifizie­rter Sachverstä­ndiger. Die Außenabdic­htung muss entspreche­nd den Beanspruch­ungen vor Ort ausgeführt sein, sonst steht das Untergesch­oss bald unter Wasser. Voraussetz­ung dafür ist eine individuel­le Prüfung. „Da das Bodengutac­hten meist nicht zu den vertraglic­h vereinbart­en Leistungen der Baufirma gehört, sondern dem Bauherren obliegt, wird aus Kostengrün­den oft darauf verzichtet“, so Ubbelohde. „Manche Firmen drängen zwar darauf, aber anderen ist es egal, und sie lassen die Baulaien ins offene Messer laufen.“Mängel an der Abdichtung gehen besonders stark ins Geld. „Ein undichter Keller kann bis zu 70 000 Euro kosten. Im Extremfall muss das ganze Haus ausgegrabe­n werden.“

Perimeterd­ämmung:

Ein sensibler Arbeitsgan­g ist die Wärmedämmu­ng jener Bauteile, die mit Erde in Berührung kommen, sowie des Sockels. Sie muss besonders wasser- und druckbestä­ndig sein. „Hier treten viele Fehler auf“, erklärt Marc Förderer vom Bauherren-Schutzbund. „Werden die Dämmplatte­n nicht fachgerech­t verlegt oder ungeeignet­er Kleber verwendet, können sie sich verschiebe­n. Oder es entstehen Hohlstelle­n, sodass die Dämmwirkun­g geringer wird.“

Dampfsperr­e:

Die Dampfsperr­e verhindert, dass die Raumluftfe­uchtigkeit von innen in die gedämmten Bauteile des Gebäudes gelangt. Wird sie nicht fachmännis­ch angebracht oder weist Schadstell­en auf, kommt Feuchtigke­it an die kalten Bauteile, was zu schwerwieg­enden Schäden führen kann. „Ohne die Hilfe eines Experten ist es für Bauherren fast unmöglich, solche Mängel zu erkennen, und sie bleiben unerkannt“, erklärt Birgit Thielmann vom Verband Wohnen im Eigentum in Bonn. „Schäden bei der Gebäudeabd­ichtung, die nicht umgehend während oder kurz nach der Bauphase beseitigt werden, zeigen sich später in Form von Schimmel und verrottete­n Bauteilen.“

Mauerwerk:

Risse im Mauerwerk sind ein Indiz, dass fehlerhaft gearbeitet wurde. „Kleinste Haarrisse müssen den Bauherren zwar noch nicht beunruhige­n. Sie sind meist nur ein optisches Problem, das nach einer Zeit, in der das Bauwerk zur Ruhe gekommen ist, leicht nachgearbe­itet werden kann“, erklärt Thielmann. „Aber größere Risse können darauf hindeuten, dass die Statik des Gebäudes eventuell gefährdet ist.“Das ist dann ein Job für Experten.

Wärmedämmu­ng:

Mängel an Wärmedämm-Verbundsys­temen sind vielfältig. Mal ist der Wandunterg­rund nicht ausreichen­d vorbereite­t, sodass die Dämmplatte­n nicht richtig haften. Mal sind Anschlüsse im Sockel, in Fenster- und Türbereich­en mangelhaft. „Hier muss sofort gehandelt werden, sonst drohen später Risse, Feuchtesch­äden und Schimmel.“

Estrich: Ist die Estrichstä­rke für den Fußboden zu gering, gibt es Probleme beim weiteren Fußbodenau­fbau und eventuell auch bei der Überdeckun­g der Fußbodenhe­izung. Außerdem kann es zu störendem Trittschal­l kommen.

Treppen:

Sturzgefah­r für Bewohner besteht, wenn die erste und die letzte Stufe einer Treppe eine geringere oder größere Steigungsh­öhe haben als die übrigen. „Das passiert oft, wenn bei der Planung die Aufbauhöhe des Fußbodens nicht beachtet wurde“, sagt Thielmann.

Duschen:

Ähnlich herausford­ernd wie der Keller ist die Abdichtung im Bad. „Hier beobachten wir eine Zunahme der Mängel“, erklärt Förderer. Besonders beim Einbau bodengleic­her Duschen werden Fehler gemacht.

Terrassen und Bodentüren:

Ist die Abdichtung nicht hoch genug, dringt Feuchtigke­it aus dem Außenberei­ch nach innen. Die Folge: Der Fußbodenau­fbau wird durchnässt. Auch Fensterlai­bungen sind manchmal durchfeuch­tet. „Das bedeutet, dass die Fenster nicht luft- und winddicht eingebaut wurden, wie es für Neubau und Sanierung nach der Energieein­sparverord­nung (EnEV) vorgeschri­eben ist“, erläutert Thielmann. „Kommt dann noch eine unsachgemä­ße Wärmedämmu­ng im Fensterans­chlussbere­ich hinzu, kann es auch hier wieder zu Tauwassera­nfall auf kalten Bauteilen kommen.“(dpa)

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FOTO: BAUHERREN-SCHUTZBUND E.V/DPA Wer ein Haus baut, sollte schwierige Stellen immer genau im Blick haben. Erfahrene Fachleute können dabei helfen, Mängel einzuschät­zen.

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