Grande Dame der Kunst
Gabriele Henkel hat ihre Memoiren vorgelegt
(dpa) - Henry Kissinger, Hildegard Knef, Gunter Sachs, Joseph Beuys, Robert Wilson, Andy Warhol, Eugène Ionesco, Frank Stella – wer in den letzten 50 Jahren zur Kunst- und Gesellschaftsprominenz gehörte, der war ein Freund von Gabriele Henkel (Foto: dpa). Die 85 Jahre alte Grande Dame der Düsseldorfer Kunstszene hat ihre Memoiren „Die Zeit ist ein Augenblick“vorgelegt.
Den Leser entführt die Witwe des 1999 gestorbenen Firmenpatriarchen Konrad Henkel („Persil“, „Pril“) in eine vergangene Welt des Wirtschaftswunder-Jetsets. Wer wichtig war, der wurde zu Henkels legendären Abendgesellschaften eingeladen. Berühmt sind ihre Tischdekorationen – Beuys empfahl ihr, die MottoTische zu signieren.
Bankiers wie Jürgen Ponto und Alfred Herrhausen gehörten ebenso zu den Gästen wie Hans-Dietrich Genscher und Theodor Adorno. Ihr Haus in Düsseldorf wurde, so schreibt Henkel, „der Salon der Republik“. Fritz Raddatz schrieb in der „Zeit“, Henkels Gesellschaften seien „der einzige Salon internationalen Formats, durchaus vergleichbar den großen Diners in New York oder Paris“gewesen.
Die Männer lagen Gabriele Henkel zu Füßen. In ihrer stolzen Schönheit wurde sie verglichen mit der kürzlich gestorbenen französischen Schauspielerin Jeanne Moreau. Doch Henkel, geborene Hünermann, Tochter eines Düsseldorfer Medizinprofessors, bleibt in ihrer Autobiografie, ganz Dame, immer im Ungefähren.
Über allen Flirts stand für Henkel die Liebe zu ihrem Mann. „Meine Bindung zu Konrad war stärker als Eskapaden und Versuchungen.“
„Ein interessanter Freund führt zum nächsten“, schreibt Henkel. So lesen sich ihre Memoiren streckenweise wie ein Klatschblatt der 1960er- und 1970er-Jahre. Aus ihrem Alter macht Henkel immer ein Geheimnis. Im Munzinger Archiv ist der 9. Dezember 1931 als Geburtsdatum angegeben. Ohne ordentlichen Schulabschluss schafft sie es, sich als Journalistin zu etablieren, wird „Newsweek“-Korrespondentin und jüngstes Mitglied der Bundespressekonferenz in Bonn.