Die etwas andere Hochzeitskomödie
Die Leute am Verlierertisch haben nichts zu lachen: „Table 19“
Bei jeder Hochzeit gibt es solche Gäste: Eigentlich sind diese Menschen aus dem Leben des Paares verschwunden, aber aus Pflichtgefühl bekommen sie doch eine Einladung. In „Table 19 – Liebe ist fehl am Platz“sitzen all diese Gäste am selben Tisch.
Da ist zum Beispiel die Verflossene des Bruders der Braut (wie so oft unterfordert: Anna Kendrick), die einstige Babysitterin (June Squibb) und der im Gefängnis sitzende Neffe der Familie (Stephen Merchant) auf Freigang. Kurz nach ihrem Kennenlernen sitzen diese Menschen ohne Illusionen herum: „Ich kann von hier aus das Klo riechen, das zeigt doch, wie gut wir das Paar kennen“, sagt einer von ihnen.
Die Besetzung ist erfahren in ähnlichen Filmen des Genres. Und auch die Autorenbrüder Mark und Jay Duplass sind bekannt dafür, aus einfachen Ideen, smarte Independent-Filme zu schreiben. Gute Beispiele sind „Blue Jay“oder „The Puffy Chair“. Auch „Table 19“fühlt sich zu Beginn nach einer solchen netten Spielerei an. Gnädige 88 Minuten Nettolaufzeit sorgen dafür, dass der Film flott voranschnurrt. Nach einer Weile entscheidet sich aber die schrullige Truppe, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie verlassen die Feier und erzählen einander aus ihren Leben. Schon vorher klingen manche Gags wie aus einer kaum zusammenhängenden Sketch-Revue und ab der Mitte sinkt die Dichte an guten Lachern noch einmal spürbar, spätestens da entgleitet dem Film auch die Handlung vollends.
Dafür passiert etwas anderes, denn trotz aller Probleme mit den Charakteren vom Reißbrett und kaum zündenden Witzen, sind diese Verlierer nicht ohne Charme. Sie wachsen einem richtig ans Herz. Am Ende ist es eben doch eine Idee, die zieht: Endlich einmal stehen die Figuren im Zentrum, die sonst in Hochzeitskomödien nur Staffage sind. (dpa)