Mehr als 1000 Pilger beten gemeinsam
Die Andacht vor Mariä Himmelfahrt im Liebfrauental zieht zahlreiche Gläubige aus der ganzen Region an
- Ein starkes Zeugnis haben die Gläubigen der ganzen Region am Vorabend von Mariä Himmelfahrt im Liebfrauental abgegeben. Mehr als 1200 Wallfahrer zogen in einer Lichterprozession von der Abteikirche in Beuron hinaus zur herrlich geschmückten Lourdesgrotte, um dort zur Gottesmutter zu beten. Die Feier wurde von der Musikkapelle Irndorf und dem Kirchenchor aus Buchheim musikalisch mitgestaltet. Viele hundert bunte Lichter ließen die Lourdesgrotte in einem heimeligen Licht in der hereinbrechenden Nacht erscheinen.
Wallfahrtspater Pirmin Meyer OSB stellte erfreut fest: „Eine so große Menge an Pilgern ist schon lange nicht mehr da gewesen.“Die Pilger versammelten sich mit Kerzen und Kräuterbüscheln in der Hand unterhalb der Kirche. Es läutete die Abendglocke und Pater Pirmin betete im Wechsel mit den Pilgern das erste „Gegrüßet seist Du Maria“und weihte die Kerzen.
Dann zog die Prozession in Richtung Liebfrauental. Die Musikkapelle Irndorf ging hinter Kreuz und Fahne her. Die Pilger sangen Marienlieder. Mitten unter ihnen gingen Pater Pirmin und Erzabt Tutilo Burger. Im Wald angekommen, begann das Rosenkranzgebet, das Pater Pirmin über Lautsprecher im Wechsel mit den Pilgern betete. Die Pilger gingen an den Kreuzwegstationen vorbei, an denen Kerzen angezündet waren. Im Liebfrauental warteten schon viele Pilger auf den Bänken und Klappstühlen. Im Felsen ist eine LourdesMuttergottes eingelassen, darunter im Garten kniet eine Figur der betenden Bernadette Soubirou, die die Marienerscheinung erlebt hat. An der Felsenwand waren Hunderte von Kerzen angezündet. Der Kirchenchor aus Buchheim und die Irndorfer Musikkapelle gestalteten die Andacht.
Pater Pirmin predigte vom Dualismus, der wie ein Virus während der ganzen Kirchengeschichte immer wieder in Schüben die Menschen befalle: Alles werde in Gut und Böse aufgespalten. Auch Leib und Seele werden im Christentum als feindliche Gegensätze betrachtet, obwohl in der Bibel nichts darüber zu lesen sei. Der Neuplatonismus betrachte die Seele als das Gute, als den Steuermann des Leibes. Die Seele sei im Körper eingesperrt, lehre die griechische Philosophie. So habe sich ein weiterer Dualismus entwickelt: das Materielle, das als Ausfluss des Bösen gelte, gegen das Geistige, das als das Gute betrachtet werde, erklärte Pater Pirmin.
Dualismus wirkt bis heute
Dieser Dualismus wirke bis in die heutige Zeit hinein. Auch das Bild vom Leben nach dem Tod sei davon geprägt. Die Bibel berichtet von der Auferstehung von Leib und Seele, später im Christentum habe sich das Bild gewandelt: Die Seele lebt weiter und der Körper stirbt. „Das Fest von Mariä Himmelfahrt ist das Gegenmittel zu dieser Sicht“, predigte Pater Pirmin: Denn Maria sei mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. „Hier bekennt sich die Kirche dazu, dass der Mensch auch in seiner leiblichen Dimension erlösungswürdig ist.“
Er ging auf Marias „Magnificat“ein, in dem sie ankündigt, dass das Leben des Menschen auf den Prüfstand gestellt werden sollte. Es geht um die Gegensätze arm und reich, mächtig und unterdrückt. Die Reichen werden leer ausgehen und die Mächtigen vom Thron gestoßen, kündigt Maria an. Pater Pirmin machte bewusst, dass Reichtum und Macht aus der Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen in den Billiglohnländern entstehe. Christen müssten ihr Leben in seiner persönlichen und sozialen Dimension überdenken. Inzwischen war es dunkel geworden, die Kerzen am Felsen leuchteten umso heller. Der Kirchenchor sang im Wechsel mit den Pilgern Marienlieder. Pater Pirmin weihte die mitgebrachten Kräuterbüschel. Gemeinsam gingen die Pilger betend den Weg zurück zur Erzabtei, wo der Segen erteilt wurde.