Normalität im Ausnahmezustand
Nach dem erneuten Terror in Europa wäre es an dieser Stelle unredlich, einen Ausweg aufzeigen zu wollen oder zu suggerieren, man wisse, mit welcher Strategie man in Zukunft diese hinterhältige Gewalt verhindern könne.
Wenn die vergangenen Jahre eines überdeutlich gezeigt haben, dann dass es selten einfache Antworten auf komplexe Fragen gibt. Für jede These gibt es eine Antithese – gerade wenn es um den Kampf gegen den Terror geht. Selbst das bestens überwachte London kann Anschläge nicht verhindern. Und für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit sind genug Plädoyers gehalten worden.
Eigentlich verstößt es gegen journalistische Regeln, in einem Text zuzugeben, dass im Prinzip bereits alles gesagt ist. Würde das doch bedeuten, er erübrige sich von selbst. Dennoch geschieht es hier. Der Anschlag in Barcelona war nicht der erste dieser Art, und er wird auch nicht der letzte gewesen sein.
Automatismen und eine gewisse Routine stellen sich deshalb ein. Es mag zynisch klingen, aber die Wiederholung von Gedanken, Mitgefühl und Reaktionen gehört mittlerweile zu den professionellen Reflexen. Es ist die Normalität in einem Ausnahmezustand.
Nach einer solch feigen Tat können die Minuten gezählt werden, bis Politiker, Showstars oder andere Prominente sich auf den sozialen Medien zu Wort melden und den Opfern und ihren Angehörigen ihre Solidarität zusichern. Damit kein Missverständnis aufkommt: Das alles ist angemessen und berechtigt. Empathie mit Menschen auszudrücken, die Schlimmes durchmachen, ist eine Selbstverständlichkeit.
Was bleibt in einer solchen Situation für Journalisten zu tun? Sie müssen berichten. Sie müssen versuchen, Hintergründe aufzuzeichnen. Sie müssen Sachverhalte einordnen. Vermeintliche oder echte Terrorismusexperten, die sich kurz nach den Anschlägen medienwirksam zu Wort melden, helfen dabei wenig. Diese Zeilen mögen kalt wirken, aber es widerstrebt, das Offensichtliche zu kommentieren.