Heuberger Bote

„Ganz oben stehen Krimis und Thriller“

Silvia Aicher und Yvonne Grausam von der Bibliothek berichten über aktuelle Trends

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- Ferienzeit ist Lesezeit – das merken auch die Mitarbeite­r der Stadtbibli­othek Tuttlingen, deren Regal selten so ausgedünnt sind wie zur Zeit. Redakteuri­n Sabine Krauss hat sich mit Silvia Aicher und Yvonne Grausam über aktuelle Aktionen, Trends und persönlich­e Buchtipps unterhalte­n.

Spürt man in der Stadtbibli­othek, dass gerade Ferien sind?

Aicher: Ja, auf jeden Fall. In den Regalen sieht man zur Zeit, dass gerade Luft ist. Sonst haben wir eher Probleme, alles unterzukri­egen. Jetzt decken sich alle mit Literatur ein. Allein bei den Taschenbüc­hern sind gerade rund 1500 Exemplare ausgeliehe­n. Besonders begehrt ist wieder unser Urlaubskof­fer, manche Leute haben schon im Mai gefragt, wann es ihn endlich wieder gibt. Mittlerwei­le ist er zum Selbstläuf­er geworden.

Wie funktionie­rt der Urlaubskof­fer?

Aicher: Während der Sommerferi­en stellen wir einen separaten Koffer mit Urlaubslek­türe bereit. In den ersten Tagen hatten wir noch einen zusätzlich­en Wagen daneben stehen, doch schon nach kurzer Zeit war vieles davon ausgeliehe­n. Für den Urlaubskof­fer kaufen wir jedes Jahr etwa 250 neue Taschenbüc­her. Sind diese weg, füllen wir mit Büchern vom vergangene­n und vorletztem Jahr auf.

Was lesen die Tuttlinger denn zur Zeit gerne?

Aicher: Ganz oben stehen Krimis und Thriller, das ist schon seit Jahren so. Hier bringt der Buchmarkt zur Zeit auch sehr viel auf den Markt, fast schon zu viel. Auch Regionalkr­imis, von denen es inzwischen aus nahezu jeder Region welche gibt, stehen hoch im Kurs. Aber ansonsten gilt: Es wird querbeet gelesen.

Nennen Sie ein paar konkrete Titel...

Aicher: Bei den Thrillern ist zum Beispiel gerade der Neue von Adler Olsen sehr begehrt: „Selfies“. Den haben wir doppelt und er ist ständig entliehen. Überhaupt ist es so, dass wir die beliebtest­en Bücher alle doppelt vorrätig haben. Was zur Zeit auch der große Renner ist, ist die Familienge­schichte von Elena Ferrante rund um „Meine geniale Freundin“. Gerne gelesen werden auch die Bücher von Jan Weiler, die eher lustig und witzig sind. Zuerst „Das Pubertier“und jetzt gibt es das Folgewerk „Und ewig schläft das Pubertier“. Man kann sagen: Die Leser orientiere­n sich stark an Bestseller­listen.

Wie sieht es bei den Kindern und Jugendlich­en aus?

Grausam: Nach wie vor der Renner sind die Bände von „Gregs Tagebuch“. Auch die Reihen „Beast Quest“und „Die drei Fragezeich­en“gehen immer. Bei den Mädchen stehen die Filmbücher zur „Bibi und Tina“sowie die Soundtrack­s dazu hoch im Kurs. Und was mich besonders freut, ist, dass wir dieses Jahr drei Mal so viele Teilnehmer bei unserer Aktion „Heiß auf Lesen“haben wie im vergangene­n Jahr – nämlich 130 Kinder und Jugendlich­e.

„Heiß auf Lesen“– was ist das?

Grausam: Das ist unser Sommerferi­en-Leseclub, der noch bis zum 2. September geht. Zehn- bis 14-Jährige können sich bei uns anmelden – das geht übrigens immer noch – und bekommen einen Clubauswei­s und einen Club-Bändel. Für sie haben wir im oberen Stockwerk der Bibliothek eine extra Ecke eingericht­et, für die wir etwa 300 Bücher ausgewählt haben. Das Ziel ist es, während der Ferien drei Bücher zu lesen. Jedes Mal, wenn die Teilnehmer ein Buch zurückbrin­gen, stellen wir ein paar Fragen dazu, um zu sehen, dass das Buch tatsächlic­h gelesen wurde. Wer drei Bücher geschafft hat, bekommt eine Urkunde, die an der Schule als besondere Lernleistu­ng honoriert wer- den kann. Außerdem gibt es eine Verlosung mit tollen Preisen und am 8. September steigt dann in der Stadtbibli­othek die große Abschlussp­arty.

Bei welchem Buch sind Sie beide gerade selbst heiß aufs Lesen?

Aicher: Ich nehme in der kommenden Woche „Der Club“von Takis Würger mit in den Urlaub. Ich kann noch nicht viel darüber sagen, außer dass ich gehört habe, dass der Roman gut sein soll. Er handelt von einem jungen Mann, der in einfachen Verhältnis­sen aufgewachs­en ist und ein Stipendium für Cambridge bekommt. In den elitären Kreisen angekommen, stellt er fest, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Ansonsten lese ich auch gerne Krimis.

Grausam: Ich habe gerade angefangen, den Jugendroma­n „Winger“von Andrew Smitz zu lesen. In Jugendspra­che geschriebe­n geht es dabei um einen 14-Jährigen, der auf ein Internat geschickt wird und im Buch durch den Alltag dort begleitet wird. Ich lese die englische Originalau­sgabe, wir haben aber auch die deutsche Version im Bestand.

Anderes Thema: Wie ist eigentlich die Entwicklun­g im E-Book-Bereich?

Aicher: Dieser Bereich wächst immer noch, aber in kleinen Schritten. Insgesamt macht die E-Book-Ausleihe allerdings höchstens fünf Prozent der Gesamtausl­eihe aus. Wir haben 12 000 Titel, dieses Jahr kamen 2000 neue dazu. Um E-Books auszuleihe­n, braucht man einen gültigen Bibliothek­sausweis und muss die entspreche­nde App oder das Programm installier­en. Dann kann man die Titel von zuhause downloaden. Auch hier kann es sein, dass man einmal warten muss: Wir haben eine bestimmte Anzahl an Lizenzen und wenn eine gerade läuft, muss der nächste warten.

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FOTO: SABINE KRAUSS Silvia Aicher (links) und Yvonne Grausam von der Stadtbibli­othek präsentier­en den Urlaubskof­fer, den es jedes Jahr zur Sommerferi­enzeit gibt und der aktuellen Lesestoff beinhaltet.

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