Heuberger Bote

Ein Siebenschl­äfer und eine Wenigschlä­ferin

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E ine leckere Tasse Tee, etwas zum Knabbern und ein guter Krimi im Fernsehen – so sieht für mich ein ganz entspannte­r Feierabend aus. Plötzlich umherflieg­ende CDs, mit denen ich mich am Mittwochab­end konfrontie­rt sah, gehören definitiv nicht dazu. Ziemlich erschrocke­n ging ich auf die Suche nach dem unvermutet­en Bewegungsd­rang der silbernen Scheiben und stieß in meinem Regal auf ein graues Köpfchen mit großen schwarzen Knopfaugen. Oh Gott, eine Maus! Allerdings eine ziemlich große. Eine Ratte womöglich?! Meine zwischenze­itliche Entspannun­g war mittlerwei­le den ersten Anzeichen einer Hysterie gewichen. Das Wesen in meinem Bücherrega­l hatte offenbar genug von meinem Anblick und dreht mir seinen Allerwerte­sten – und seinen buschigen Schwanz – zu. Ein Eichhörnch­en? Grau? Im fünften Stock? In einem freistehen­den Haus ohne Baumkontak­t? Das Rätsel blieb zunächst ungelöst, denn das Tierchen ergriff die Flucht und suchte sich in eleganten Sprüngen ein neues – und ziemlich gutes – Versteck. Ich habe es bisher nämlich nicht wieder finden können. Sie können sich vorstellen, dass meine Nacht ziemlich kurz war. Immerhin ist mittlerwei­le geklärt, um wen es sich wohl handelt. Die Bilder eines Siebenschl­äfers aus dem Internet entspreche­n ziemlich genau dem Aussehen meines ungebetene­n Gastes. Und dort steht auch, dass das Tierchen sich in den kommenden Wochen ein Plätzchen für seinen mindestens siebenmona­tigen Winterschl­af sucht. Allein die Vorstellun­g, dass es sich dafür ein Quartier in meiner Wohnung gesucht hat, bringt mich um meinen Schlaf. (mie)

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FOTO: TILGNER/DPA Ein Siebenschl­äfer

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