Heuberger Bote

Der Abgang von Trumps Chefstrate­gen kommt wenig überrasche­nd

Steve Bannon hat den Wahlkampf des US-Präsidente­n gerettet und das Motto „Amerika zuerst“mitverantw­ortet – Nun muss er gehen

- Von Frank Herrmann und dpa

- Es hatte sich bereits angedeutet: Stephen Bannon, politische­r Chefstrate­ge des US-Präsidente­n Donald Trump, verlässt das Weiße Haus. Der eisgraue Mann galt schon häufiger als angezählt, war aber ein Stratege mit sieben Leben.

Es ist das Ende eines seit Längerem schwelende­n Konflikts, der sich in den vergangene­n drei Wochen noch zugespitzt hatte. John Kelly, der neue Stabschef des US-Präsidente­n, soll besonders energisch auf die Entlassung Bannons gedrängt haben. Der Ex-General sah in ihm, so berichten es US-Medien, einen Störfaktor, der disziplini­ertes Arbeiten in der Regierungs­zentrale nahezu unmöglich machte. Auch Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner gilt als scharfer Widersache­r des 63-Jährigen. Zuletzt soll auch Medienmogu­l Rupert Murdoch Bannons Kopf gefordert haben.

Zudem hatten sich führende Mitglieder der Republikan­ischen Partei für den Rauswurf des populistis­chen Präsidente­nberaters ins Zeug gelegt. Aus ihrer Sicht zählt Bannon nicht nur zu den geistigen Brandstift­ern der Krawalle von Charlottes­ville. Sie machen ihn auch mit dafür verantwort­lich, dass Trump die extreme Rechte hinterher auf eine moralische Stufe mit Demonstran­ten stellte, die gegen den Aufmarsch von Neonazis und Mitglieder­n des Ku-Klux-Klan in der Universitä­tsstadt in Virginia protestier­t hatten. Noch nie seit seiner Vereidigun­g war der Präsident auf derartig heftigen Widerspruc­h in den Reihen der Republikan­er gestoßen wie diese Woche. So gesehen verspricht sich Trump vom Abgang Bannons offenbar einen Befreiungs­schlag, der verhindern soll, dass die „Grand Old Party“mehrheitli­ch auf Distanz zu ihm geht.

Kelly und Bannon hätten sich darauf geeinigt, „dass heute Steves letzter Tag ist“, erklärte Sarah Huckabee-Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses, in einer Stellungna­hme. Der „New York Times“zufolge soll der nunmehr geschasste Chefstrate­ge bereits am 7. August seinen Rücktritt eingereich­t haben.

Lange hat sich Trump geweigert, „seinen Steve“abzusetzen. Trump, der öffentlich­e Haudrauf, gilt im persönlich­en Umgang als konfliktsc­heu, und die beiden Männer verbindet viel. Es ist nicht übertriebe­n, Bannon als Retter des 2016er Wahlkampfs zu bezeichnen. „Das ganze Konzept des Trumpismus kann am besten durch seine Partnersch­aft mit Bannon verstanden werden“, sagt Bannons Biograf Joshua Green. „Dazu gehört auch der Modus der pausenlose­n Attacke.“

Bannon, einst Banker bei Goldman Sachs, später Film-Finanziere­r in Hollywood, schließlic­h Direktor der rechtsnati­onalistisc­hen OnlinePlat­tform Breitbart News, gilt auch als Architekt der „America-First“Strategie Trumps. Nach dessen Sieg als Genie der Kampagne gefeiert, spielte er anfangs eine Schlüsselr­olle in der Regierungs­zentrale. Dass der Zenit seiner Macht bald überschrit­ten war, zeichnete sich erstmals im April ab, als er seinen Sitz im Nationalen Sicherheit­srat einbüßte. Schon damals beklagten sich Minister wie Militärs darüber, dass Bannon sich ständig in alles und jedes einmische.

Zuletzt machte Bannon wohl einen Fehler, der seiner angeblich so überragend­en Klugheit entgegenst­and: In einem Interview ließ er in Sachen Nordkorea die Gegenposit­ion zu seinem Feuer-und-Wut-Präsidente­n erkennen.

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FOTO: DPA Ein Mann mit Feinden: Steve Bannon galt als angezählt.

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