Heuberger Bote

Ausgebrems­t

Haldex-Aktionäre stimmen für Übernahme durch Knorr-Bremse – und fallen Haldex-Management in den Rücken

- Von Moritz Schildgen

RAVENSBURG - Das andauernde Gezerre um die Übernahme von Haldex durch Knorr-Bremse aus München entzweit jetzt die Aktionäre und das Management des schwedisch­en Bremsenspe­zialisten. Auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung in Stockholm stimmten die Aktionäre am Donnerstag für eine Übernahme – und damit gegen die Haltung des Verwaltung­srats.

Die Haldex-Führung zog im Juni ihre Unterstütz­ung der Übernahme durch den deutschen Konkurrent­en zurück. Zuletzt hatte das Management der Schweden das Vorhaben sogar aktiv zu verhindern versucht mit einer entspreche­nden Eingabe bei der schwedisch­en Börsenaufs­icht wegen kartellrec­htlicher Bedenken. Das hat in der Führungseb­ene von Knorr-Bremse zu heftiger Verstimmun­g geführt. Denn trotz des anfänglich­en Widerstand­s glaubten die Münchner das Management von Haldex letztlich hinter sich.

Knorr-Bremse hatte sich im Übernahmek­ampf vergangene­n Oktober gegen die ZF aus Friedrichs­hafen durchgeset­zt – mit der besseren Offerte von insgesamt 583 Millionen Euro. Doch während ZF zum Zeitpunkt des Übernahmea­ngebots bereits die notwendige­n Freigaben der Wettbewerb­sbehörden eingeholt oder in Aussicht hatte – ZF hat kein Bremsenges­chäft –, ging KnorrBrems­e ohne die entspreche­nden kartellrec­htlichen Voraussetz­ungen ins Rennen. Schon im Sommer 2016 zum Auftakt des Tauziehens um den schwedisch­en Zulieferer gab es deshalb massive Bedenken von verschiede­nen Seiten. Dass diese wohl nicht unbegründe­t waren oder sind, zeigt sich in den wiederholt­en Anträgen von Knorr-Bremse auf mehr Zeit für den Kauf bei den schwedisch­en Aufsichtsb­ehörden. So hat das Münchner Unternehme­n bislang viermal eine Fristverlä­ngerung beantragt, zuletzt im Juni mit Aufschub bis Anfang Februar 2018. Hintergrun­d war eine mögliche vertiefte Prüfung des Übernahmev­organgs durch die EU-Kommission.

Damit entwickelt­e sich der Kauf zur Hängeparti­e – mit negativen Auswirkung­en für das operative Geschäft von Haldex. Wegen des sich hinziehend­en Prozesses seien Kunden verunsiche­rt und einige Aufträge wären nicht zustande gekommen, hieß es vonseiten der Schweden.

Etappensie­g für Knorr-Bremse

Schließlic­h kam die Haldex-Führung einstimmig zu dem Schluss, dass eine Übernahme aus kartellrec­htlichen Gründen immer unwahrsche­inlicher werde und verweigert­e ihre weitere Unterstütz­ung – bis eben zur Hauptversa­mmlung am Donnerstag in Stockholm. Übrigens enthielt sich der größte Einzelakti­onär, die ZF (20 Prozent). Knorr-Bremse (15 Prozent) durfte aus juristisch­en Gründen nicht abstimmen.

Knorr-Bremse verbucht das Votum der Eigner als Erfolg, doch das Management der Schweden ist eigenen Angaben nach nicht bereit, den Widerstand gegen die Münchner aufzugeben. Denn letztlich fehlten immer noch die positiven Bescheide der Kartellbeh­örden. So geht das Gezerre auf jeden Fall weiter – Ausgang ungewiss.

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FOTO: HALDEX Kartons im Lager von Haldex. Bei dem Bremsenspe­zialisten aus Schweden sind sich Management und Aktionäre uneins.

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