Eier im Südwesten mit Fipronil belastet
Unternehmen aus dem Hohenlohekreis betroffen – Ermittlungen laufen
STUTTGART (dpa) - Mit Fipronil belastete Eier sind erstmals in einem baden-württembergischen Betrieb entdeckt worden. Das Pestizid sei in zwei Proben aus einem Unternehmen im Hohenlohekreis nachgewiesen gefunden worden, teilte das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz am Freitag mit. Eine Gesundheitsgefahr bestehe nicht. Noch sei aber unklar, wie das Mittel in den Stall des Betriebes und damit in die Eier gelangen konnte.
Der Hühnerhalter habe angegeben, dass die Desinfektionslösung „Dega 16“, die als Auslöser des Fipronil-Skandals gilt, auf dem Hof nicht eingesetzt worden sei, hieß es beim Ministerium. Die zuständigen Behörden ermittelten derzeit, welche Ursache verantwortlich sein könne. Auch die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet worden, sagte Agrarminister Peter Hauk (CDU).
Im Südwesten seien handelsübliche Reinigungsmittel untersucht worden, teilte das Ministerium mit. Alle auf Fipronil untersuchten Proben seien jedoch negativ gewesen. „Jetzt brauchen wir schnellstens Klarheit, wie es in diesem Fall zu einer Verunreinigung kam“, sagte Hauk. Der betroffene Betrieb ist nach Angaben der Behörde bis auf Weiteres gesperrt. Das Unternehmen bedauerte in einer Mitteilung den Vorfall und rief die Eier zurück. Die Kosten für die Rücksendung der Ware und eventueller Rückforderungen der Kunden würden übernommen, teilte der Betrieb mit.
In Deutschland war Fipronil zuvor in fünf Betrieben nachgewiesen worden. Supermärkte in Deutschland nahmen Eier zum Teil vorsorglich aus dem Verkauf oder boten nur noch Produkte an, die nachweislich auf Fipronil getestet wurden. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind gesundheitliche Schäden durch den Verzehr betroffener Produkte aber unwahrscheinlich.
Der Skandal um Fipronil schlägt dennoch auch international weiter hohe Wellen. Bis Freitag wurden bereits in 18 EU-Ländern sowie in Nicht-EU-Staaten wie der Schweiz, dem Libanon und Hongkong Fipronil-Funde in Eiern und Ei-Produkten bekannt. Nun soll das Thema auch beim EU-Agrarministertreffen am 5. September eine Rolle spielen.
Neuer Giftstoff entdeckt
In den Niederlanden, das mit mindestens 180 betroffenen Betrieben, von denen derzeit noch rund 140 geschlossen sind, im Zentrum des Lebensmittelskandals steht, unterbricht das Parlament seine Sommerpause für eine Sonderdebatte.
Dabei sollen die Gesundheitsministerin und der Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums Rede und Antwort stehen. Die Debatte soll in der kommenden Woche stattfinden. Zudem wurde ein weiterer Giftstoff entdeckt: Bei einer Analyse der Desinfektionslösung „Dega 16“, das als Auslöser des Fipronil-Skandals gilt, ist in Belgien auch das Pestizid Amitraz entdeckt worden. Das erklärte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Freitag.
Zuvor hatte der „Spiegel“vorab über die Untersuchungsergebnisse berichtet. Belgische Behörden hätten bei der Untersuchung von sichergestellten „Dega 16“-Kanistern Spuren des Giftstoffs gefunden, zitiert das Nachrichtenmagazin aus einem vertraulichen Bericht, der über das europäische Schnellwarnsystem RASFF verbreitet wurde. Laut „Spiegel“soll Belgien den Fund bereits im Juli über dieses Lebensmittel-Warnsystem an die übrigen EU-Staaten übermittelt haben. Amitraz wird unter anderem in der Tiermedizin gegen Milben und Insekten eingesetzt – bei Geflügel ist es laut BVL nicht als reguläres Arzneimittel zugelassen. Biozide mit Amitraz sind in der EU verboten.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sagte am Freitag im niedersächsischen Verden, der Einsatz des Pestizids in Hühnerställen sei „kriminell“. Eine Gesundheitsgefahr für Verbraucher schloss er jedoch aus.