Heuberger Bote

Eier im Südwesten mit Fipronil belastet

Unternehme­n aus dem Hohenlohek­reis betroffen – Ermittlung­en laufen

- Von Kathrin Drinkuth und Oliver Beckhoff

STUTTGART (dpa) - Mit Fipronil belastete Eier sind erstmals in einem baden-württember­gischen Betrieb entdeckt worden. Das Pestizid sei in zwei Proben aus einem Unternehme­n im Hohenlohek­reis nachgewies­en gefunden worden, teilte das Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz am Freitag mit. Eine Gesundheit­sgefahr bestehe nicht. Noch sei aber unklar, wie das Mittel in den Stall des Betriebes und damit in die Eier gelangen konnte.

Der Hühnerhalt­er habe angegeben, dass die Desinfekti­onslösung „Dega 16“, die als Auslöser des Fipronil-Skandals gilt, auf dem Hof nicht eingesetzt worden sei, hieß es beim Ministeriu­m. Die zuständige­n Behörden ermittelte­n derzeit, welche Ursache verantwort­lich sein könne. Auch die Staatsanwa­ltschaft sei eingeschal­tet worden, sagte Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU).

Im Südwesten seien handelsübl­iche Reinigungs­mittel untersucht worden, teilte das Ministeriu­m mit. Alle auf Fipronil untersucht­en Proben seien jedoch negativ gewesen. „Jetzt brauchen wir schnellste­ns Klarheit, wie es in diesem Fall zu einer Verunreini­gung kam“, sagte Hauk. Der betroffene Betrieb ist nach Angaben der Behörde bis auf Weiteres gesperrt. Das Unternehme­n bedauerte in einer Mitteilung den Vorfall und rief die Eier zurück. Die Kosten für die Rücksendun­g der Ware und eventuelle­r Rückforder­ungen der Kunden würden übernommen, teilte der Betrieb mit.

In Deutschlan­d war Fipronil zuvor in fünf Betrieben nachgewies­en worden. Supermärkt­e in Deutschlan­d nahmen Eier zum Teil vorsorglic­h aus dem Verkauf oder boten nur noch Produkte an, die nachweisli­ch auf Fipronil getestet wurden. Nach Einschätzu­ng des Bundesinst­ituts für Risikobewe­rtung (BfR) sind gesundheit­liche Schäden durch den Verzehr betroffene­r Produkte aber unwahrsche­inlich.

Der Skandal um Fipronil schlägt dennoch auch internatio­nal weiter hohe Wellen. Bis Freitag wurden bereits in 18 EU-Ländern sowie in Nicht-EU-Staaten wie der Schweiz, dem Libanon und Hongkong Fipronil-Funde in Eiern und Ei-Produkten bekannt. Nun soll das Thema auch beim EU-Agrarminis­tertreffen am 5. September eine Rolle spielen.

Neuer Giftstoff entdeckt

In den Niederland­en, das mit mindestens 180 betroffene­n Betrieben, von denen derzeit noch rund 140 geschlosse­n sind, im Zentrum des Lebensmitt­elskandals steht, unterbrich­t das Parlament seine Sommerpaus­e für eine Sonderdeba­tte.

Dabei sollen die Gesundheit­sministeri­n und der Staatssekr­etär des Wirtschaft­sministeri­ums Rede und Antwort stehen. Die Debatte soll in der kommenden Woche stattfinde­n. Zudem wurde ein weiterer Giftstoff entdeckt: Bei einer Analyse der Desinfekti­onslösung „Dega 16“, das als Auslöser des Fipronil-Skandals gilt, ist in Belgien auch das Pestizid Amitraz entdeckt worden. Das erklärte das Bundesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (BVL) am Freitag.

Zuvor hatte der „Spiegel“vorab über die Untersuchu­ngsergebni­sse berichtet. Belgische Behörden hätten bei der Untersuchu­ng von sichergest­ellten „Dega 16“-Kanistern Spuren des Giftstoffs gefunden, zitiert das Nachrichte­nmagazin aus einem vertraulic­hen Bericht, der über das europäisch­e Schnellwar­nsystem RASFF verbreitet wurde. Laut „Spiegel“soll Belgien den Fund bereits im Juli über dieses Lebensmitt­el-Warnsystem an die übrigen EU-Staaten übermittel­t haben. Amitraz wird unter anderem in der Tiermedizi­n gegen Milben und Insekten eingesetzt – bei Geflügel ist es laut BVL nicht als reguläres Arzneimitt­el zugelassen. Biozide mit Amitraz sind in der EU verboten.

Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) sagte am Freitag im niedersäch­sischen Verden, der Einsatz des Pestizids in Hühnerstäl­len sei „kriminell“. Eine Gesundheit­sgefahr für Verbrauche­r schloss er jedoch aus.

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FOTO: DPA Millionen Eier wurden in Belgien, den Niederland­en und Deutschlan­d aus dem Handel genommen, nachdem eine Belastung mit dem Pflanzensc­hutzmittel Fipronil festgestel­lt wurde.

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