Wenn das Traumhaus zum Alptraum wird
Egesheimer Familie steht das Wasser im Keller und finanziell inzwischen bis zum Hals
EGESHEIM/KÖNIGSHEIM - Die Geschichte der Familie David und Anna Ganobis und ihrem Traum vom Haus ist eine Mischung aus viel, vielleicht zu viel Vertrauen, Unbedarftheit, einem harten Geschäftsmodell und einer riesigen Portion Pech. Das Fertighaus in Königsheim steht seit acht Monaten im halbfertigen Zustand und die Schulden häufen sich. Die Doppelbelastung mit Miete und Krediten besteht seit Anfang 2016, und nach einem Wasserschaden treffen sich Familie und Ausbau-Unternehmer, die zuvor vertrauensvoll zusammen gearbeitet hatten, demnächst wahrscheinlich vor Gericht.
Los ging der Traum mit vielen Versprechungen. Die Eheleute, die beide in derselben Firma arbeiten, wollten die Gunst der Stunde niedriger Zinsen nutzen und ließen sich vom verlockenden Angebot der Fertigbaufirma locken. Sie verließen sich auf den Vermittler, den sie persönlich kennen und der sich zu Beginn sehr bemüht habe. „Alles kein Problem“habe es immer geheißen, und von „Jubiläumsgeschenken“– eine Küche zum Aussuchen zum Beispiel – war die Rede. In Wirklichkeit für 2000 Euro. David Ganobis weiß heute, dass es beim Geschäft mit großen Firmen und Vermittlern nie um wirkliche Geschenke gehen kann, er war einfach naiv und vertraute dem Vermittler.
Sie lernten, dass schlüsselfertig nicht bezugsfertig ist, dass man Dienstleistungen dazukaufen muss, dass die Materialien für den Ausbau, in Paketen extra zu erwerben sind, dass sie letztlich den ganzen Papierkram wie Baugenehmigungen, das Bestellen des Flüssiggastanks für die Heizung und vieles mehr selber bewerkstelligen müssen. Bank und Versicherung wurden von der Firma Allkauf vermittelt, die Bank sei immer informiert gewesen.
Mit Unterzeichnung des Vertrags habe das Interesse des Vermittlers spürbar abgenommen. Dieser habe der Familie einen Unternehmer aus der Region vorgestellt, der mit den Materialien, die von der Fertighausfirma geliefert wurden, den Innenausbau bewerkstelligen wollte und konnte. Nachdem im Winter 2015/16 dann der Keller gegossen wurde, tat sich bis Sommer erst einmal nichts. Ganobis warteten und zahlten weiter Miete und Raten. Am 20. Juli schließlich wurde das Haus gestellt. Ein Datum, das sich die junge Familie noch bitterlich ins Gedächtnis rufen werden sollte, weil die Versicherung ab da nur noch ein halbes Jahr lief.
Im Januar 2017 bemerkte die Heizungsbaufirma, dass das Wasser der Fußbodenheizung gefroren ist. Der Handwerker bat David Ganobis, einen Heizkörper aufzustellen. Was er nicht wusste: Da war bereits eine Leitung geplatzt, und als Ganobis zwei Tage später zu seinem Haus kam, stand das Wasser einen Meter hoch im Keller: Drin Türen, Laminat, Armaturen, alles. Wert: 18 800 Euro. Die Feuerwehr pumpte ab und lange Monate geschah – nichts.
Denn es gibt kein Geld die Materialien zu ersetzen, und die Parteien sind sich uneins über die Schuld. Nur drei, vier Tage vorher ist die Versicherung abgelaufen, ohne dass die Familie benachrichtigt worden war. Die Versicherung des Handwerkers wehrt sich gegen die Forderungen. Er selbst sagt, dass die Schuld bei der Familie liege, die im Winter die Fenster gekippt hätten. Ansonsten wäre das Malheur nicht passiert. Die Familie widerspricht: Sie hätten das mit Wissen der Handwerker getan.
Der Ausbau-Unternehmer sagt im Gespräch mit der Zeitung, er werde er sein Versprechen zum Restausbau erfüllen, vorausgesetzt die Rechnungen würden bezahlt. Er ist verbittert, da er der Familie in seiner Freizeit viel geholfen habe und jetzt vor Gericht stehe. Trotzdem: Was Ganobis’ passiert ist, tue ihm für die Familie leid.