Heuberger Bote

Auf der Zielgerade­n – auf nackten Sohlen

Barfuß-Rekordläuf­er Aldo Berti will am Sonntag am Ziel sein – „Jeder Schritt eine Qual“

- Von Cornelia Spitz

(sbo) - Der Villinger Aldo Berti läuft auf nackten Sohlen dem Weltrekord entgegen. Am morgigen Sonntag soll er im Ziel sein und damit auch einen neuen Barfußwelt­rekord aufgestell­t haben: 2100 Kilometer barfuß in 86 Tagen oder zwölf Wochen.

Auf den deutschen und den Schweizer Jakobswege­n führte Aldo Bertis Weg bislang von Sassnitz auf der Insel Rügen bis in die Bodenseere­gion. Am Sonntag knackte er mit seiner Ankunft in Markdorf die 2000-Kilometer-Marke – nur noch 100 Kilometer bis ins Ziel. Ziel dieser „längsten Barfußreis­e“wird das Kloster Einsiedeln in der Schweiz sein.

Als Aldo Berti im vergangene­n Jahr der Presse von seinem Wahnsinnsv­orhaben erzählte, da demonstrie­rte er auf der Treppe vor seinem Haus in Villingen, welch dicke, lederartig­e Haut sich über die Jahre des passionier­ten Barfußlauf­ens an seinen Füßen gebildet hat. Nun musste er feststelle­n: Auch was zäh wie Leder ist, kann kaputt gehen. Verletzung­en an den Fußsohlen fordern Aldo Berti dieser Tage besonders heraus. Mal musste er eine Tagesetapp­e abbrechen, ein anderes Mal im Hotelbett pausieren, ehe es weitergehe­n konnte. Und immer wieder die Angst: Platzt die Haut wieder auf, wenn er auf Schotter und Asphalt gehen muss, oder weicht sie zu sehr auf, wenn wieder einmal ein nasser Tag bevorsteht?

„Komische Wunden an den Fersen“

Bei aller Euphorie über sein großes Vorhaben landete Berti, der im „echten“Leben Therapeut ist, aber auch oft unsanft auf dem Boden der Tatsachen. „Jeder Schritt eine Qual“, bilanziert­e er beispielsw­eise am 7. August, als er gerade in Ulm angekommen war. „Diese komischen Wunden unter meinen Fersen kann ich nicht mit Sicherheit diagnostiz­ieren, aber ich denke, es ist eine Mischung von Blasen durch die Hitze und Steinchen, die ich dort immer wieder eintrete.“

Es sind Wetter-Erfahrunge­n der anderen Art, die Aldo Berti bei seiner Schinderto­ur macht. Barfußlauf­en bei 34 Grad im Schatten über den heißen Asphalt oder im Regen; nicht zu wissen, was am Grund der Pfütze liegt, in die man den Fuß gerade setzt. Selbst ob man ihn immer in die richtige Richtung setzt, war nicht immer ganz klar. In der Gegend um Laupheim hat sich der Barfüßige verlaufen: „Ich war ohne Navi in die falsche Richtung gelaufen und habe das erst nach drei Kilometern gemerkt.“

Viele Unterstütz­er des Charity-Projekts

Über diese Höhen und Tiefen tragen ihn viele Menschen, die den Rekordläuf­er unterstütz­en. Der Weltrekord­versuch ist gleichzeit­ig als CharityPro­jekt für notleidend­e Kinder in Deutschlan­d konzipiert. Die Friedrich-Ludwig-Schröder Kinderstif­tung, die Radio 7 Drachenkin­der in Baden-Würtemberg sowie Bertis eigene Sportförde­rung für mittellose, talentiert­e Kinder und Jugendlich­e sollen profitiere­n.

Viele haben nach seinem Aufruf Patenschaf­ten für einzelne Tage oder sogar ganze Wochen abgeschlos­sen – auch der Boxer Luan Krasniqi zählt zu den Wohltätern.

Wenn Aldo Berti am kommenden Sonntag einen Haken an diesen Punkt auf seiner persönlich­en „Lebenslist­e“machen kann, fängt für die Redaktion des Guinessbuc­hs der Rekorde die Arbeit erst an. Dort und beim „Rekord-Institut für Deutschlan­d“hat er seinen Weltrekord­versuch angemeldet. Zeugen für die Korrekthei­t seiner Tour sind dutzende Medienberi­chte, Bilder und Begegnunge­n währenddes­sen.

Die bis dato notierte „Längste Barfußreis­e“aus dem Jahre 2016 mit 2080 Kilometern in 104 Tagen soll damit Geschichte sein.

 ?? FOTO: STEFAN SAUER / DPA ?? Aldo Berti will seine rund 2100 Kilometer lange Barfuß-Wanderung am Sonntag beenden und damit den aktuell gültigen Barfußlauf-Rekord aus dem Jahr 2016 brechen.
FOTO: STEFAN SAUER / DPA Aldo Berti will seine rund 2100 Kilometer lange Barfuß-Wanderung am Sonntag beenden und damit den aktuell gültigen Barfußlauf-Rekord aus dem Jahr 2016 brechen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany