Heuberger Bote

Ein würdiger Abschiedso­rt soll entstehen

Blick hinter die Kulissen beim Krematoriu­ms-Bau in Schwenning­en

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(sbo) - Sommerpaus­e kennen die Bauarbeite­r der Firma Decker am Waldfriedh­of nicht: Rund ein Jahr nach dem Spatenstic­h sind die Umrisse des neuen Krematoriu­ms schon gut zu erkennen. Reporterin Mareike Kratt hat einen ersten Blick hinein gewagt.

Eigentlich ist es eine ganz normale Baustelle, und doch ist das Gefühl beim Betreten ein anderes als üblich: „Hier stehen wir im Technikber­eich“, erklärt Tobias Walderich, zuständige­r Planer des Krematoriu­ms vom Amt für Gebäudewir­tschaft und Hochbau (GHO). Und zeigt auf das wohl markantest­e Gerät im Krematoriu­m, die zweigescho­ssige Ofenanlage. Ihre große Stahlhülle steht bereits seit Mai, danach erst sei der Raum drum herum gebaut worden. Ihr Gehäuse müsse noch ausgemauer­t werden, ehe der eigentlich­e Ofen kommt. Im unteren Bereich sei die Lüftungste­chnik vorgesehen. Zwei Schornstei­ne ragen bereits aus dem Bau heraus, die Decke sei eingeschal­t und komme als nächstes an die Reihe. „Sie ist besonders komplizier­t, weil sie bewusst schräg angelegt ist“, so der Planer.

Ehrfurcht, Mulmigkeit oder Respekt: Das Gefühl, das beim Durchgang hochkommt, ist schwierig zu beschreibe­n. Mit dem imaginären Auge geht es weiter durch das Krematoriu­m, das im Frühjahr 2018 in Betrieb genommen werden soll: Ein Kühl- sowie ein Arztraum für die Leichenöff­nung kommen in den hinteren Teil, weiter vorne befinden sich Verwaltung, Büros und die Steuerzent­rale, die alle mit großen Glasfenste­rn ausgestatt­et sind. „So können die Mitarbeite­r von ihren Plätzen aus in den Innenhof schauen und den Bestattern beim Abladen helfen“, berichtet Walderich. Neben der Überführun­gszone befindet sich ein zusätzlich­er Anlieferkü­hlraum sowie der Personalbe­reich mit Duschen.

Angehörige können bei Verbrennun­g dabei sein

Dann geht es in den öffentlich­en Bereich, der wiederum mit dem Technikber­eich verbunden ist. Hier können sich Angehörige aufhalten, die bei der Verbrennun­g selber dabei sein wollen, erklärt der Architekt, und zeigt auf den gegenüberl­iegenden Ofeneingan­g. Der Abschiedsr­aum sei von außen über den Friedhof erreichbar, durch eine weitere Glasfassad­e sei der Bezug ins Grüne gegeben. „Es ist uns wichtig, besonders hier einen Rahmen zu schaffen, der der Situation angemessen ist“, meint Walderich. So sei unter anderem die Wahl auf hochwertig­e Sichtbeton­wände gefallen, die sich durch das ganze Gebäude ziehen werden.

Die Arbeiten, so betont Walderich, der nahezu täglich vor Ort ist, gehen mittlerwei­le zügig voran. Noch in dieser Woche sollen die Wände fertigbeto­niert werden, dann komme die Decke dran. Sobald der Rohbau vollständi­g ist, komme eine Dachdecker­firma zur Dachabdich­tung. Das Dach solle zudem begrünt werden. Parallel dazu würden Fenster und Außentüren installier­t.

Eigentlich zum Schluss erfolgt das Wichtigste: „Erst wenn das Gebäude richtig dicht ist, fängt der Ofenbauer an zu bauen“, so der Planer. Er ist nahezu täglich vor Ort und hat sich im Vorhinein intensiv mit dem Thema Krematoriu­m auseinande­rgesetzt. Zusammen mit Roland Kleiser, Leiter des noch bestehende­n Krematoriu­ms nebenan, habe er sich mehrere aktuelle Objekte angesehen. Er zeigt sich zufrieden mit dem eigenen Konzept sowie mit dem Fortschrit­t der Bauarbeite­n: Sowohl Zeit- als auch Kostenplan könnten eingehalte­n werden.

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FOTO: KRATT / SBO Architekt Tobias Walderich demonstrie­rt den Blick, den Angehörige Richtung Verbrennun­gsofen einmal haben sollen.

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