Ein Hefezopf zum 925-Jährigen
Gemeinde Renquishausen hat sich beim Dorffest gegen eine große Feier entschieden
RENQUISHAUSEN - In Renquishausen steht am Wochenende das Dorffest an. Das hätte in pompösem Ausmaß auch direkt als große Jubiläumsfeier stattfinden können. Die Gemeinde feiert in diesem Jahr ihr 925-jähriges Bestehen. Allerdings lässt deswegen kein Renquishauser die Sektkorken knallen. Am großen Geburtstag gibt es lediglich einen Hefezopf mit Aufschrift.
„Das ist jetzt keine übliche Sache, bei der man ein großes Fest veranstaltet“, sagt Bürgermeister Jürgen Zinsmayer auf Nachfrage unserer Zeitung. Es werde beim Fassanstich mit einem Hefezopf mit der Jubiläumszahl als Aufschrift gefeiert, der dann angeschnitten und unter den Gästen verteilt werden soll. Allerdings soll das nächste Jubiläum dann ein ausgiebigeres Fest werden. „Beim 950-Jährigen gibt es etwas Größeres, allerdings nicht mehr mit mir als Bürgermeister“, so Zinsmayer und lacht. „Man muss auch seine Grenzen kennen“, fügt er hinzu.
Nie zur Debatte habe eine größere Feier zum Jubiläum gestanden, so die Vorsitzende des örtlichen Heimatvereins, Ursula Mattes. Da seien sich alle Vereine, die als Kulturausschuss das Fest planen, einig gewesen. „Das zeugt von Gemeinschaft. Und die wird bei uns großgeschrieben“, sagt sie.
Um es ganz korrekt auszudrücken, feiert die Gemeinde nicht ihr 925-jähriges Bestehen, sondern die erstmalige urkundliche Erwähnung der Gemeinde 1092. Damals noch als Rentwigeshusen. Die Gemeinde hatte dem Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald Güter geschenkt. Der Kreisarchivar des Tuttlinger Landratsamts, Hans-Joachim Schuster, schreibt in einem Aufsatz in „900 Jahre Renquishausen“, das die Stadt als Buch zum runden „Geburtstag“herausgebracht hatte, dass das Gebiet bereits seit Jahrtausenden besiedelt sei. Kelten hätten die Region zur damaligen Zeit bewohnt.
Weiter liest man in dessen Abhandlung, dass die Gemeinde bereits bis ins siebte Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Als Indiz dafür könne ein alemannisches Gräberfeld herangezogen werden. Der Name der Gemeinde setze sich aus zwei Komponenten zusammen. „Reginwic dürfte ein einflussreicher und freier Alemanne oder Franke gewesen sein, unter dessen Regie die Errichtung der Siedlung Renquishausen vonstatten ging“, schreibt der Archivar. „Hus“hingegen sei altdeutsch für „Haus“.
Hingerichtet mit dem Schwert wegen Mordes
Im Kapitel „Tödliche Unglücksfälle“beschreibt dessen Autor Alois Mattes ein abscheuliches Verbrechen. 1811 soll Donatus Mattes aus Tieringen seine Ehefrau im Brunnen ertränkt haben. Am 12. Januar im Jahr darauf wurde er mit seiner Geliebten, Franziska Kienle, in Rottweil mit dem Schwert hingerichtet – verurteilt wegen Mordes und dessen Beihilfe.
Die beiden letzten Einträge des Kapitels sind tragisch. 1975 verunglückt Annerose Wäschle aus Königsheim auf der Landstraße zwischen Renquishausen und Königsheim tödlich. 13 Jahre später, auf derselben Straße, Winfried Wäschle, ebenfalls aus Königsheim. Die beiden seien Cousin und Cousine gewesen, kann Zinsmayer in Erfahrung bringen. Die Unfälle seien auf demselben Abschnitt passiert. „Das war noch auf der alten Landstraße. Mittlerweile ist sie ausgebaut.“Einfach nur traurig, fügt er an.