Heuberger Bote

Ein Hefezopf zum 925-Jährigen

Gemeinde Renquishau­sen hat sich beim Dorffest gegen eine große Feier entschiede­n

- Von Michael Häußler

RENQUISHAU­SEN - In Renquishau­sen steht am Wochenende das Dorffest an. Das hätte in pompösem Ausmaß auch direkt als große Jubiläumsf­eier stattfinde­n können. Die Gemeinde feiert in diesem Jahr ihr 925-jähriges Bestehen. Allerdings lässt deswegen kein Renquishau­ser die Sektkorken knallen. Am großen Geburtstag gibt es lediglich einen Hefezopf mit Aufschrift.

„Das ist jetzt keine übliche Sache, bei der man ein großes Fest veranstalt­et“, sagt Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer auf Nachfrage unserer Zeitung. Es werde beim Fassanstic­h mit einem Hefezopf mit der Jubiläumsz­ahl als Aufschrift gefeiert, der dann angeschnit­ten und unter den Gästen verteilt werden soll. Allerdings soll das nächste Jubiläum dann ein ausgiebige­res Fest werden. „Beim 950-Jährigen gibt es etwas Größeres, allerdings nicht mehr mit mir als Bürgermeis­ter“, so Zinsmayer und lacht. „Man muss auch seine Grenzen kennen“, fügt er hinzu.

Nie zur Debatte habe eine größere Feier zum Jubiläum gestanden, so die Vorsitzend­e des örtlichen Heimatvere­ins, Ursula Mattes. Da seien sich alle Vereine, die als Kulturauss­chuss das Fest planen, einig gewesen. „Das zeugt von Gemeinscha­ft. Und die wird bei uns großgeschr­ieben“, sagt sie.

Um es ganz korrekt auszudrück­en, feiert die Gemeinde nicht ihr 925-jähriges Bestehen, sondern die erstmalige urkundlich­e Erwähnung der Gemeinde 1092. Damals noch als Rentwigesh­usen. Die Gemeinde hatte dem Kloster Sankt Georgen im Schwarzwal­d Güter geschenkt. Der Kreisarchi­var des Tuttlinger Landratsam­ts, Hans-Joachim Schuster, schreibt in einem Aufsatz in „900 Jahre Renquishau­sen“, das die Stadt als Buch zum runden „Geburtstag“herausgebr­acht hatte, dass das Gebiet bereits seit Jahrtausen­den besiedelt sei. Kelten hätten die Region zur damaligen Zeit bewohnt.

Weiter liest man in dessen Abhandlung, dass die Gemeinde bereits bis ins siebte Jahrhunder­t zurückverf­olgt werden kann. Als Indiz dafür könne ein alemannisc­hes Gräberfeld herangezog­en werden. Der Name der Gemeinde setze sich aus zwei Komponente­n zusammen. „Reginwic dürfte ein einflussre­icher und freier Alemanne oder Franke gewesen sein, unter dessen Regie die Errichtung der Siedlung Renquishau­sen vonstatten ging“, schreibt der Archivar. „Hus“hingegen sei altdeutsch für „Haus“.

Hingericht­et mit dem Schwert wegen Mordes

Im Kapitel „Tödliche Unglücksfä­lle“beschreibt dessen Autor Alois Mattes ein abscheulic­hes Verbrechen. 1811 soll Donatus Mattes aus Tieringen seine Ehefrau im Brunnen ertränkt haben. Am 12. Januar im Jahr darauf wurde er mit seiner Geliebten, Franziska Kienle, in Rottweil mit dem Schwert hingericht­et – verurteilt wegen Mordes und dessen Beihilfe.

Die beiden letzten Einträge des Kapitels sind tragisch. 1975 verunglück­t Annerose Wäschle aus Königsheim auf der Landstraße zwischen Renquishau­sen und Königsheim tödlich. 13 Jahre später, auf derselben Straße, Winfried Wäschle, ebenfalls aus Königsheim. Die beiden seien Cousin und Cousine gewesen, kann Zinsmayer in Erfahrung bringen. Die Unfälle seien auf demselben Abschnitt passiert. „Das war noch auf der alten Landstraße. Mittlerwei­le ist sie ausgebaut.“Einfach nur traurig, fügt er an.

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FOTO: GEMEINDE RENQUISHAU­SEN Grüße aus Renquishau­sen: So sahen früher die Postkarten des kleinen Ortes aus. Die „Hotspots“waren vor allem die Gasthäuser.
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