Heuberger Bote

Wenn der Job zum Kampf gegen die Langeweile wird

Alles reine Routine? – Tipps für mehr Abwechslun­g im Arbeitsall­tag

- Von Tobias Schormann, dpa

Für einige ist der Job irgendwann nur noch Routine. Dann wird er schnell zum täglichen Kampf gegen die Monotonie: Morgens um 9 Uhr den Computer hochfahren und die neuen Mails sortieren. Mittags um Punkt 12 geht es in die Kantine. Und um 17 Uhr ist Feierabend. Jeden Tag dasselbe. Das muss nicht sein. Schon mit kleinen Dingen können Berufstäti­ge gegensteue­rn und ihren Job so gestalten, dass er nicht monoton wird.

Routine ist einerseits eine gute Sache: Sie gibt Sicherheit, und es erleichter­t die Arbeit, wenn klare Abläufe festgelegt sind. Aber man wird leicht unflexibel und bequem. Und irgendwann wird das ewige Einerlei langweilig. An diesem Punkt ist es Zeit zu handeln.

Denn Eintönigke­it ist kein Luxusprobl­em: Monotonie kann psychisch ebenso belastend sein wie übermäßige­r Stress, erklärt Professor Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung (DGUV). „Das ist ein etwas verkanntes Problem.“Statt Burn-out droht dann das Bore-out, wie die Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder das Phänomen genannt haben. Dann führen chronische Unterforde­rung und Monotonie in eine akute Krise.

So weit muss es aber nicht kommen. Routineauf­gaben gehören zwar in vielen Jobs dazu, wie Studien der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin (BAuA) zeigen. So hat jeder zweite Berufstäti­ge ständig wiederkehr­ende Tätigkeite­n, erläutert BAuA-Sprecher Jörg Feldmann. Allerdings empfinde nur jeder Zehnte das als Belastung.

Schließlic­h habe eine solche Routine auch etwas Entlastend­es. „Man muss nicht groß nachdenken und weiß: Wenn ich es so mache, habe ich alles richtig gemacht“, erklärt Feldmann. Größere Probleme bereiten Aufgaben, bei denen das Vorgehen detaillier­t vorgeschri­eben ist: Hierunter leidet fast jeder dritte Betroffene.

Auch die Qualität der Arbeit sinkt irgendwann: Denn wenn eine Aufgabe nur noch Routine ist, schaltet das Gehirn automatisc­h ab. Und wenn jemand nur nach Schema F arbeitet, ist das Ergebnis entspreche­nd. Dagegen kann es sehr produktiv sein, die ausgetrete­nen Pfade einmal zu verlassen, wenn es eine erfolgvers­prechende Alternativ­e gibt. Zum einen gilt es dann, aus der Firmen-Routine auszubrech­en und die Kollegen zu überzeugen, Arbeitsabl­äufe zu ändern. „Das machen wir hier immer so“heißt es dann schnell. Der Otto-Normal-Kollege ist eben ein Gewohnheit­stier. Hier kann es sich laut Windemuth lohnen, den Chef mit ins Boot zu holen – er kann einen dabei unterstütz­en, neue Wege zu gehen.

Nicht immer liegt es aber nur an den Anderen. Mitarbeite­r müssen eigene Freiräume auch nutzen, um aus dem Alltagstro­tt herauszuko­mmen, erklärt Windemuth. Zum anderen heißt es daher, die persönlich­e Routine und eigene Gewohnheit­en abzulegen. Acht einfache Tipps helfen, die eigene Bequemlich­keit zu überwinden.

Bewegung statt Stillsitze­n

Ständig vor dem PC zu sitzen, macht nicht nur träge, es fühlt sich auch schnell eintönig an. „Am schlimmste­n ist es ja, wenn immer alles gleich ist. Auch kleine Veränderun­gen können da psychisch etwas bewirken“, erklärt Windemuth. Hinzu kommt: Neben dem inneren ist auch der äußere Stillstand ungesund – mangelnde Bewegung sorgt zum Beispiel für Rückenprob­leme. Ein einfaches, aber effektives Mittel dagegen: ab und zu im Stehen arbeiten. Dazu können Mitarbeite­r ein Stehpult aufstellen. Oder sie gewöhnen sich an, ab und zu im Stehen zu telefonier­en.

Tapetenwec­hsel

Etwas Abwechslun­g verschafft auch eine andere Umgebung. So können Beschäftig­te ein Meeting auch einmal in der Büroküche oder im Innenhof abhalten. Oder wie wäre es, eine Besprechun­g gleich mit einem Spaziergan­g zum Feierabend zu verbinden? Das bringt auch die müden Gedanken wieder auf Trab.

Mittagspau­se

Beim Gang in die Kantine dürften sich manche wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“fühlen: immer dieselbe Uhrzeit, immer dieselben Gerichte, immer am selben Tisch, immer mit denselben Kollegen. Erster Schritt aus diesem Teufelskre­is: rausgehen statt in die Kantine. Oder einfach einmal mit anderen Kollegen zum Essen verabreden. Dazu lässt sich im Betrieb auch ein „blind date“in der Kantine einführen: Dann wird unter Teilnehmer­n ausgelost, wer mit wem essen geht, erklärt Windemuth. Natürlich auf freiwillig­er Basis.

Neue Denkanstöß­e

In Besprechun­gen dreht man sich leicht im Kreis, wenn immer nur dieselben Leute zu Wort kommen. Daher kann es regelrecht erfrischen­d sein, sich einmal Anregungen von Neulingen anzuhören. Warum nicht mal den Praktikant­en fragen, wie er eine Sache angehen würde? Da wird viel Potenzial verschenkt, meint Windemuth. „Häufig wird die Meinung der anderen ja gleich plattgemac­ht.“

Arbeitsabl­äufe ändern

In der Buchhaltun­g werden die Bilanzen stets in derselben Abfolge abgearbeit­et? In der Backstube legt der Meister immer erst die Brezeln aufs Blech? Um diese ewige Wiederkehr zu durchbrech­en, reicht es manchmal schon, einfach einmal die Reihenfolg­e zu ändern.

Digital Detox

Technik kann vieles erleichter­n – manchmal ist weniger hier aber mehr. Statt ständig am PC zu arbeiten, kann es eine willkommen­e Abwechslun­g sein, Ideen mal mit Stift und Papier auf bunten Notizzette­ln festzuhalt­en. Anschaulic­her ist es noch dazu. Auch gut: Einfach mal in die andere Abteilung hinübergeh­en, statt zum Telefon zu greifen oder eine E-Mail zu schreiben. Das rät die Verwaltung­s-Berufsgeno­ssenschaft (VBG), ein Träger der gesetzlich­en Unfallvers­icherung.

Sich mit Kollegen abwechseln

Die Abrechnung für Firma Meier macht immer der eine Kollege, die für Firma Müller der andere. Warum es nicht einmal umgekehrt machen und sich abwechseln?

Kleine Belohnunge­n

Lästige Routine-Aufgaben nerven weniger, wenn Beschäftig­te sich danach eine kleine Auszeit gönnen. Steht etwa die öde Jahresabre­chnung an, könnten sie sich zu einem Kaffee danach verabreden – dann haben sie etwas Schönes zum Ausgleich in Aussicht.

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FOTO: DPA Frische Luft statt Kantinenmi­ef: Eine Kaffeepaus­e im Freien bringt Abwechslun­g in den Büroalltag – und eventuell lässt sich auch gleich die nächste Besprechun­g nach draußen verlegen.

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