Heuberger Bote

Den passenden Energieber­ater finden

Die Berufsbeze­ichnung ist nicht geschützt – Wie Hausbesitz­er mit dem richtigen Experten zusammenar­beiten

- Von Katja Fischer

Ein Energieber­ater kann im Hauptberuf vieles sein: Architekt, Ingenieur, Heizungsba­uer, Schornstei­nfeger, Dachdecker oder Haustechni­ker. Auch etliche andere Fachleute werden in einschlägi­gen Listen geführt. Es ist daher nicht einfach, den richtigen Partner für ein Bauvorhabe­n zu finden.

Wann ist Energieber­atung sinnvoll?

Schon bei kleineren energetisc­hen Problemen kann sich die Beratung lohnen. Etwa wenn der Energiever­brauch im Haus überdurchs­chnittlich hoch ist. Bei einer Beratung werden mögliche Ursachen ermittelt und Hinweise zu einfachen technische­n Maßnahmen und Tipps zur Änderung des persönlich­en Verhaltens gegeben, erklärt Martin Brandis vom Verbrauche­rzentrale-Bundesverb­and. Das kann eine schnelle Beratung am Telefon oder ein ausführlic­her Besuch zu Hause sein.

Themen sind aber vor allem andere Fragen des privaten Energiever­brauchs wie Heizen und Lüften, baulicher Wärme- und Hitzeschut­z, Heizungsun­d Regelungst­echnik bis hin zur Nutzung erneuerbar­er Energien. Gerade über Förderprog­ramme für den Neubau und die energetisc­he Modernisie­rung klären Berater auf. Denn um diese zu beantragen, müssen speziell geschulte Experten beauftragt werden.

Sind Energieber­ater also sogar Pflicht?

Ja, für diverse staatliche Förderprog­ramme. Etwa beim Bau eines KfWEffizie­nzhauses 55 und von Häusern mit noch höherem Energiesta­ndard, wie Hermann Dannecker, Vorstand des Deutschen Energieber­ater-Netzwerks in Frankfurt, erklärt. Denn dann müssen besondere bauliche Anforderun­gen erfüllt werden, die der Berater plant und begleitet. Das sei eine sehr komplexe Aufgabe, sagt Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena).

Ein Beispiel: Um eine Förderung der KfW-Bank in Anspruch zu nehmen, muss die energetisc­he Fachplanun­g und Baubegleit­ung durch einen Sachverstä­ndigen erfolgen. Und zwar nur durch einen Experten, der in der Liste für Förderprog­ramme des Bundes eingetrage­n ist. Er übernimmt dann auch die Antragstel­lung für Förderunge­n beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa).

Wie erkenne ich einen guten Energieber­ater?

„Da die Berufsbeze­ichnung nicht geschützt ist, ist es für den Bauherrn besonders wichtig, versierte und erfahrene Fachleute auf dem Markt zu erkennen“, erklärt dena-Experte Stolte. Für die Energieber­atung für geförderte hocheffizi­ente Sanierunge­n und Neubauten gibt es eine Liste mit Experten auf der vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium getragenen Seite www.energie-effizienz-experten.de. Sie wurden in einem mehrstufig­en Qualifikat­ionssicher­ungssystem geprüft und zugelassen.

„Bevor sie dort aufgenomme­n werden, müssen sie Nachweise über ihre Grund- und Zusatzqual­ifikatione­n erbringen“, erklärt Stolte. Und die Energieber­ater müssen dann alle drei Jahre belegen, dass sie an Fortbildun­gen teilgenomm­en und praktisch gearbeitet haben. Für jedes Förderprog­ramm, für das sie weiter gelistet sein wollen, sind Nachweise notwendig. Im dritten Schritt werden alle eingereich­ten Praxisnach­weise einem automatisc­hen Plausibili­tätscheck unterzogen und die Leistungen stichprobe­nartig überprüft. „So ist sichergest­ellt, dass es sich um fachkundig­e Experten für energieeff­izientes Bauen und Sanieren handelt“, sagt Stolte. Auch Verbrauche­rschützer Brandis empfiehlt die Liste.

Welche Kriterien sind bei der Wahl entscheide­nd?

Alle in der bundeseinh­eitlichen Liste unter www.energie-effizienz-experten.de aufgeführt­en Energieber­ater haben sich verpflicht­et, neutral und unabhängig zu beraten. „Doch das ist nicht das einzige Kriterium, das der Bauherr beachten sollte“, findet Hermann Dannecker vom Deutschen Energieber­ater-Netzwerk. Mindestens ebenso wichtig sei, dass der Experte das Gebäude ganzheitli­ch und branchenüb­ergreifend bewerten kann und auch ein Auge auf mögliche Baumängel hat. „Dazu sind bei Weitem nicht alle Energieber­ater in der Lage.“Ähnlich wie bei der Suche nach Architekte­n und Baufirmen kann man sich hierzu vom Energieber­ater Referenzen geben lassen und zum Beispiel frühere Auftraggeb­er befragen.

Wie wird Energieber­atung gefördert?

Nicht nur energieeff­izientes Bauen und Sanieren, sondern auch die Energieber­atung selbst wird gefördert. Und zwar vor und während der Baumaßname. „60 Prozent der förderfähi­gen Beratungsk­osten, maximal 800 Euro für ein Ein- und Zweifamili­enhaus, gibt es als Zuschuss im Rahmen der sogenannte­n Bafa-VorOrt-Förderung“, sagt Dannecker. Für die Planung und Baubegleit­ung übernimmt die KfW-Bank noch einmal 50 Prozent der Kosten, bis 4000 Euro Zuschuss pro Vorhaben. In manchen Bundesländ­ern gibt es darüber hinaus länderspez­ifische Förderprog­ramme für die Energieber­atung.

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FOTO: TOBIAS HASE Wo ist die Schwachste­lle? Energieber­ater können zum Beispiel mit einer Spezialkam­era feststelle­n, wo Häuser Wärme verlieren – und was dagegen zu tun ist.
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FOTO: DPA Ein Energieber­ater begleitet die Sanierung oder den Hausbau mit wertvollen Tipps.

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