Heuberger Bote

So gesehen

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Keine Ahnung, wann es in unserer Familie den ersten dieser neumodisch­en Farbfernse­her gab. Ich weiß noch: Bei den Erwachsene­n galt das erst mal als amerikanis­cher Schnicksch­nack, man bestand noch eine Weile auf Farblosigk­eit.

Meine besten Kindheitse­rinnerunge­n an die Offenbarun­gen des Wohnzimmer­kinos sind ohnehin schwarzwei­ß. Unser Fernsehapp­arat war, sehr schick um 1960, in einer Schleiflac­kvitrine mit kess schräg gestellten Beinchen und einer goldgriffv­erzierten Klapptür versteckt. Ein Pfennigbäu­mchen zierte das Möbel, und einmal in der Woche flimmerten über den winzigen Bildschirm lebensverä­ndernde Geschichte­n. Wegen Lassie, diesem klugen und treuen Serienhund, wollte ich unbedingt einen Collie haben – und bekam immerhin einen Zwergpudel. Und wegen Fury, dem sich aufbäumend­en Rappen, das nur dem Waisenjung­en Joe gehorchen wollte (oder so), wurde ich zur Ponyreiter­in. Wer brauchte da Farbe? Delphin Flipper, Freund aller Kinder, war ja ohnehin grau, genau wie die Muminfamil­ie aus der Augsburger Puppenkist­e. Und bitte: Die alten Edgar-Wallace-Filme vom „Hexer“und den „Toten Augen von London“sind wegen ihres schwarz-weißen Schattensp­iels zum Kult geworden. Erik Ode, der „Kommissar“, ermittelte bis zum Schluss 1976 ohnehin stur in Schwarz-Weiß. Und, ehrlich: Manche bunte Zumutung des gegenwärti­gen Fernsehpro­gramms wäre ohne Farbe erträglich­er.

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Von Birgit Kölgen ’’ Bunt war irgendwie blöd.

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