Tuttlinger hilft bei Aufbau einer Praxis im Himalaya
Zahnmedizinische Versorgung soll ganzjährig verfügbar sein – Rund 40 Tonnen Material werden verbaut
(mih) - Zwei Jahre hat sich ein 15-köpfiges Team aus Tuttlingen, Stuttgart, Fürth und Steisslingen auf das Projekt vorbereitet. Darunter Architekten, Zimmerleute, Schreiner und Elektriker. Im Juli sind sie nach Leh in der Region Ladakh in Indien aufgebrochen. Das Ziel: in rund einem Monat eine betriebsbereite Zahnklinik mit Unterkünften aufzubauen. Angestoßen hat das Projekt ein Zahnarzt aus Neuhausen/Fildern, der die Region bereits seit 2000 jedes Jahr bereist und dort eine provisorische Zahnstation eingerichtet hat.
Leh ist eine der höchstgelegenen Städte der Welt im Himalaya-Gebirge – rund 3500 Meter hoch. Die Praxis soll dafür sorgen, dass die Menschen auch in den harten Wintermonaten, bei denen es bis zu minus 25 Grad Celsius kalt werden kann, zahnmedizinisch versorgt werden können. Das schreibt der Tuttlinger Elektromeister Natalino MeixnerMalandrino per E-Mail auf Nachfrage unserer Zeitung.
Hilfe beim Aufbau
Meixner-Malandrino hilft ebenfalls zurzeit vor Ort beim Aufbau. Die Versorgung zwischen Oktober und April sei nur bei gutem Wetter und über eine Luftbrücke möglich, wie er schreibt. Für den Transport des Materials haben die Helfer nicht den Luft-, sondern den Seeweg gewählt. Sechs Schiffscontainer mit rund 40 Tonnen sind zuerst von Esslingen bei Stuttgart nach Hamburg und dann per Schiff nach Mumbay in Indien transportiert worden. Weiter schreibt Meixner-Malandrino, dass die Fracht auf Lkw umgeladen und nach Leh gefahren wurde. „Hierbei mussten Pässe von bis zu 4100 Meter überwunden werden“, so der Elektromeister.
In den Containern sei alles für die Baustelle vorhanden gewesen. Die komplette Zahnpraxis, ein Versorgungsgebäude und zwei kleine Wohneinheiten für Ärzte. Außerdem Behandlungsstühle, ein Röntgengerät, Notstromaggregat sowie Sanitär-, Elektro- und Heizungsanlage. Die Gebäude seien in einem Baukastensystem aufgestellt worden. Nach zehn Tagen, schreibt Meixner-Malandrino, seien die Gebäude aufgebaut gewesen.
Als die Truppe in Indien angekommen ist, mussten sie sich an die Umstände der auf sie zukommenden Arbeiten gewöhnen. „Es ist sehr dreckig hier. Abfall, Kühe, verbrannte Luft auf der Straße. Nicht zu glauben“, schreibt Meixner-Malandrino an den Tuttlinger Ingenieur Helmut Schnell, bei dessen Unternehmen er bereits seit 20 Jahren angestellt ist. Die Menschenmassen stürmten außerdem zur Sommeraudienz des Dalai Lama in ein riesiges Stadion – überall seien Wildcamper. „Wie beim Papst“, schreibt er.
Indirekte Unterstützung
Der Elektromeister habe die Arbeiten im Büro in Tuttlingen gemacht, gibt Ingenieur Helmut Schnell Auskunft. „Wir haben ihn dahingehend unterstützt, dass er das bei uns machen konnte.“Planerisch und finanziell sei das Unternehmen aber nicht in das Projekt involviert. „Wir haben unserem Elektromeister hierfür Urlaub gegeben“, sagt er. Also indirekte Unterstützung, fügt er an.