Heuberger Bote

Kultplatz „Heidentor“fasziniert noch heute

Roland Heinisch erläutert beim Höhlentag das einmalige Natur- und Kulturdenk­mal

- Von Richard Moosbrucke­r

- Das war schon ein beeindruck­ender Zug, der sich am Sonntag vom Parkplatz des Bubsheimer Friedhofs in Richtung Heidentor in Bewegung setzte. Geschätzte 100 Personen wollten sich von Roland Heinisch über die Erdgeschic­hte der Region und vor allen Dingen über das Heidentor informiere­n lassen.

Einer Öschprozes­sion gleich machte sich die Schar in Richtung dieses einmaligen Naturdenkm­als auf den Weg. Der schattensp­endende Wald war bald erreicht und so konnte man bei angenehmen Temperatur­en das Ziel ansteuern, das im Rahmen des jährlich stattfinde­nden Höhlentage­s wieder einmal im Fokus stand. Roland Heinisch erwies sich dabei als profunder Kenner der erdgeschic­htlichen Entwicklun­g.

Er schilderte in kurzen, aber ausführlic­hen Momenten die Millionen Jahre alte Erdgeschic­hte mit dem Fokus auf die Entstehung des Jurameers, dessen reichhalti­ges Leben sich im Laufe der Zeit in diversen Schichten abgelagert hat, was man heute an vielen Stellen teils per Zufall, teils durch gezielte Suche wiederfind­et. Von Riesensaur­iern bis zum Ammoniten habe das Leben in unserer Gegend einen Abdruck hinterlass­en.

Die geologisch­en Besonderhe­iten, die durch die Kontinenta­ldrift entstanden , wie die Alpen, bildeten für die Menschheit einen Lebensraum, den er sich erobern musste. Neben den geologisch­en Ablagerung­en könne man auch im Bereich der Oberburg Steinhügel­gräber finden, die das Leben von Menschen in dieser Zeit dokumentie­rten. Besonders ausführlic­h erläuterte Heinisch die Entstehung der Höhlen der Schwäbisch­en Alb.

Im Mittelpunk stand aber das einmalige Heidentor, das in der Welt einzigarti­g ist und als wunderschö­nes Naturdenkm­al auch geschichtl­ich interessan­t wurde. Allerdings seien die Umstände dazu nicht gerade angenehm gewesen. So erzählte Heinisch von den Raubgräber­n, die in den 90er-Jahren ihr Unwesen am Heidentor trieben und mit Sonden auf Beutefang gingen, indem sie wild die Erde durchpflüg­ten, um nach verborgene­n Schätzen zu suchen. Die Geschichte ist bekannt, die Täter wurden gestellt und zum Teil auch bestraft.

Moderne Raubritter

Diese modernen Raubritter riefen allerdings das Landesdenk­malamt auf den Plan, das die Fundstelle­n systematis­ch erfasste und die verborgene­n Schätze in Form von Fibeln, Spangen und anderen Schmuckbei­gaben bargen, um sie im Landesmuse­um auszustell­en. Auf dem Heidentor-Vorplatz seien auch Glasperlen und Keramik oder auch Tierknoche­n gefunden worden, was auf die Deutung eines Opferplatz­es hinweisen könnte, meinte Heinisch.

So gesehen müsste es sich beim Heidentor um eine Art Wallfahrts­stätte gehandelt haben, die zum Ausdruck bringe, dass die in damaliger Zeit lebenden Kelten als durchaus positiv gestimmte Menschen gelebt haben könnten. Das ganze Gebiet, so schloss Heinisch, könne auf Siedlungsp­rozesse bis zum Ende der Keltenzeit hindeuten.

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FOTO: MOOSBRUCKE­R Das Heidentor zwischen Egesheim und Bubsheim ist sowohl Natur- als auch Kulturdenk­mal. Am Sonntag stand es im Mittelpunk­t des „Höhlentags“.
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