Französische Omira
Die Großmolkerei aus Ravensburg ist seit heute eine Konzerntochter der Lactalis-Gruppe
- Der Übernahme der oberschwäbischen Molkerei Omira durch die französische LactalisGruppe steht nichts mehr im Wege. Am Donnerstag hat das Kartellamt die noch ausstehende Freigabe für die Transaktion erteilt. Damit kann Lactalis Omira zum 1. September übernehmen. Von da an gelte auch die vorab ausgehandelte Milchpreisgarantie, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens aus Ravensburg.
Die Gesellschafter der angeschlagenen Großmolkerei hatten dem Notverkauf bereits Ende Juni mit großer Mehrheit zugestimmt. Knapp 98 Prozent des stimmberechtigten Kapitals der Genossenschaft billigte damals die Übernahme durch den französischen Weltmarktführer für Milchprodukte, der im vergangenen Jahr mit 75 000 Mitarbeitern rund 17 Milliarden Euro umgesetzt hat – hauptsächlich mit Käse.
Der von Omira-Chef Ralph Wonnemann eingefädelte Plan sieht vor, dass der Geschäftsbetrieb der Genossenschaftsmolkerei mit ihren Beschäftigungsverhältnissen auf die Omira GmbH übertragen wird. Tarifverträge und Betriebszugehörigkeiten der Mitarbeiter bleiben bestehen. Die Omira GmbH mit Wonnemann als Geschäftsführer wird Teil der Lactalis-Gruppe. „Wir freuen uns, dass durch die Integration der Omira GmbH in die Lactalis-Gruppe die Zukunft unserer Milcherzeuger sowie der beiden Standorte Ravensburg und Neuburg gesichert werden konnte und sind überzeugt, dass dies der richtige zukunftsweisende Schritt für alle Beteiligten ist“, erklärte dieser.
Preisgarantie bis Ende 2027
Die Omira Oberland-Milchverwertung GmbH dagegen wird eigenständig und im Eigentum der Omira-Bauern verbleiben. Die Gesellschaft wird sich künftig ausschließlich um die Beschaffung, Verwaltung und Bündelung der Rohmilch kümmern. Geschäftsführer wird der bisherige Omira-Aufsichtsratschef Erich Härle. Verträge zwischen Molkerei und Milcherzeugern blieben unverändert bestehen, hieß es in der Mitteilung weiter.
Von Freitag an gelten für die Omira-Milchbauern auch die von Lactalis vertraglich zugesicherten Milchpreisgarantien. Bis mindestens Ende 2027 zahlen die Franzosen den Milchbauern den bayerischen Durchschnittspreis für ihre Milch plus Zuschläge. Damit soll den ehemaligen Teilhabern der genossenschaftlich organisierten Molkerei Investitions- und Zukunftssicherheit geboten werden.
Ob mit dem Verkaufspreis auch die Geschäftsanteile der Bauern vollständig zurückgezahlt werden können ließ die Omira offen. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“hieß es dazu: „kein Kommentar“. Dem Vernehmen nach hat Lactalis 27 Millionen Euro für Omira gezahlt, die Anteile der rund 2600 Omira-Gesellschafter standen mit 25 Millionen Euro in den Büchern. „Stand heute gehen wir davon aus, dass davon die Geschäftsanteile an die Bauern vollständig zurückgezahlt werden“, ließ sich Omira-Chef Wonnemann am Rande der Gesellschafterversammlung in Weingarten im Juni zitieren.
Lactalis will investieren
Omira hatte zuletzt wie vielen anderen Molkereien die schwierige Situation auf dem Milchmarkt stark zu schaffen gemacht – vor allem die niedrigen Preise für Frischmilch und Magermilchpulver. Die schlechten Pulverpreise sorgten dafür, dass die Omira ihren Bauern immer weniger Milchgeld auszahlen konnte. Die Folge: Viele Milchbauern kehrten der Omira den Rücken und kündig- ten ihre Verträge. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz laut Firmenangaben bei nur noch 420 Millionen Euro, nach 460 Millionen Euro 2015 und 609 Millionen Euro 2014. Dringend benötigte Investitionen an den beiden Standorten in Ravensburg und dem bayerischen Neuburg an der Donau, an denen rund 650 Beschäftigte arbeiten, drohten zu scheitern.
Zu diesen Investitionen hat sich Lactalis nach Aussage von Wonnemann und Härle verpflichtet. Darüber hinaus wollen die Franzosen die Marke Minus L, unter der laktosefreie Milchprodukte vertrieben werden, europaweit vermarkten und die Regionalmarke Omira stärken.