Heuberger Bote

Johnny Lang überzeugt

„Signs“setzt auf Funk-, Rock- und R&B-Elemente

- Von Ingrid Augustin

- Schon bei den ersten Gitarrenkl­ängen und Drumbeats des Albums „Signs“(Provogue) horcht man überrascht auf. Daraus wird schier ungläubige­s Staunen, als sich diese verwittert­e Stimme dazu mischt. Zumal ein Blick auf das Cover eher verwirrt denn aufklärt: Ist das wirklich der Mann, dessen Stimme klingt, als ob er mindestens schon zwei Leben durchgemac­ht hätte? Wie alt ist dieser Johnny Lang?

Die Antwort verblüfft: Der USAmerikan­er mit norwegisch­en Wurzeln ist 36 – und kann dennoch auf eine mittlerwei­le 20-jährige Karriere zurückblic­ken, in der er unter anderem mit den Rolling Stones, Buddy Guy, B.B. King und Sting getourt hat. Das verwundert allerdings angesichts seines Talents an der Gitarre nicht wirklich. Denn hierin ist der als Jon Gordon Langseth Jr. in North Dakota geborene Künstler eine wahrer Virtuose. Das beweist er auch zum wiederholt­en Male auf seinem nun nach vier Jahren Pause erschienen­en Studio-Album „Signs“.

Lang hat sich völlig und kompromiss­los dem Blues verschrieb­en: Das wird schon beim mitreißend­en Opener „Make It Move“deutlich, dessen stampfende­n Beats und bluesgeträ­nkte Licks dem rauen Timbre Langs in nichts nachstehen. Dass dieses Konzept aber auch bei Rocknummer­n funktionie­rt, beweist das energetisc­he „Bitter End“. Überhaupt hat der Grammygewi­nner Lang keinerlei Berührungs­ängste: So finden sich unter den elf Tracks auch Nummern mit Funk- („What You’re Made of“), Rock- („Last Man Standing“) und R&B-Elementen („Into The Light“). Das leidenscha­ftliche „Wisdom“bedient sich sogar beim Gospel und legt darauf harte Rockriffs, die einen nur um so mehr fesseln. Dass beim Closer „Singing Songs“gar südländisc­he Akkorde erklingen, komplettie­rt tatsächlic­h das musikalisc­he Spektrum dieses Longplayer­s – zumal sie sich unerwartet harmonisch einfügen.

Autobiogra­fische Texte

Das von Lang, Drew Ramsy und Shannon Sanders produziert­e „Signs“gehört sicherlich zu den besten Blues- und R&B-Alben des Jahres. Womöglich liegt das daran, das einige Songs autobiogra­fisch sind, wie Lang zugibt: „Mein Hauptziel lag darin, den Zuhörern den Weg zu vermitteln, den ich einst selbst gegangen bin.“Mit Sicherheit ragt das Album aber aufgrund seiner Geradlinig­keit und dem ursprüngli­chen Sound heraus. Mit diesem Album beweist Johnny Lang, dass er nicht nur den Ruf, einer der besten Liveperfom­er seiner Generation zu sein, verdient hat – auch als Studiomusi­ker ist der 36-Jährige herausrage­nd.

Anspieltip­ps: „Make It Move“, „What You’re Made of“, „Bitter End“, „Into The Light“, „Bring Me Back Home“, „Wisdom“.

 ?? FOTO: DANIELLA HOVSEPIAN ?? Johnny Langs raues Timbre funktionie­rt bei R&B-Nummern genauso wie bei Rockklänge­n.
FOTO: DANIELLA HOVSEPIAN Johnny Langs raues Timbre funktionie­rt bei R&B-Nummern genauso wie bei Rockklänge­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany