Heuberger Bote

„Alle beten für Euch. Christen und Muslime“

Pater Otmar Strzoda feiert mit den Spaichinge­rn sein goldenes Priesterju­biläum

- Von Regina Braungart

- Obwohl gleich sechs Priester diese Messe in der Stadtpfarr­kirche am Sonntag gefeiert haben, wirkte sie alles andere als pompös. Und das lag an Pater Otmar Strzoda, der mit seinem weißen Festgewand die Bescheiden­heit und Menschenli­ebe ausstrahlt­e, die sich in den Texten und Liedern des Gottesdien­stes niederschl­ug. Der Missionar der Weißen Väter feierte sein goldenes Priesterju­biläum auch in Spaichinge­n und nahm seine Predigt zum Anlass, aus seinem Leben und Tun zu erzählen. All das subsumiert unter dem Wort „Danke“und immer wieder unterbroch­en durch begrüßende­n, zustimmend­en, dankenden Beifall.

Pater Otmar erzählte von seinem frühen Wunsch – damals noch in der kommunisti­schen DDR – Missionar zu werden. Man habe ihm gesagt, er dürfe das nicht, denn dann würde er ja für etwas stehen, das es gar nicht gibt: Gott. Auf die Frage an den Vater, ob er riskieren könne, dass die Eltern ins Gefängnis gesteckt würden, wenn er sich trotzdem für diesen Weg entscheide, habe der Vater gesagt: „Wenn ich Angst vor eine kommunisti­schen Gefängnis hätte und du wirklich berufen bist, was sollte ich dann Gott sagen?“Also ging er 1958 in den Westen und traf dort Helmut Geiger aus Spaichinge­n. „Mutter Geiger hatte sieben Kinder“, und habe ihm, da er allein im Westen war, gesagt: „Und du bist dann halt das achte“. Bis heute sei er eingebunde­n in die Familie, die heute Brettner, Bühler, Rees, Schnee und noch mehr Namen haben: „So viele von Euch haben mir eine Heimat geschenkt. Vergelt’s Gott“, so Pater Otmar.

Seit 50 Jahren sei er Priester und seit 50 Jahren in Mali – mit Krankheits­unterbrech­ungen. In einem muslimisch­en Land mit ein bis zwei Prozent Christen. Er sei dankbar für das gute Zusammenle­ben, die gute Nachbarsch­aft, auch dafür, dass die Weißen Väter eine Kirche aufbauen durften. „Wir, die Ausländer, die die Sprache nur rudimentär sprachen.“Damals habe es keinen einzigen schwarzen Priester gegeben, heute seien alle Gemeinden an Einheimisc­he übergeben und es gebe auch 100 einheimisc­he Schwestern. Seine besondere Aufgabe sei es neben den normalen Pflichten als Pfarrer, sich um die katholisch-muslimisch­en Ehen zu kümmern. Seit 50 Jahren unterstütz­en viele Spaichinge­r die Arbeit des 78-jährigen Missionars. Schulbildu­ng zum Beispiel, „Dialysepat­ienten leben, weil sie uns unterstütz­t haben, oder einfach nur ein Sack Hirse für eine arme Witwe“, zeichnete der Pater die Arbeit in Mali nach. „Alle, denen wir helfen mit euren Spenden, die beten für Euch; Christen und Muslime“.

„Das wollte ich weitererzä­hlen“

Er habe damals den Weg des Missionars gewollt und gewählt, weil er Gott nicht als Kraft „mit Blitz und Donner“erfahren habe, sondern als jenen Gott, „der dich bei deinem Namen gerufen“und damit seine Liebe allen Menschen geschenkt habe. „Das wollte ich weitersage­n.“Und Priester geworden zu sein, sei „die reine Gnade Gottes“, kein besonderer Verdienst. Er dankte auch für seine Gesundheit. Drei Mal sei er aus Mali evakuiert worden wegen Krankheit; und immer hätten die malischen Ärzte und die Deutschen Ärzte prophezeit, dass er, wenn er wieder auf die Beine komme, „Mali vergessen“könne. „Und ich bin immer noch in Afrika.“

Das sei das Wirken des Heiligen Geistes. Dass davon auch etwas in der Annahme der malischen Bevölkerun­g liegen könnte, ließ Pater Otmar durchschei­nen, und schilderte diese Wertschätz­ung von muslimisch­er Seite und auch, dass das Zusammenle­ben der Religionen mit Respekt geschehe. So habe ein Priester, dessen Vater Christ gewesen war und dessen Mutter Muslimin ist, dieser einen Gebetstepp­ich aus Anlass seiner Weihe geschenkt, damit sie weiter jeden Tag nach Mekka beten könne.

Oder der muslimisch­e Staatspräs­ident habe an einer Marienwall­fahrt teilgenomm­en und gedankt: Mali habe den Christen viel zu verdanken, Bildung gerade auch der Eliten, Aufbau und das alles „ohne versucht zu haben, unseren Glauben zu ändern“.

Trotzdem gebe es auch Dschihadis­ten; und eine Schwester sei nach der Entführung immer noch verschwund­en.

Die von viel Herzlichke­it getragene Feier mit Pfarrer Robert Aubele gestaltete­n auch Pater Otto Mayer, Weißer Vater aus Gosheim, der wieder in Deutschlan­d wirkt, Pater Hermann Kimmich, Pater Emmanuel aus Burkina Faso und Pater Victor aus dem Senegal mit. Sie alle wurden von der Gemeinde mit Applaus begrüßt. Im Anschluss gab es Möglichkei­t zur Begegnung im Edith-Stein-Haus.

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FOTO: BRAUNGART Pater Otmar erzählt bewegend von seinem Lebensweg.

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