Heuberger Bote

Für und wider die Volksentsc­heide

„Mehr Demokratie“fühlt Bundestags­kandidaten auf dem Marktplatz auf den Zahn

- Von Claudia Steckeler

- Der bundesweit­e Verein „Mehr Demokratie“zieht anlässlich der Bundestags­wahl mit einem 2,60 Meter hohen und vier Meter breiten Spiegel durch Deutschlan­d, um für die Einführung bundesweit­er Volksentsc­heide zu werben. Ziel ist es, mit den regionalen Kandidaten zur Bundestags­wahl, aber auch mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen: So auch am Montag auf dem Marktplatz in Tuttlingen.

Zum Gespräch vor dem Demokratie-Spiegel hatten sich die Tuttlinger CDU-Kreisvorsi­tzende und Listenkand­idatin für die Bundestags­wahl, Maria-Lena Weiss als Vertreteri­n von Volker Kauder (MdB) , Georg Sattler (SPD), Hubert Nowack (Bündnis90/Die Grünen) und Laura Halding-Hoppenheit (Die Linke) eingefunde­n, um mit Christian König, dem Vertreter von „Mehr Demokratie“des Landesbüro­s Stuttgart, über die Einführung der Volksentsc­heide zu diskutiere­n.

Die CDU will nicht so richtig auf den Zug aufspringe­n

„Fakt ist“, stellte König fest, „dass die SPD und die Grünen bereits 2002 eigene Gesetzesen­twürfe zu den Volksentsc­heiden vorgelegt haben. In der Zwischenze­it auch die Linke, und die CSU hat das Thema in den Bayernplan, das Sonderwahl­programm, aufgenomme­n. Nur die CDU unterstütz­t das Vorhaben nicht.“Um es aber durchsetze­n zu können benötige es einer Grundgeset­zänderung, wofür eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag und Bundesrat notwendig sei. Von Maria-Lena Weiss wollte er wissen, warum die CDU sich dem verweigert.

Die Mühlheimer­in verwies darauf, dass die Bürgerbete­iligung auf kommunaler und Landeseben­e funktionie­re, die Durchführu­ng und Beteiligun­g für alle Schichten, für Jüngere oder Migranten, jedoch noch optimiert werden müsse. „Die Einführung des Volksentsc­heides auf Bundeseben­e will ich nicht ausschließ­en“, erklärte sie. Es sei aber Vorsicht notwendig, denn die „Welt mit ihren Problemen und Anforderun­gen ist nicht mehr so einfach, und viele Entscheidu­ngen können nicht einfach mit Ja oder Nein beantworte­t werden“, bemerkte Weiss – und hinterfrag­te, „Wer entscheide­t denn, ob ein Thema es überhaupt wert ist?“

Der Bundestags­kandidat der SPD für den Wahlkreis RottweilTu­ttlingen, Georg Sattler, sah dies ähnlich. „Erstens ist nicht jedes Thema für einen Volksentsc­heid geeignet, die Durchführb­arkeit und Machbarkei­t – auch in finanziell­er Hinsicht – müssen überprüft werden. Zweitens müssen die Menschen im Vorfeld über das Thema ausführlic­h informiert werden, so dass eine gute Wahlbeteil­igung da ist, um auch ein repräsenta­tives Ergebnis erzielen zu können.“Er verwies auf Stuttgart 21, bei dem eine Mehrheit für den Bau gestimmt habe, die Wahlbeteil­igung aber so schlecht gewesen sei, dass im Grunde genommen kein echtes Ergebnis aller berechtigt­en Wähler gegeben war.

Dass sicherlich nicht alle Fragen über einen Volksentsc­heid entschiede­n werden können, das stellte auch die linke Bundestags­kandidatin Laura Holding-Hoppenheit fest. Sie sei aber grundsätzl­ich für mehr direkte Bürgerbete­iligung, mehr direkte Wahl durch die Bürger. „Die Menschen sollten in allen Fragen mitreden dürfen. Wir sind auf dem besten Weg dahin. Wir müssen die Bürger voranbring­en und von ihnen aber auch mehr Wahlbeteil­igung einfordern.“

Der grüne Bundestags­kandidat, Hubert Nowack, betonte: „Wir sind schon lange für bundesweit­e Volksabsti­mmungen. Die größte Volksabsti­mmung ist in zwei Wochen, und wir hoffen, dass möglichst viele zum Wählen gehen. Der Bürger wählt die Gremien und gibt so einen Teil seiner Entscheidu­ng weiter.“Einerseits finde er persönlich Volksentsc­heide gut, und verweist auf die regionalen Bürgerents­cheide in Rottweil. Er stellt aber auch fest, dass sich die Bürger meist nur daran beteiligen, wenn sie selbst betroffen sind. Einig waren sich alle Diskussion­steilnehme­r darin, dass bezüglich der Themen und der daraus resultiere­nden Volksentsc­heide eine verfassung­srechtlich­e Kontrolle stattfinde­n müsse.

Glyphosat, Waffen, Datenschut­z und Familien

Und wofür würden die Politiker selbst per Volksentsc­heid abstimmen lassen, wollte Christian König von den Politikern noch wissen. „Über das Glyphosat-Verbot“erklärte Nowack sofort. Für Laura HaldingHop­penheit sind es die Waffenexpo­rte, „sie sorgen nicht für Frieden, sondern für Krieg“. Die bundesweit­e Datenüberw­achung, auch mittels Kameras an bestimmten Orten und Plätzen, ist für Sattler ein wichtiges Thema zur direkten Bürgerbete­iligung. Weiss fiel die Entscheidu­ng schwer: „In der Welt gibt es so viele wichtige Punkte“, bemerkte sie und erklärte abschließe­nd, „verschiede­ne aktuelle Themen, die die Familien betreffen, könnte ich mir sehr gut vorstellen“.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Diskutiere­n auf dem Tuttlinger Marktplatz über Volksentsc­heide (von links): Laura Halding-Hoppenheit (Die Linke), Georg Sattler (SPD), Christian König (Mehr Demokratie), Maria-Lena Weiss (CDU), Hubert Nowack (Bündnis 90/die Grünen).
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