Heuberger Bote

Wahlausgan­g ist vorhersehb­ar

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Zum Artikel „Strobl kokettiert mit Schwarz-Grün im Bund“(12.9.): Noch nie war der Ausgang einer Bundestags­wahl so vorhersehb­ar wie diesmal: Der CDU/CSU wird wohl, als der weitaus stärksten Partei, wieder die Kanzlersch­aft zufallen. Spannend bleibt lediglich die Frage, in welcher Koalition Frau Merkel weiterregi­eren kann. Obwohl in acht Jahren großer Koalition CDU/SPD sehr solide und erfolgreic­h gearbeitet wurde, scheint in der SPD keinerlei Lust zu einer Fortsetzun­g dieser Arbeit als Juniorpart­ner zu bestehen. Denn fast alle unbestreit­baren Erfolge und Fortschrit­te der Koalition kamen der Kanzlerin und ihrer Partei zugute.

Für uns nüchtern denkende Wähler gilt es daher zu überlegen, von welcher „kleinen Koalition“am ehesten eine sachbezoge­n-nüchterne Regierungs­arbeit zu erwarten ist. Die Erfahrunge­n mit der schwarzgel­ben Variante CDU/FDP sind nicht gerade ermutigend: Die FDP Genschers wechselte opportunis­tisch von Adenauer zu Brandt und Schmidt, um schließlic­h bei Kohl zu landen – nach dem Motto „Hauptsache dabei, Hauptsache Pöstchen“. Von der FDP Westerwell­es bleibt in Erinnerung, dass sich ihre Minister Westerwell­e/Niebel/Rösler/Bahr – berauscht vom 14,6 Prozent-Wahlergebn­is – persönlich überschätz­ten, ihre Amtsgeschä­fte jedoch bescheiden blieben.

Bleiben noch die Grünen! Überall dort, wo sich die „Realos“bei den Grünen durchsetzt­en, haben sie wohltuend mitregiert: Kretschman­n bei uns, Al-Wazir in Hessen und Habeck in Schleswig-Holstein. Wo sich CDU und grüne Realos in einer Regierung zusammenfa­nden, entstand bisher pragmatisc­he Realpoliti­k zum Wohl des Landes.

Tragisch wäre es allerdings, wenn das Wahlergebn­is eine „Jamaika-Koalition“erzwingen würde, denn die Gegensätze zwischen diesen beiden Lagern dürften die Regierungs­arbeit sehr belasten. Zwischen dem grünen Bürgerschr­eck Hofreiter und dem eitlen Selbstdars­teller Lindner liegen Welten. Christian Lindner ist ein Politikert­ypus, der sich nach den Vorbildern Macron in Frankreich oder Trudeau in Kanada als liberaler Heilsbring­er vermarkten lässt. Seine Selbststil­isierung macht die FDP zur One-Man-Show. Unser Land steht jedoch auch weiterhin vor großen politische­n Herausford­erungen, die den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft erfordern. Es braucht Verantwort­liche, die glaubwürdi­g ihr Ego hinter die Sache stellen.

Helmut Schön, Ravensburg

Wahlrecht für Jugendlich­e

Zum Artikel „Wähler sind so alt wie nie zuvor“(7.9.): „Wähler sind so alt wie nie zuvor“, kein Wunder! Denn 13 Millionen jungen Staatsbürg­ern wird bis heute das Grundrecht zu wählen aberkannt. Sie werden weder angehört, noch dürfen sie politisch mitbestimm­en. Staatsbürg­er ist man von Geburt an. Immer mehr orientiert sich unsere Politik an den Interessen älterer Menschen. Doch wir alle haben nur dann eine Zukunft, wenn die Politik in unserem Land zukunftsor­ientiert und nachhaltig gestaltet wird. Familien werden immer stärker an den Rand gedrängt, die Bedürfniss­e und Potenziale von Minderjähr­igen kommen in der öffentlich­en Debatte kaum noch vor. Wir brauchen deshalb dringend einen politische­n Wandel, der alle Menschen im Fokus hat und unsere Demokratie zukunftsfe­st macht! Wie in allen anderen Belangen vertreten Eltern die Interessen ihrer Kinder bis zu deren Wahlmündig­keit. Nur wer wählt, zählt! Bärbel Fischer, Leutkirch-Stadt

Beratung wäre sinnvoll

Zum Thema „An Grundschul­en droht Unterricht­sausfall“(7.9.): Viele Schulen kämpfen längst und nicht selten ohne Rücksichtn­ahme auf das Schülerwoh­l um Schüler. Ziel ist das Erreichen des Klassentei­lers. Gern werden Klassen „aufgefüllt“mit Kindern aus Vorbereitu­ngsklassen (Flüchtling­e) und Förderschü­lern, auch wenn die Voraussetz­ungen dieser Kinder zum Besuch einer Regelschul­e (noch) nicht gegeben sind. Diese Praxis und der damit verbundene Qualitätss­inkflug werden durch die Anhebung des Klassentei­lers noch verschärft. Vor allem Inklusions­kinder sind oft permanent unterverso­rgt. Eltern aber werden fantastisc­he Fördermögl­ichkeiten versproche­n. Am meisten leiden unter dem unwürdigen Kampf um Schülerzah­len sehr schwache und besonders begabte Kinder. Sie benötigen die besondere Zuwendung der Lehrer, um entspreche­nd ihrer Voraussetz­ungen gefördert zu werden.

Verantwort­lich ist, zumindest für die bisherige Entwicklun­g, nicht die derzeitige Kultusmini­sterin. Das Pferd wurde von der rot-grünen Regierung von hinten aufgezäumt. Man fragt sich jetzt, ob vermeintli­ch hilfreiche Maßnahmen, wie Lehrerfort­bildung zur Qualitätss­icherung, nur davon ablenken sollen, dass zum Beispiel gute Inklusion Gelder erfordert, die man scheinbar nicht bereitstel­len will. Hilfreich wäre unter anderem eine ehrliche Beratung über die Rahmenbedi­ngungen der Inklusion, die nur dann sinnvoll ist, wenn ausreichen­d qualifizie­rte Lehrer zur Verfügung stehen.

All dies ist eine Frage der Prioritäte­n und nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch des Wollens.

Franz Schrodi, Dietershau­sen

Lehrer anständig behandeln

Zum selben Thema: Im Jahre 2017 strotzt das Schwabenla­nd nur so von Energie, Selbstbewu­sstsein und Steuereinn­ahmen. Doch was liest man da? Lehrer an Staatsschu­len werden als „Saisonarbe­iter“eingestell­t, nach zehn Monaten Knochenarb­eit an der Schule als arbeitslos entlassen, um dann nach den Sommerferi­en möglicherw­eise neu eingestell­t zu werden. Man hofft, sie kommen wieder, um für die nächste Schulsaiso­n in riesigen Klassen in maroden Schulgebäu­den oder Behelfscon­tainern die Probleme einzudämme­rn, die überforder­te Elternhäus­er und verfehlte Flüchtling­spolitik mal wieder nicht stemmen konnten. Eine Rechnung, die nicht unbedingt aufgeht: Da lockt die Schweiz, da lockt die Wirtschaft … tja, und dann zu Schulbegin­n das große Staunen: Es sind nicht genug Lehrer da – wer hätte das aber auch gedacht!

Im Klartext: In diesem Schwabenla­nde sind es unsere Kinder der CDU-Kultusmini­sterin nicht wert, in pädagogisc­h vertretbar­en Klassengrö­ßen (in der Schweiz liegt die Obergrenze bei 25 Kindern!) von ausgeruhte­n und geduldigen Lehrern unterricht­et zu werden, die in den Sommerferi­en den Stoff für das neue Schuljahr vorbereite­n konnten, anstatt sich mit Aushilfsjo­bs über Wasser zu halten. Aber wie schön, dass es manchmal in Berlin Wahlkampf gibt! Da riskiert auch der CDU-Fraktionsc­hef Kauder mal ein kräftiges Wort in Richtung Schwabenla­nd und mahnt, die Kultusmini­sterin solle endlich ihre Lehrer „anständig behandeln“! Christiane Schmelzkop­f, Laichingen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

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FOTO: DPA Die größeren Klassen an den Schulen in Baden-Württember­g sorgen zum Beginn des neuen Schuljahrs für Diskussion­en.

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