Großer Bahnhof für Patrick Reger
Wilflingen begrüßt den Amateur-Weltmeister der halben Ironman-Distanz
(sbo) - „Spätestens jetzt können Wellendinger froh sein, dass sie zu Wilflingen gehören“, verkündet Bürgermeister Thomas Albrecht schelmisch, „denn nun können sie sagen, ›wir haben einen Weltmeister in unseren Reihen.‹“Der Weltmeister heißt Patrick Reger und erhält einen launigen Empfang. Vor der „Krone“in Wilflingen haben sich 120 Menschen versammelt. Alte und Junge, Verwandte, Freunde und Fans des 21-jährigen Sportlers, der in den USA bei den Titelkämpfen auf der halben Ironman-Distanz als Amateur den ersten Platz (Altersklasse 18 bis 24 Jahre) erschwommen, erradelt und erlaufen hat.
Insgesamt wurde er 21. von 2814 Athleten. Ihm wird beim Empfang zugejubelt, ihm wird gratuliert. Albrecht spricht die Worte „unglaublich stolz“aus. Ortsvorsteher Andreas Muschal gratuliert. Diese Kunde habe sich am Sonntagabend im Ort blitzschnell verbreitet. Somit habe Wilflingen einen Weltmeister in seinen Reihen. Und der Radfahrerverein Alpenrose einen weiteren Leuchtturm in seiner Historie. Nach dem deutschen Meister Peter Genssler (1981), der an den Olympischen Spielen teilnahm (1984), und dem Europameister Wolfgang Angst (2008). Und die „Alpenrose“hat in Edmund Müller einen Vereinschef, der nicht auf den Mund gefallen ist. „Bei uns hat Patrick das Radfahren gelernt.“Jetzt fehle nur noch ein Olympiasieg.
Patrick Reger ist sprachlos, als er in die Runde blickt. „Cool, dass so viele gekommen sind.“Er, der seit Sieg und Rückflug kaum ein Auge hat zumachen können, bekommt beim Anblick all der Gratulanten seine zweite Luft und genießt den Empfang. Er erinnert daran, dass er vor sechs Wochen noch wegen Ermüdungsschmerzen an Krücken gegangen sei. Dann habe er vor vier Wochen das Training bei einem Kumpel in Salzburg intensivieren können. Generell wechseln sich Entlastungswochen (etwa zwölf Stunden) mit intensiven Wochen (bis zu 22 Stunden) ab, erklärt er. Reger ist schließlich Amateur und im zweiten Lehrjahr zum Industriemechaniker bei der Firma GUK (Wellendingen).
Doch zurück zur „70.3. World Championship“. Mit der Schwimmleistung in Chattanooga (0:29:34 Stunden über 1,9 Kilometer) in Regers „schwächster“Disziplin zeigte er sich „zufrieden. Es hätte besser sein können.“Mit dem Schwimmen hat er als letztes begonnen und trainiert in Rottweil eifrig bei Sigisbert Ackermann.
Beim Radfahren (90 Kilometer) kam ihm der anspruchsvolle Kurs mit den vielen Höhenmetern entgegen. Der Lemberg lässt grüßen. Das Radfahren genießt beim Triathlon eine große Bedeutung. Schließlich nimmt es etwa die Hälfte des Wettkampfs ein (bei Patrick Reger 2:15:24 Stunden bei einer Gesamtzeit von 4:07:21 Stunden). Auf der halben Ironman-Distanz ist außerdem – im Gegensatz zu der Kurzdistanz bei Olympia – Windschattenfahren verboten. Echte Eisenmänner wollen schließlich ihre Leistungsgrenzen in den drei kombinierten Ausdauerdisziplinen allein austesten und benötigen keine Unterstützung. So jedenfalls ein ursprünglicher Gedanke des „Ironman“.
Und das Laufen (1:17:34 Stunden über 21,1 Kilometer) „lief wie am Schnürchen“(Reger). Er konnte nach eigenen Angaben das Tempo halten und mitgehen.
Dies gelingt Reger an diesem Abend ebenfalls mühelos. Bei einer ellenlangen Schar der Gratulanten und vielen netten Gesprächen. Alle Müdigkeit ist verflogen, obwohl am anderen Morgen der Sonderurlaub zu Ende ist und er um 7 Uhr wieder auf der Matte stehen soll. Für eisenharte Wilflinger kein Problem.
So wird der Empfang fast ein genauso „megageiles Event“(Reger über Chattanooga) wie der Wettkampf in Tennessee bei 28 Grad Celsius selbst („megagut organisiert“). Das Zusammenspiel der Wilflinger Vereine und Mandatsträger funktionierte weltmeisterlich. Was folgt? In dieser Saison will Reger seine Form für einen „schnellen Halbmarathon“nutzen und eventuell bei kleineren Radrennen starten. Und in Zukunft? Selbstverständlich lockt Hawaii, der Ironman. Doch nicht gleich. Um noch im „Alter“Triathlon betreiben zu können, sei es nicht sinnvoll, vor dem 25./26. Lebensjahr für einen Ironman zu trainieren. Da dürfte Olympia näher liegen.