Gestalter
Finanzminister
zitiert gerne den Philosophen Kant: „Aus krummem Holz ist der Mensch geschnitzt.“Das Zitat liegt dem gebürtigen Schwarzwälder, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, auch biografisch nahe. Der Historiker Hans-Peter Schwarz bezeichnete ihn als „fähigste und zugleich tragischste Persönlichkeit in der neueren CDU-Geschichte“. Dass ihm der Glaube gerade in schwierigen Momenten Halt gibt, hat der überzeugte Protestant mehrfach bekannt – nicht zuletzt mit Blick auf das Attentat 1990, seit dem er querschnittgelähmt ist.
Seit 1972 holte er im Wahlkreis Offenburg stets das Direktmandat für den Bundestag. Der zweite von drei Söhnen des CDU-Abgeordneten im Badischen Landtag, Karl Schäuble, begann seine politische Karriere 1961 mit dem Eintritt in die Junge Union. Während des Studiums der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wurde er Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten in Freiburg und Hamburg.
Der rasche Aufstieg Schäubles war aufs Engste mit Helmut Kohl verbunden. Nach dessen Wahl zum Kanzler am 1. Oktober 1982 wurde Schäuble Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion. Kohl berief ihn später zum Chef des Bundeskanzleramts und im April 1989 zum Innenminister. In dieser Funktion handelte er den Einheitsvertrag mit der DDR aus. Das zunehmend angespannte Verhältnis zerbrach mit der Parteispendenaffäre. Schäuble musste im Februar 2000 den Partei- und Fraktionsvorsitz niederlegen und zuschauen, wie die junge Angela Merkel an ihm vorbeizog. Als Ressortchef unter Merkel gestaltete der Ausnahmepolitiker die Geschicke Deutschlands maßgeblich weiter. Mit der Islamkonferenz legte er die Grundlage für eine bessere Integration der 4,5 Millionen Muslime, auch gegen Vorbehalte in den eigenen Reihen. Als Finanzchef navigierte er Deutschland durch die Finanzkrise. Und zur Eurorettung griff der überzeugte Europäer auch zu harten Bandagen. Für seine Verdienste um die „Wiedervereinigung und Neuordnung Europas“erhielt er 2012 den Karlspreis. (KNA)