Ein bizarres Geplänkel
FDP und Grüne liefern sich gerade ein bizarres Geplänkel, überhäufen sich mit Vorwürfen, haben sich zuletzt verbal regelrecht ineinan- der verbissen. Doch soll das vor allem die eigenen Anhänger darüber hinwegtäuschen, dass man am Ende miteinander auf der Regierungsbank landen könnte und dafür zu massiven Zugeständnissen gezwungen wäre.
FDP-Chef Christian Lindner und das Grünen-Spitzenduo Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir üben sich in maximaler Profilschärfung, ohne dabei zu deutliche rote Linien einzuziehen, an denen eine Jamaika-Koalition, das erste schwarz-gelb-grüne Regierungsbündnis im Bund, am Ende scheitern könnte. Es ist für beide Parteien ein schwieriger Spagat. Vor allem für die Grünen könnte der Schuss nach hinten losgehen, wenn ihnen die Stammwählerschaft nicht abnimmt, dass sie am Ende wirklich standhaft bleiben und ihre Kernforderungen durchsetzen.
Beim Umgang mit der AfD verfolgen Grüne und Liberale gegensätzliche Strategien. Linder hat sich für eine harte Flüchtlingspolitik entschieden, was ihm den Vorwurf einbringt, auf die AfD-Klientel zu schielen. Auch aus den eigenen Reihen wird dies mit Argwohn betrachtet. Die Grünen setzen auf Integration statt Abschottung und auf die Dämonisierung der AfD. Wie sie am 24. September abschneiden wird, gehört zu den größten Unbekannten des Wahlkampfes.