Heuberger Bote

Mit ganz viel Selbstbewu­sstsein

Bayerische­r Ministerpr­äsident Seehofer unterstütz­t Volker Kauder im Wahlkampf

- Von Sabine Felker

- Wenn ein politische­s Schwergewi­cht wie Horst Seehofer (CSU) im Trossinger Konzerthau­s spricht, dann zieht das: 230 Besucher sind am Freitagabe­nd zur Wahlkampfv­eranstaltu­ng der CDU gekommen. Horst Seehofer hatte viele schmeichel­hafte Worte für BadenWürtt­emberg und die Leistungen der CDU im Bund dabei. Ruhig statt polternd präsentier­te er sich und schwor die Wahlkampfh­elfer auf den Endspurt ein.

„Verlassen Sie sich nicht auf die Umfragen. Wir haben noch nichts gewonnen“, richtete Horst Seehofer gleich zu Beginn eindringli­che Worte an das Publikum. „Moderne Wahlkämpfe werden in den letzten Tagen gewonnen.“Wichtig sei es deshalb, dass die Wahlkämpfe­r der CDU und ihre Helfer das Zukunftspr­ogramm von CDU und CSU „unter die Leute bringen“. Diese Warnung hatte Volker Kauder zuvor ebenfalls an das Publikum gerichtet. „Wir dürfen nicht glauben, die Sache ist schon gelaufen. Entscheide­nd ist, dass wir so stark werden, dass man nicht gegen uns eine Regierung bilden kann.“

Überrascht dürfte so mancher Besucher über die lobenden Worte Seehofers in Richtung der Bundeskanz­lerin gewesen sein: „Angela Merkel regiert seit zwölf Jahren. Sie ist für unser Land ein Segen.“Der streitbare Politiker schob sogar noch nach: „Ich muss ihnen ein Geständnis machen: Angela Merkel und ich vertragen uns.“

„Kraft liegt im Süden“

In gewohnt bayerische­m Selbstbewu­sstsein stellte der Ministerpr­äsident klar: „Die Kraft Deutschlan­ds liegt im Süden.“Die Art, wie hier Bildung, Wirtschaft und Politik gestaltet würden, müsse deshalb beibehalte­n werden. Klar sei aber auch, dass „wir, wenn es um den Schutz der Bürger geht, einen starken Staat brauchen“, so Seehofer weiter. Ausschreit­ungen wie beim G20-Gipfel im Hamburg würde es in Bayern nicht geben.

Dieser Punkt war es dann auch, der erahnen ließ, wie ein polternder, von zu viel Selbstbewu­sstsein getragener Auftritt Seehofers aussieht. „Vermummung ist bei einer Demonstrat­ion bei uns in Bayern verboten. Wer die Vermummung nicht abnimmt und die Demonstrat­ion nicht verlässt, der kommt in Gewahrsam. Und dann ist er schon mal für zwei Tage weg“, erklärte Seehofer seine Strategie und legte nach: „Ein Rechtsstaa­t, der zum Schutz seiner Bürger stark ist, der muss zubeißen.“Auch um bekannte Allgemeinp­lätze wie „Opfer müssen geschützt werden, nicht die Täter“, war er nicht verlegen.

Das Zukunftspr­ogramm der Konservati­ven („rechts von uns ist rechtsradi­kal“) baue neben dem Aspekt der Sicherheit auch auf das Thema Zuwanderun­g, so Seehofer. „Wir haben Toleranz gegenüber anderen Religionen, aber der Islam gehört nicht zu uns. Wer bei uns leben will, muss unsere Leitkultur leben.“Sein Wunsch sei es, „dass Deutschlan­d Deutschlan­d bleibt“.

Eben dafür sei es nötig, die Zuwanderun­g aus dem Ausland zu begrenzen, damit Integratio­n gelingen könne. „An den EU-Außengrenz­en müssen wir entscheide­n, wer kommen kann und wer nicht. Die, die Schutz brauchen, müssen in Europa verteilt werden“, sagte Seehofer.

Die Sicherung der Arbeitsplä­tze sei ein weiteres Ziel des Zukunftspr­ogramms. „Wir haben in Bayern Vollbeschä­ftigung“, betonte Horst Seehofer und gab einen kleinen Einblick in seine Kindheit. Er selbst habe als kleiner Junge aus einfachen Verhältnis­sen erlebt, wie wichtig es gewesen sei, dass die Lohntüte des Vaters wöchentlic­h nach Hause kam. Und er habe damals gelernt, was es bedeutet, wenn diese Lohntüte nicht kam. Deshalb sei es wo wichtig, dass alle Menschen eine Anstellung finden. Nicht richtig sei es jedoch, auf eine akademisch­e Laufbahn für alle Schüler zu setzen. „Wir brauchen auch Handwerker“, warb er für die duale Ausbildung.

Zwischenap­plaus war dem bayerische­n Ministerpr­äsidenten an diesem Abend sicher, ganz besonders laut fiel er jedoch beim Thema Automobilb­ranche aus. „Wir müssen mit der Hetzjagd gegen das Automobil Schluss machen. Es ist die Wurzel unseres Wohlstands.“

Dass der Süden Deutschlan­ds nicht alleine existieren kann, räumte Seehofer ein. „Uns kann es auf Dauer nicht gut gehen, wenn es nicht allen Regionen Deutschlan­ds gut geht.“Trotzdem sei es an der Zeit, „27 Jahre nach der Deutschen Einheit den Soli abzuschaff­en“.

Seehofers letzter Appell an diesem Abend: „Wir sind Patrioten“, deshalb müssten sich CDU und CSU mit aller Kraft für den Wahlkampf einsetzen.

„Ein Rechtsstaa­t, der stark ist, der muss auch zubeißen.“Horst Seehofer, Ministerpr­äsident Bayerns

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FOTO: SABINE FELKER Gemeinsam in den Wahlkampf-Endspurt: Werner Hauser vom Trossinger CDU-Stadtverba­nd (von links), Volker Kauder und Horst Seehofer.

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