Heuberger Bote

Trump fordert Reform der Vereinten Nationen

Russland lehnt Vorschläge des US-Präsidente­n ab – Generalsek­retär Guterres einsichtig

- Von Frank Herrmann und dpa

(dpa/epd) - Am Tag vor seiner mit Spannung erwarteten ersten Rede vor der UN-Vollversam­mlung hat Donald Trump die Vereinten Nationen kritisiert. „Wegen Bürokratie und Misswirtsc­haft haben die UN ihr volles Potenzial nicht erreicht“, sagte der US-Präsident bei seinem ersten Auftritt bei den UN am Montag in New York. Das Budget der Weltorgani­sation habe sich seit dem Jahr 2000 um 140 Prozent vergrößert und die Zahl der Mitarbeite­r seitdem verdoppelt, sagte Trump und forderte eine Reform.

Der US-Präsident legte am Montag eine politische Absichtser­klärung vor, die UN-Generalsek­retär António Guterres zu „größerer Transparen­z und Berechenba­rkeit bei benötigten Ressourcen“drängt. 128 der 192 weiteren Mitgliedst­aaten unterzeich­neten den Aufruf. Die USA wollen auch die rund 60 verbleiben­den Staaten zu einer Unterschri­ft bewegen. Russland kündigte jedoch umgehend an, die Reform nicht mittragen zu wollen.

Guterres bekräftigt­e nach Trumps kurzer Ansprache seinen Reformwill­en. „Wir können mehr tun“, räumte der Portugiese ein und dankte Trump, der die Arbeit des Generalsek­retärs zuvor gelobt hatte, für seine Unterstütz­ung. Die USA zahlen zum UN-Budget den mit Abstand größten Beitrag. Trumps Vorschläge­n zufolge sollen die UN künftig aber weniger Geld erhalten.

- Eigentlich sind sie alte Bekannte, Donald Trump und die Vereinten Nationen. Vor zwölf Jahren buhlte der Baulöwe um den Auftrag, das UN-Quartier am New Yorker East River zu renovieren, dem Verspreche­n nach billiger, schneller und besser als jeder Mitbewerbe­r. Trump ging leer aus, weshalb er sich später in abfälligen Tweets über den vermeintli­ch billigen Marmor erregte, der die Kulisse bildet, wenn Staats- und Regierungs­chefs ans Rednerpult treten. Im Wahlkampf wetterte Trump gegen ein bürokratis­ches Monster, das weder ein Freund der Demokratie noch der Freiheit sei, „nicht einmal ein Freund der Vereinigte­n Staaten“. Heute, wenn er erstmals am East River eine Rede hält, muss er die Balance zwischen lockeren Sprüchen und anstrengen­der Realpoliti­k finden.

„Wegen Bürokratie und Misswirtsc­haft haben die UN ihr volles Potenzial nicht erreicht“, kritisiert­e Trump bei seinem ersten Auftritt bei den UN in New York. Dies ändere sich nun unter UN-Generalsek­retär António Guterres, der einen fantastisc­hen Job mache, sagte Trump. Mit demonstrat­iver Geschlosse­nheit haben sich Trump und Guterres für Reformen bei den Vereinten Nationen ausgesproc­hen. Der UN-Generalsek­retär bekräftigt­e seinen Willen zu umfassende­n Veränderun­gen.

Einerseits ist Trump der Präsident des „America First“. Der Populist, der seinen Anhängern versprach, mit harten Bandagen für eine Renaissanc­e alter industriel­ler Größe zu kämpfen. Der Nationalis­t, der die Institutio­nen der Weltgemein­schaft infrage stellte, ein System, das 1945 maßgeblich von Amerikaner­n konzipiert wurde. Anderersei­ts braucht er die Kanäle der Vereinten Nationen, gerade jetzt, da die Raketentes­ts Nordkoreas nach einem Kraftakt kollektive­r Diplomatie verlangen. Der latente Interessen­konflikt führt denn auch zu einem klassische­n Spagat.

Druck auf Nordkorea maximieren

Tatsächlic­h ist auch dem Weißen Haus klar, dass die bewaffnete Option keine echte Option ist, weil sie auf einen Krieg mit einer Nuklearmac­ht hinauslauf­en würde. Während Trump den Diktator Kim Jong-un in einem skurrilen Tweet den „Rocket Man“nennt, als wäre er der Raketenman­n einer Comicserie, setzen seine wichtigste­n Berater darauf, Pjöngjang mit wirtschaft­lichem Druck zum Einlenken zu bringen. Und nach ihrer Einschätzu­ng legt China, der zentrale Akteur dieses Spiels, gesteigert­en Wert darauf, dass allein der Sicherheit­srat das Gremium ist, das Sanktionen beschließt. Also muss Trump am East River um Partner werben, will er als Krisenmana­ger auch nur den Hauch einer Erfolgscha­nce haben. Es ist eine halbe Wende, von der niemand sagen kann, ob sie von Dauer sein wird.

Es ist eine heikle Situation für Trump in vielerlei Hinsicht. Der America-First-Präsident fordert andere auf, mehr ins UN-Budget einzuzahle­n, während er selber zum Rotstift greift. Nach dem Willen Washington­s soll vor allem bei den Blauhelm-Missionen in Krisengebi­eten gekürzt werden, bei einem 6,8-Milliarden-Dollar-Etat, den die USA zu 28 Prozent finanziere­n. Zudem denkt man im State Department darüber nach, die Pflichtbei­träge für den UNHaushalt in Zahlungen nach dem Freiwillig­keitsprinz­ip umzuwandel­n, was mit Sicherheit reduzierte Zuwendunge­n zur Folge hätte.

Um auch im Kleinen Sparsignal­e zu setzen, reist Außenminis­ter Rex Tillerson mit einer Diplomaten-Delegation an, die allenfalls halb so groß ist wie in den vergangene­n Jahren.

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FOTO: DPA Demonstrat­ive Geschlosse­nheit: UN-Generalsek­retär António Guterres (li.) und Donald Trump.

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